NOON GmbH | Limbach-Oberfrohna
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Wer sich als Berufseinsteiger, Umsteiger oder erfahrener Praktiker mit dem Feld des Textildrucks beschäftigt – und das im spezifischen Kosmos Dresden –, landet zwischen moderner Technik, jahrhundertealter Regionstradition und einem Arbeitsalltag, der, bei Licht betrachtet, weniger mit bunten Fetzen als mit Präzision, Geduld und einer Prise Tüftlergeist zu tun hat. Ich weiß noch, wie ich selbst vor Jahren auf eine zerschlissene Werksbank starrte – umgeben von Farbbehältern, deren Geruch sich unauslöschlich in der Kleidung festsetzte. Ehrlich gesagt: Textildruck ist weder Malerei noch Massenproduktion, sondern ein Drahtseilakt dazwischen. Und: In Dresden gelten nochmal eigene Regeln.
Die Berufsbilder divergieren: Im Alltag stehen selten Glanzprojekte im Mittelpunkt, sondern die Wiederkehr des scheinbar Banalen – Firmenlogos auf Poloshirts, Werbebanner, Trikots. Das klingt unspektakulär, ist bei genauerem Hinsehen jedoch voller Stolperfallen. Misslingt der Abzug, sind 200 Hemden unbrauchbar – und der Kunde steht mit verschränkten Armen im Produktionsraum. Wer hier „kreativ“ sein will, sollte das besser morgens beim Kaffeekochen ausleben. Was viele unterschätzen: Die Balance zwischen Farbmischung, Maschinenkunde und Kundenlogik. Klare Abläufe, ein ruhiges Händchen, keine Angst vor digitaler Steuerung – und ja, gelegentlich Lösungsmittel unter den Fingernägeln.
Dresden ist nicht Leipzig – dieser Satz klingt trivial, hat aber Hand und Fuß. Die Stadt steht für eine eigen willige Mischung aus historischer Textilkunst und innovativen Ingenieurleistungen. Man findet hier noch klassische Manufakturen, in denen Siebdruck auf alten Maschinen fast meditativ wirkt, nur unterbrochen vom rhythmischen Rattern der Walzen. Gleichzeitig drängen Textiltechnologien auf den Markt, die sich verdammt weit von der reinen Handarbeit entfernen: Digitaldruck, Sublimations- und Transferverfahren erobern auch in Kleinstbetrieben das Feld. Wer flexibel bleibt, sich in neue Maschinen und Software einarbeiten will – nicht unbedingt ein Hexenwerk, aber eben auch kein Spaziergang –, bekommt hier eine Projektvielfalt, die andernorts selten ist. Die Nähe zu Designstudierenden, Kunstaktionen oder dem sächsischen Erfindergeiste sorgt immer wieder für Überraschungen – im Guten wie im Herausfordernden.
Kommen wir zur Gretchenfrage, die auf Familienfeiern immer wieder durch den Raum schwebt: „Lohnt das überhaupt?“ Aktuell bewegen sich die Einstiegsgehälter für Textildrucker in Dresden meist zwischen 2.400 € und 2.900 €. Mit etwas Berufserfahrung, Spezialisierung – etwa auf Druckvorstufen, Farbmanagement oder technische Textilien – sind Summen bis 3.200 € denkbar. Das ist ordentlich, aber keine Einladung zum Schlossbau. Gegenüber westdeutschen Zentren gibt’s Unterschiede; das liegt weniger an der „Mentalität“ (wie manche behaupten), sondern an der Betriebsstruktur: Viele kleine Werkstätten, einige Mittelständler, und die ganz großen Auftragsfluten bleiben meist fern. Trotzdem: Wer sich in Nischen spezialisiert – etwa im hochwertigen Einzelstückdruck für Künstler, Forschungsinstitute oder Modehäuser –, kann mitunter überraschen. Und ja, Überstunden sind sehr viel wahrscheinlicher als Bonuszahlungen. Wer das ausblenden kann, wird auch in Dresden glücklich.
Klingt nach Routine? Ist es auch, manchmal schmerzhaft. Doch die Übergänge zwischen klassischer Ausbildung und Weiterentwicklung sind überraschend fließend. Viele springen früher oder später in angrenzende Felder: Textiltechnik, Farbtechnik, Produktionssteuerung. Angebote gibt’s – mal als betriebsinterne Schulung, mal quartalsweise bei Weiterbildungsträgern in der Stadt. Wer sich mit Chemie nicht anfreundet, wird hier alt aussehen. Und: Die Mischung aus technischem Prozessverständnis und echtem Pragmatismus zahlt sich aus – genauer gesagt, sie ist Voraussetzung für die nächste Sprosse auf der Karriereleiter. Oder, wie mir mal ein Meister sagte: „Wer nicht ständig lernt, lernt am Ende: Es reicht nicht.“
Textildruck in Dresden lebt von Ambivalenzen: Zwischen Handarbeit und Hightech, Planung und spontanem Improvisieren – das Unperfekte gehört irgendwie dazu, auch wenn keiner darüber spricht. Für jene mit stabilen Nerven, einer Prise Forscherdrang (oder schlicht großer Liebe zu Stoff und Drucken): Kein immer einfacher, aber selten langweiliger Beruf. Und ob man nun das fluoreszierende Pink zum Leuchten bringt oder mit Farbe unter den Nägeln nach Hause geht – an langweilige Tage kann ich mich nicht erinnern.
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