RTO GmbH | Frankfurt am Main
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RTO GmbH | Frankfurt am Main
Normalerweise hört man in Frankfurt viel über Banken, Logistik und Start-ups – laut, hektisch, manchmal aus der Not geboren. Kaum jemand denkt an Textildruck, diesen bodenständigen, manchmal unterschätzten Berufszweig, der ganz eigene Gerüche, Tempi und Routinen mitbringt. Für Berufseinsteiger oder Wechselwillige: Man landet hier nicht zufällig, sondern sucht nach einer Arbeit, die beides verlangt – technisches Geschick und einen Hauch Sinn für das Schräge. Wer einmal erlebt hat, wie Farbe und Hitze auf Stoff aufeinandertreffen, der weiß, dass dies kein bloßes Knöpfchendrücken ist. Weiter als man denkt entfernt vom einfachen „T-Shirt bedrucken“.
Frankfurts Textildruckereien sind bunt zusammengewürfelt – metaphorisch und wortwörtlich. Hier tummeln sich inhabergeführte Werkstätten am nördlichen Stadtrand, kleine Kollektive in Altbau-Ateliers, aber auch High-End-Digitaldruckereien, die für internationale Modemarken arbeiten. Kaum zufällig, denn in einer Region, in der Messen, Laufstege und Werbeagenturen allgegenwärtig sind, geht kaum ein Weg am Textildruck vorbei. Das Resultat: Manchmal gibt’s Season-Peaks (größere Aufträge im Spätfrühling, kurz vor den Festivals), dann wieder zähe Zeiten, in denen Präzision und Neues gefragt ist – beispielsweise mit nachhaltigen Stoffen oder alternativen Tinten. Man könnte sagen: Frankfurt zwingt Textildrucker dazu, flexibel auf Trends zu reagieren, sich mit Aufträgen zu strecken oder im Team neue Techniken zu erproben.
Wer den Beruf noch mit Batik-Aktionen im Kunstunterricht verbindet: weit gefehlt. In Frankfurter Betrieben steht heute meist ein Sammelsurium aus Siebdruckkarussells, Digitaldruckern, Transferpressen, Farbmischanlagen und immerhin noch ein wenig Handarbeit. Der Anspruch: millimetergenaue Anpassung, Nachmischen von Farben, Kontrolle der kompletten Produktionskette – all das unter konstantem Druck, weil Lieferzeiten immer „gestern“ waren. Der Trick? Man braucht einen wachen Blick, ein Gespür für Fehlerquellen und eine gewisse Toleranz für das Chaos. Kaffeetassen ohne Farbspritzer gibt’s selten.
Ein altes Vorurteil hält sich: Alles Handwerkliche sei starr, unflexibel, rückständig. Stimmt so nicht. Der Textildruck in Frankfurt muss virtuos zwischen analogen und digitalen Methoden springen, weil die Kunden es erwarten und die Konkurrenz gnadenlos ist. Die Palette reicht von nachhaltigem Öko-Textildruck (mit zertifizierten Farben und recycelten Grundmaterialien) bis hin zu individualisierten Kleinserien für eine Handvoll Mode-Studierende. Wer glaubt, dass „alles wie immer“ bleibt, irrt gewaltig. Gerade Quereinsteiger oder junge Leute, die aus anderen Bereichen wechseln, bringen oft frischen Wind rein – sei es ein Auge fürs Design oder schlicht die Bereitschaft, sich auf neue digitale Steuerungen einzulassen. Manchmal lernt der alte Hase von den Jungen mehr, als ihm lieb ist. Aber genau das hält den Laden am Leben.
Die nüchterne Seite zum Schluss: Die Gehälter. In Frankfurt pendelt man (so ehrlich muss man sein) als Berufseinsteiger meist zwischen 2.400 € und 2.800 €. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung – und wenn man branchentypisch nicht nur hinter der Siebdruckmaschine, sondern vielleicht auch in der Motivvorbereitung oder Auftragsplanung aktiv ist – sind 3.000 € bis 3.400 € durchaus realistisch. Wie immer im Handwerk: Wer Spezialwissen draufhat (zum Beispiel Digitaldruck für Funktionsstoffe oder Know-how in der Farbmetrik), kann noch etwas drauflegen. Ich kenne niemanden, der Millionär geworden wäre, aber viele, die mit Stolz sagen: Das, was ich abliefere, geht durch meine eigenen Hände. Ob das nun mehr wert ist als ein Aktienpaket, liegt im Auge des Betrachters. Und im Gegensatz zu manch leeren Versprechen mancher Branchen: Hier weiß man abends, was man getan hat – mal bunt, mal schmutzig, aber selten sinnlos.
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