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Willkommen in Halle. Hier, wo die Peißnitzinsel mit ihrer morbiden Industriekulisse und trinkenden Nachmittagsbesuchern ebenso zum Stadtbild gehört wie das Händel-Denkmal und der alljährliche Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz, landet man durchaus mal mit beiden Beinen auf dem Boden der regionalen Tourismusrealität – und das ist gar nicht so schlecht für einen Einstieg als Touristikfachwirt. Der Beruf ist, um zwischen den Klischees zu vermitteln, so etwas wie ein Mittelding aus Reiseveranstalter, Organisator, Vertriebsprofi und, sagen wir, lokalem Innovator. Zauberei ist es nicht, dafür aber… Sisyphos-Arbeit, manchmal.
Wer frisch dabei ist, merkt schnell: Der Tagesablauf als Touristikfachwirt in Halle besteht weniger aus Handbuchlesen, sondern eher aus – machen, improvisieren, nachbohren. Einmal organisierst du Busreisen durch die Saaleauen, das andere Mal feilst du an neuen Marketingideen, weil sich die Zielgruppe der Best-Ager nun mal anders tickt als die Öko-Studis von der MLU. Ganz ehrlich: Routine? Gibt’s schon, aber als lauer Nachgeschmack. Du stellst dich ständig auf wechselnde Gäste, Dienstleister und Mitspieler ein, koordinierst Abläufe von Unterkunft bis Abreise, kalkulierst Preise oder jonglierst mit Kontingenten und Auslastungen – und das, während die Konkurrenz in Leipzig gähnt, aber durch mehr Torschüsse auf dem touristischen Spielfeld auffällt.
Wer mit dem Taschenrechner auf dem Jahrmarkt jonglieren will, wird am Lohnniveau erst mal schlucken: Das Einstiegsgehalt liegt in Halle meist irgendwo zwischen 2.600 € und 2.900 €. Mit wachsender Erfahrung sind auch 3.100 € oder mehr drin – aber springen wie ein Känguru tut die Gehaltskurve selten. Klar, für manch einen klingt das bescheiden, für hiesige Verhältnisse aber nicht zwingend unattraktiv – gerechnet an den Lebenshaltungskosten und der überschaubaren regionalen Konkurrenz.
Halle ist keine Großstadt mit Deluxe-Flair, hier gibt’s keine Flut internationaler Kongresse, dafür aber charmante Nischen, die man sich als Touristikfachwirt zunutze machen kann – jedenfalls, wenn man bei digitalen Trends nicht ständig die letzte Straßenbahn verpasst. Viele Betriebe, gerade im Bereich der Touristikdienstleistungen, kämpfen noch mit veralteten Buchungssystemen oder haben die Transformation zum Online-Marketing gefühlt verschlafen. Es ist so: Wer fit ist im digitalen Storytelling, in SEO-Optimierung (ha, das Wort benutzt hier wirklich keiner freiwillig) und Social-Media-Guerilla, verschafft sich Vorteile. Aber seien wir ehrlich: Es braucht auch weiterhin den klassischen Kundenkontakt, das Fingerspitzengefühl für regionale Besonderheiten, und eine Affinität zum „mal eben schnell improvisieren“ – ob beim Frühlingserwachen auf dem Marktplatz oder bei einer plötzlichen Buspanne am Hufeisensee.
Was in Halle auffällt: Die Tourismusbranche ist in Bewegung, aber anders als in den urbanen Hotspots. Kulturelle Events, ein wachsendes Bewusstsein für nachhaltigen Inlandstourismus, die Nähe zum Harz und zum Burgenland, dazu ein sich langsam modernisierendes Hotellerie- und Gaststättengewerbe – das Ganze ergibt einen Schmelztiegel, in dem kreative Köpfe und Pragmatiker gleichermaßen gebraucht werden. Wer als Berufseinsteiger oder wechselwillige Fachkraft bereit ist, sich auf die Brüche und Eigenheiten des halleschen Marktes einzulassen, der entdeckt Nischen – statt auf ausgetretenen Trampelpfaden hinter Reisegruppen herzulaufen.
Am Ende bleibt: Der Einstieg ins Tourismusgeschäft in Halle ist kein Spaziergang, aber auch kein unüberwindbarer Hürdenlauf. Man muss bereit sein, sich auf wechselnde Bedingungen und nicht zuletzt die Menschen einzulassen – das klingt abgedroschen, ist aber wahr. Ich habe den Eindruck, gerade hier, wo persönliche Kontakte und Netzwerk-„Vitamin B“ noch mehr zählen als die perfekte PowerPoint, bringt Authentizität mehr als Selbstdarstellung. Wer mit offenen Augen und einer Portion Humor an den Start geht, wird erleben: Halle (Saale) ist, was den Beruf Touristikfachwirt betrifft, bodenständig, eigen, widersprüchlich – und gelegentlich überraschend lohnend. Oder – wie einer meiner Kolleg:innen mal sagte: „Es ist wie eine Stadtführung im Nebel – du weißt nie ganz, was dich an der nächsten Ecke erwartet.“ Und sind wir ehrlich: Genau das macht doch irgendwie den Reiz aus.
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