Marc Cain GmbH | 72411 Bodelshausen
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Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei GmbH + Co. KG | 89165 Dietenheim
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Wie riecht ein Montagmorgen in einer Stuttgarter Textildruckerei? Nun, irgendwas zwischen Lösungsmitteln, Kaffee und dem frisch gebügelten Baumwollstapel – nicht gerade Chanel N°5, aber unverkennbar. Wer als Berufseinsteiger:in oder Quereinsteiger in den Textildruck stolpert, merkt schnell: Hier mischt sich Handwerkstradition mit der hektischen Metropole, Schweiß mit Präzisionsarbeit. Stuttgart ist kein textiles Zentrum wie Krefeld oder Augsburg, doch zwischen Design-Start-ups, Automobilgiganten und alteingesessenen Werbemittelbetrieben hat sich ein vielfältiger Mikrokosmos entwickelt. Manchmal fragt man sich, ob das komplexe Zusammenspiel aus Technik, Kundenwünschen und Zeitdruck eine Art schwäbischer Origami-Kunst ist – faltbar, formbar, selten gradlinig.
Textildruck – ehrlich, das klingt nach Siebdruck und bunter T-Shirts. Doch die Realität in Stuttgart ist eine Liga für sich. Die Spanne reicht vom klassischen Siebdruck über Digitaldruck bis zu Spezialverfahren mit Transferfolien, Stick-Auflagen oder gar komplexen Allover-Prints. Ich habe erlebt, wie Azubis an freitäglichen Nachtschichten Panel für Panel durch kleine Runddruckmaschinen schieben, während ein Stockwerk weiter schon Großformat-Inkjets surren, als wären sie kurz vorm Abheben. Was viele Neulinge unterschätzen: Hier geht’s weniger ums bloße Knöpfchendrücken. Farbecht drucken auf Funktionsstoffen, perfekte Pantone-Treffer, Schadstofffreiheit und, ja – auch das: Sauber bleiben bei vier Durchgängen in der Regenbogen-Reihe. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang.
Sprechen wir Klartext: Das Gehalt im Textildruck pendelt sich in Stuttgart meist zwischen 2.400 € und 3.000 € ein, fachliche Erfahrung, Weiterbildungen und Abteilungsgröße vorausgesetzt. Altgediente Kollegen schaffen es mit Zusatzqualifikationen – etwa in Druckvorstufe oder Qualitätsmanagement – auch Richtung 3.200 € bis 3.600 €. Kleinere Betriebe liegen gern ein Stück darunter. Die Dynamik am Stuttgarter Markt? Schwankend, manchmal launisch wie das Neckarwetter. Saisonielle Spitzen, Innovationstreiber aus der Werbemittel- oder Sportartikelbranche, dazu Nachbarindustrien wie technische Textilien – es gibt sie, die Chancen. Aber: Routine und Fleiß sind die Basis, Flexibilität das Pflichtprogramm.
Erstaunlich oft scheint es, als ob die Tüftler-Mentalität der Region auf den Textildruck abfärbt: „Das geht so nicht, da machen wir was Eigenes draus!“ – Diesen Satz hört man häufiger in den Werkstätten als in den Chefetagen. Digitale Schichtplanungen, Verbrauchsdatenerfassung, Automatisierung der Farbvorbereitung: Wer Freude am Experimentieren hat, trifft in Stuttgart auf eine Generation von Druckern, die sich laufend weiterqualifiziert, sei es über Verbände, Tech-Meetups oder ganz simpel durchs Ausprobieren am Objekt. Manchmal bricht die Nostalgie durch – der Duft der ersten Textilfarbe am Morgen, das sonore Quietschen der Rakel über dem Polyester. Klingt kitschig? Vielleicht. Aber ohne eine Portion Stolz auf das Handwerk hält man die Macken in diesem Beruf nicht aus.
Es ist ein wenig wie beim Musterdruck: Regelmäßigkeit schafft Sicherheit, doch echte Hingucker entstehen durch kontrollierte Abweichungen. Gerade für Berufseinsteiger:innen, Wechselwillige und Risiko-Enthusiasten bietet Stuttgart eine Nische – keine Komfortzone, aber ein solides Spielfeld voller Möglichkeiten. Klar, die Preise für 80 Quadratmeter Altbau in S-West lassen regelmäßig das Augenlid zucken, aber das Gehalt ist solide, die Technik wandelt sich, und: Es reicht, ein bisschen hemdsärmeligen Idealismus mitzubringen. Ob das jetzt genug ist, um jahrzehntelang Durchschnittskolorit aufs Trikot der Region zu bringen? Man wird sehen. Wer den Spagat zwischen Sorgfalt, schwäbischer Effizienz und dem sprichwörtlichen Tupfer Individualismus schafft, der findet hier einen Arbeitsalltag, der farbiger ist als so mancher Fast-Fashion-Trend. Soweit mein Blick durch die Farbschichten.
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