Marc Cain GmbH | 72411 Bodelshausen
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Marc Cain GmbH | 72411 Bodelshausen
Manchmal frage ich mich, wann ich zum letzten Mal einfach nur ein T-Shirt gesehen habe. Sie wissen schon, so ein simples Hemd, unbedruckt, nichts drauf, kein Statement, kein Marketing-Gesicht – blank. In Freiburg im Breisgau begegnet einem das selten. Im Gegenteil: Alles, was aus Stoff ist, wird hier zur Leinwand. Und jedes Motiv steht für einen Auftrag, der irgendwo in einer Textildruckerei zum Leben gebracht wird – Handwerk und Technik, die zusammen kommen, meistens mit mehr Tinte an den Fingern, als einem am Anfang lieb ist.
Der Beruf der Textildruckerin, des Textildruckers – viele draußen denken ja immer noch an „Shirt-Bastler“ oder Garagenkünstler mit Siebdruckrahmen. Das ist bestenfalls die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit ist es ein erstaunlich vielseitiges Fach. Wer hier in Freiburg startet, merkt schnell, dass auf den ersten Blick Oldschool-Techniken wie Sieb-, Direkt- oder Transferdruck längst digitale Ergänzungen bekommen haben. Die Herstellung läuft inzwischen in immer mehr Betrieben halb- oder vollautomatisiert – von UV-Direktdruck bis hin zum Sublimationsverfahren. Und mittendrin: Menschen, die nicht nur Maschinen bedienen, sondern Farbchemie verstehen, Vorlagen digitalisieren, Materialkunde von Polyester bis Hanf aus dem Effeff beherrschen. Die Arbeit riecht mal nach Lösungsmittel, mal nach frischer Baumwolle. Nicht jedermanns Sache, aber durchaus reizvoll – handfest eben.
Klar, Freiburg ist keine Textil-Hochburg wie Augsburg oder Chemnitz, aber unterschätzen sollte man die Stadt trotzdem nicht. Stichwort: Ökologisches Bewusstsein. Wer als Berufseinsteiger oder wechselwillige Fachkraft kommt, merkt schnell, dass Nachhaltigkeit und regionale Beschaffung hier mehr als Schlagworte sind. Gibt es etwa Familienbetriebe, die sich auf GOTS-zertifizierte Druckfarben spezialisiert haben? Ja, gibt es. Kleine Exemplare zwar, aber mit erstaunlicher Reichweite ins Nachhaltigkeits-Segment. Was viele unterschätzen: Die Nähe zur Schweiz, zu Frankreich, aber eben auch die Start-up-Kultur in der Freiburger Innenstadt bringt eine seltene Mischung aus Innovationsdrang und Traditionsbewusstsein hervor. Moderne Betriebe setzen auf ökologische Stoffe, Waschbeständigkeit und faire Löhne; gleichzeitig wird auch Altbewährtes geschätzt – so eine gute Rakeltechnik hat eben etwas Beruhigendes.
Jetzt ein kurzer Realitätscheck – sprechen wir über den Verdienst. Die übliche Spanne für Berufseinsteiger liegt in Freiburg zwischen 2.400 € und 2.900 €, wobei erfahreneres Personal, besonders mit ausgeprägtem Know-how im Digitaldruck oder in der technischen Instandhaltung, durchaus 3.100 € bis 3.500 € erwarten darf. Das klingt solide. Man sollte allerdings auch die etwas höheren Lebenshaltungskosten der Gegend im Kopf behalten. Oder, typisch Freiburg: Den Faktor Lebensqualität einrechnen – Berge, Seen, und an manchen Tagen das Gefühl, der Drucker läuft nur im Hintergrundtakt zum Gitarrenklang vom Augustinerplatz. Wer das nicht mag, der ist ohnehin fehl am Platz. Aber: Am Monatsende sind es nicht selten die Overtime-Tage, fest zementiert im Lohnzettel, auf die man noch stärker blickt als auf den Grundlohn. Existenziell ist die Sache nicht, aber der feine Unterschied zwischen „solide leben“ und „aktiv sparen“ bleibt spürbar.
Was die Arbeitsmarktlage betrifft – die ist ebenso bunt wie das Motivportfolio der Auftraggeber. Mal gibt es einen kräftigen Auftragsschub aus der Freiburger Gastro- und Musikkultur, mal entsteht ein Loch zwischen den Saisongegenwichten. Gerade die Festival- und Universitätsstadt bringt Sonderwünsche und kurzfristige Kapriolen mit sich. Flexibilität und Improvisation – das sind hier keine Schlagworte, sondern Überlebensstrategie. Wer nichts mit spontanen Nachtaufträgen oder dem unverhofften Materialmangel kurz vor dem Stadtlauf anfangen kann, sieht schnell alt aus. Umgekehrt: Die Mischung aus Kunst, Technik und Kundenkontakt sorgt für überraschend viele kleine Glücksmomente – etwa, wenn ein eigenes Motiv plötzlich auf hunderten Shirts vor dem Stadion auftaucht.
Noch ein Wort zum Weiterkommen. In Freiburg gibt’s durchaus anspruchsvolle Wege: Technische Lehrgänge etwa, spezielle Farblehre-Workshops oder regelmäßige Schulungen zu nachhaltigen Verfahren werden angeboten, oft in Zusammenarbeit mit lokalen Ausbildungsbetrieben und überregionalen Institutionen. Karriere machen ist drin – aber auf dem Papier vielleicht weniger glamourös als anderswo. Was bleibt, ist ein Beruf mit ehrlicher Substanz. Wer morgens Lust auf Farben, Formen und manchmal auch auf verquere Kundenwünsche hat, findet im Freiburger Textildruck nicht nur Arbeit, sondern ein eigensinniges Stück Stadtgeschichte. Das ist selten geworden. Und vielleicht ist das ja auch gut so.
Das könnte Sie auch interessieren