Hch. Kettelhack GmbH & Co. KG | 48431 Rheine
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Manchmal frage ich mich, warum Textildrucker nicht längst den Rang eines urbanen Kulturguts genießen. Reine Handwerker? Klar, das Fundament steckt im handwerklichen Können – aber darunter brodelt ein – manchmal ziemlich unterschätzter – Mix aus Technik, Ästhetik und der bodenständigen Mentalität, wie sie sich eben nur im Pott findet. Von den glänzenden Polyester-Shirts, die quer durch die Schalker Nordkurve flattern, bis hin zu filigranen Workwear-Logos auf Arbeitsjacken: Was da aus Gelsenkirchener Werkstätten und Betrieben kommt, ist oft mehr als Dekor. Es ist Identität in Farbe gebannt.
Textildruck ist in Gelsenkirchen alles andere als Nischenhandwerk. Die dichte industrielle Nachbarschaft, die Nähe zu Veranstaltern, Sportvereinen, aber auch zu zahlreichen kleinen Modelabels und Unternehmen in der Region – das sorgt für eine Nachfrage, die oft unterschätzt wird. Die Verfahren? Alles dabei: Siebdruck dominiert im Großauftrag, Digitaldruck ist auf dem Vormarsch – Stichwort Individualisierung. Was viele unterschätzen: Die Technik dahinter ist selten Plug-and-Play. Zwischen kompromisslosem Farbmanagement, dem Umgang mit Emulsionen und dem Spagat zwischen Massenware und Individualdruck steckt Erfahrung, Routine und diese berühmte „Ruhrpott-Lösungskompetenz“.
Der Einstieg in diesen Beruf? Sicher nichts für Leute, die Angst vor schmutzigen Fingern und manchmal stickigen Werkhallen haben. Man muss technikaffin sein, keine Frage. Wer Farben bloß nach Namen und nicht nach Pantone-Werten sortieren will, bleibt besser draußen. Und trotzdem – der Job ist kein elitäres Elfenbeinturm-Fach. Fachliche Basis: meist klassische Ausbildung, aber Wechsel- oder Quereinstieg ist keine Ausnahme, gerade hier, wo handwerkliche Begabung und eine gewisse Pragmatik mehr zählen als ein vollständig glatter Lebenslauf.
Vielleicht ist das auch der größte Reiz: Die Lernkurve ist steil, gerade in Gelsenkirchen, wo Tradition und Innovationsdruck aufeinanderprallen. Routine gibt es für den, der will, ebenso wie die Möglichkeit, mit neuen Drucktechnologien oder einzigartigen Kundenwünschen zu experimentieren. Fehler passieren – aber in welchem Beruf mit Farbe und Chemie nicht?
Bleibt der schnöde Mammon: Das Einstiegsgehalt liegt meist bei etwa 2.400 € bis 2.800 €, je nach Werkstatt, Erfahrungsstand und manchmal auch Tagesform des Chefs. Mit ein paar Jahren Erfahrung kann man sich an die 3.200 € bis 3.600 € herantasten, sofern man nicht nur Rakel hält, sondern auch Maschinenwartung, Planung oder Schichtleitung übernimmt. Nicht gigantisch im Vergleich zu anderen Gewerken, aber: Die Arbeitsplatzsicherheit ist recht solide. Gelsenkirchen hat eine stabile Nachfrage, und Corona oder Lieferketten-Probleme? Klar, es gab Einbrüche – aber manch ein Betrieb hat das überraschend robust geschultert. In Marktnischen – Trikots, Textilveredelung für Events und lokale Industrie – ist aktuell sogar ein leichter Aufwind spürbar.
Gelsenkirchen bleibt graffitigem Wetter, aber auch der Farbe treu. Wer hier als Textildrucker durchstartet, lernt schnell: Monotonie gibt’s höchstens bei den Nächten, nicht auf der Arbeit. Moderne Verfahren – etwa Direktdruck auf High-Tech-Materialien, nachhaltige Farben oder automatisierte Abläufe – halten selbst Traditionsbetriebe auf Trab. Wer Weiterbildungen sucht, wird regional fündig: Meisterbrief, Spezialkurse für Digitalverfahren, sogar Fortbildungen im Arbeitsschutz und in nachhaltiger Produktion. Ist das alles die große kreative Freiheit? Vielleicht nicht. Aber so ein nach Öl und Tinte duftender Alltag mit echten Ergebnissen, eigenen Fehlern, bunten Erfolgen und der ein oder anderen Anekdote über die launische Farbmaschine – das hat im Zeitalter der Bildschirmhelden fast schon etwas Tröstliches. Oder?
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