Tischler Jobs und Stellenangebote in Hagen
Beruf Tischler in Hagen
Wieviel Holz braucht der Mensch? Über Tischler in Hagen, Eigensinn und neue Aussichten
Morgens um halb sieben. Gedämpftes Licht. Leimgeruch, irgendwo klappert ein Hobel. Beim ersten Schritt über den geschichtsträchtigen Dielenboden einer Hagener Werkstatt spürt man: Hier ist Holz nicht bloßer Werkstoff, sondern Charakterpartner. Wer sich heute entscheidet, als Tischler in Hagen einzusteigen – aus Neugier, Frust am Schreibtisch oder ganz klassisch, nach der Ausbildung – kann sich auf manches gefasst machen. Damit meine ich durchaus das gute, aber eben nicht nur das. Denn Tischlerberuf in dieser Stadt, das ist keine museale Hommage an vergangene Tischlerdynastien. Es lebt, es wandelt sich. Und oft schneller, als es manchem Holzleim lieb ist.
Warum also Hagen? Tja, Hagen ist weder Metropole noch Provinznest; eher so was dazwischen. Genau hier trifft Tradition auf Experimentierfreude. Viele Betriebe – alteingesessen, manche seit mehreren Generationen, aber immer häufiger auch die kleinen, spezialisierten Teams, die weniger auf Masse setzen als auf Maß. Es ist typisch, dass hier Möbel gebaut werden, die Kunden noch nach Jahrzehnten kennen. Und doch, das große Geschäft läuft anderswo. Oder schon im nächsten Stadtteil. Die Dichte an Handwerksbetrieben ist erstaunlich hoch, was Fluktuation, Konkurrenz und manchmal auch unerwartet viele Überstunden nach sich zieht. Aber ehrlich: Wer es gemütlich will, sitzt besser in Schweden am Kamin. Hier wird gearbeitet. Viel und oft mit Anspruch.
Was die Arbeit heute für Einsteiger und Wechselnde bedeutet? Keine Schubladendenke! Klar, ohne einen Hang zur Präzision geht wenig. Die technischen Anforderungen sind in den vergangenen Jahren merklich gestiegen. CAD-Systeme, CNC-Fräsen, Lasermesser – was man früher mit dem Daumen abmaß, übernimmt heute ein Computer mit knapp kalkuliertem Zeitfenster. Wer da nicht am Ball bleibt, bleibt stehen. Und: Eine Leidenschaft fürs Handwerk allein reicht nicht mehr. Das eigentliche Talent liegt inzwischen oft im Jonglieren: Materialien, Technologien und Kundenwünschen. Von Schreibtischarbeitern wird gerne behauptet, sie würden sich in Formularen verlieren – Tischler verlieren sich mittlerweile auch mal in Ausschreibungen, Materialrechnungen, Kalkulationsbögen. Wer als Fachkraft den Sprung nach Hagen wagt, sollte technisches Interesse nicht als Extra verstehen, sondern als Grundausstattung.
Und der Lohn? Häufig höre ich Fragen wie: „Wenn ich nach Hagen komme, was verdient man als Tischler?“ Die Wahrheit? Es gibt die berühmte Spanne: Für Einsteiger nicht selten zwischen 2.400 € und 2.800 €. Nach ein paar Jahren, und wenn man bereit ist, auch Baustelleneinsätze, knifflige Spezialaufträge und gelegentliche Flexibilität in Kauf zu nehmen, sind auch 3.000 € bis hin zu 3.500 € realistisch. Wer sich geschickt anstellt, die Weiterbildungen nicht verschläft und gelegentlich den Mund aufmacht, steht finanziell gar nicht so schlecht da. Trotzdem: Reich wird hier niemand – aber das ist, so mein Eindruck, auch selten der Hauptgrund, weshalb man in der Werkstatt bleibt. Was viele unterschätzen: Die hohe Wertschätzung einer Stammkundschaft. Menschen, die nicht jeden Cent umdrehen, sondern für echte Handarbeit nachfragen.
Ein kleiner Seitenblick noch: Hagen bemüht sich, junge Fachkräfte zu halten. Förderprogramme für moderne Betriebsausstattung, Kooperationen mit Schulen, kleine, aber feine Weiterbildungsmöglichkeiten (Holztechnik, Oberflächentechnologie, gestalterische Zusatzqualifikation – was das Herz begehrt, eigentlich), das alles ist nicht bloß Gerede. Eine Tischlerausbildung bedeutet hier vergleichsweise gute Zukunftschancen, sofern man bereit ist, sich weiterzuentwickeln. Mein Eindruck: Die Schnittmenge aus Handwerk und Technik wächst, und mit ihr die Möglichkeiten – aber auch die Anforderungen. Kurzum – man sollte weder Angst haben vor Maschinen noch vor Menschen.
Manchmal frage ich mich selbst: Wie lange noch hält sich das Selbstverständnis des Tischlers in Hagen als „der, der alles kann“? Vieles spricht dafür, dass gerade Vielseitigkeit zum Trumpf werden kann. Oberflächenveredelung für Designer, passgenaue Türen für Altbauten, Sonderanfertigungen für öffentliche Einrichtungen – alles gefragt, alles möglich. Ein Beruf, der nicht aussterben will, sondern sich wandelt, stur weiterlebt. Das erfordert Mut. Und, zugegeben, eine Portion Eigensinn. Aber irgendwer muss ja den Tisch bauen, an dem in Hagen verhandelt, gefeiert und manchmal auch gestritten wird. Wer, wenn nicht wir?