Tischler Jobs und Stellenangebote in Hannover
Beruf Tischler in Hannover
Holz und Hannover: Zwischen Handwerkstradition und Zukunftsfragen
Den Beruf des Tischlers in Hannover zu erklären, ohne in die üblichen Phrasen von „Tradition trifft Moderne“ abzugleiten? Gar nicht so leicht. Aber was soll’s, an Holzstaub und Leimfahne ist noch keiner erstickt, und wenn man ehrlich ist: Ganz so verstaubt, wie viele immer denken, ist der Beruf schon lange nicht mehr. Jedenfalls nicht seit CNC-Fräsen im Betrieb den Lärmpegel so verändert haben, dass der Azubi aus der dritten Reihe immerhin wieder den Unterschied zwischen Daumenmaß und Laservermessung kennt – meistens jedenfalls. Wäre falsch, jetzt mit Lobhudelei einzusteigen. Vielmehr wage ich – aus der Seitenperspektive eines Wanderers im eigenen Gewerk – einen Blick auf das Jetzt, das Drumherum und das, was Berufseinsteiger und Umsteiger in Hannover erwartet.
Handfest: Was macht Tischlerarbeit in Hannover aus?
Was viele unterschätzen: Tischlerarbeit ist Nervensache. Die Kunden im Privathaus wollen gern die berühmte Eiche aus Omas Tagen ausbauen lassen – „gerne originalgetreu, aber doch modern“ –, während die Großbaustelle plötzlich mit Brandschutzverordnungen winkt, die keiner im ersten Jahr versteht. Tischler in Hannover? Wer das für einen einheitlichen Job hält, hat noch nie nach Feierabend durch die Werkstatt eines kleinen Familienbetriebs im Stadtteil Linden geschnuppert oder in einem mittelständischen Möbelbetrieb am Ernst-August-Kanal einen neuen Zuschnitt gefahren. Man ist mal Allrounder, mal Spezialist. Der Alltag? Zwischen Montageeinsatz, Einzelanfertigung, CAD-Kopfstand und Materialverwaltung. Ach ja, und zwischendurch muss das Wetter regelmäßig ignoriert werden – Hannover-typisch, man kennt das.
Zwischen Markt und Material: Lohnt sich das noch?
Ein Satz, den ich immer wieder höre: „Lohnt sich das noch, Tischler zu werden? Holen die Maschinen uns nicht ohnehin bald ein?“ Kurze Antwort: Nein, eine wohlig warme Fensterbank aus Massivholz montiert sich eben immer noch nicht selbst. Die Nachfrage nach individuellen Lösungen wächst; das sieht man nicht nur bei Privatkunden, sondern auch bei Architektenteams, die am neuen Ihme-Zentrum ihre Ideen ausleben. Klar, industrielle Fertigung macht Druck. Aber wenn in Hannover irgendetwas konstant geblieben ist, dann der Wert der Handarbeit – jedenfalls in Nischen, deren Bedeutung so unterschätzt wird, wie die Geduld beim Stockschrauben. Die Arbeitsmarktlage? Seit Jahren erstaunlich stabil – mit feinen Schwankungen je nach Spezialisierung. Wer’s drauf anlegt, kann nach Ausbildung und ein, zwei Jahren Berufserfahrung locker 2.800 € bis 3.200 € verdienen, mit Fokus auf komplexe Einbauten sogar mehr. Kommt halt drauf an, welche Holznote man anschlägt – und wie treffsicher man die Wünsche der Kundschaft interpretiert. Zu unterschätzen sind die regionalen Unterschiede im Gehalt allerdings auch nicht: Wer im Speckgürtel bei Isernhagen anheuert, landet unter Umständen schneller bei 3.400 € als im Familienbetrieb auf der Limmerstraße, wo die Bezahlung manchmal oldschool ist. Ganz ehrlich: Monetär kann der Unterschied schon mal ein Brett sein.
Technik, Trends und Hannover-Flair
Über Geschwindigkeit und Digitalisierung müsste man eigentlich drei Absätze schreiben. Natürlich sieht man mittlerweile gelegentlich CAD-Bildschirme, sogar in kleineren Betrieben. Aber der Unterschied zwischen „High-End-Einbauküche in der Südstadt“ und „passgenauer Einbauschrank in Ricklingen in Handarbeit“ bleibt gewaltig. Was mich in Hannover immer wieder überrascht: Der an vielen Ecken gelebte Spagat zwischen gewachsener Handwerkerkultur und technisch verspielter Zukunftslust. Die Betriebe, die mutig neue Wege gehen – etwa beim Thema Nachhaltigkeit, Recycling von Verschnitt oder der Arbeit mit regionalem Holz – wirken, als hätten sie kapiert, dass der Preiskampf nur mit schlauen Köpfen zu gewinnen ist. Viel Innovationsfreude ja, aber mit fast trotzigem Hang zur Wertarbeit. Klingt widersprüchlich? Ist es manchmal auch.
Weiterbildung – und was dann?
Manchmal fragt man sich ja selbst, ob der nächste Lehrgang die Welt verändert. Wer nach ein paar Jahren Säge und Schleifpapier den Meister anstrebt oder zum Holztechniker mutiert, bekommt in Hannover durchaus Chancen – Berufskolleg, Innungen und manchmal sogar branchenfremde Arbeitgeber fahren interessante Schienen. Was viele nicht wissen: Die Schnittstelle zu anderen Gewerken ist oft spannend, gerade dort, wo komplexe Projekte auf neue Bauverfahren oder energetische Sanierung treffen. Und ja, der, der flexibel bleibt – sei es Richtung Bauschreinerei oder Möbeldesign – merkt irgendwann: Die Tischlerzunft in Hannover lebt von Individualisten mit Haltung. Und das ist vielleicht die schönste Pointe an diesem Job.