Hch. Kettelhack GmbH & Co. KG | 48431 Rheine
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Kein Mensch wächst mit dem festen Berufswunsch auf, Textildrucker zu werden – das ist jedenfalls meine Überzeugung nach einigen Jahren mit Blick hinter die Kulissen. Und doch landet manch einer, sei es zufällig über Praktikum, Umschulung oder weil er das Geräusch von laufenden Siebdruckmaschinen so entspannend findet, in dieser eigenwilligen Nische der Industrie. Besonders in Dortmund, einer Stadt, die gerne ihre Traditionen auf links dreht, begegnet man einer Zunft, die irgendwo zwischen manueller Präzision und digitaler Technik den Spagat versucht. Man könnte es salopp so sagen: Wer nicht Angst vor Farbe unter den Fingernägeln hat und trotzdem neugierig auf CAD-Anwendungen ist, der fühlt sich hier schneller heimisch als gedacht.
Ein Tipp für Einsteiger? Wer feste Routinen sucht wie im Büro, sollte sich besser gleich verabschieden. Ein Textildrucker, das habe ich selbst oft genug beobachtet, tanzt zwischen Hektik in der Frühschicht (Auftrag eingetroffen! Deadline in drei Stunden!) und fast schon meditativem Warten, während Maschinen den nächsten Druck vorbereiten. Siebdruck, Digitaldirektdruck, Transferverfahren, Flock- und Flexdruck – in Dortmund wird alles gebraucht, je nach Kunde, Stoff und Motiv. Wechsel will gelernt sein. Plötzlich stimmt die Trocknung nicht, das Mischverhältnis der CMYK-Farben kippt, oder ein Großkunde will für sein Fußballturnier exakt das Rot, das zu 98 % mit RAL-Ton 3020 übereinstimmt, aber eben nur zu 98 %. Da ist Kreativität gefragt, mindestens so sehr wie technisches Verständnis.
Natürlich, Fußball und Textil mit Aufdruck – das ist der offensichtliche Klassiker. Seit Jahren sind die Dortmunder Textildruckereien mitten im Fanartikel-Boom, aber das Berufsbild ist weiter: Vieles läuft mittlerweile industriell, von hochwertiger Arbeitskleidung für Start-ups im Technologiepark bis hin zu Kleinserien für Kunst- und Kulturschaffende, die Wert auf Nachhaltigkeit und individuelle Herstellung legen. Mir sagt der Trend zur Nachhaltigkeit – Öko-Tex, Recalkulierbarkeit von Farbstoffen, kurze Lieferketten – viel über die Verschiebungen in der Branche aus. Früher war fehlerhafte Charge halt Ausschuss. Heute? Ein Bericht über Mikroplastik im Abwasser, schon werden neue Standards verlangt. Wer im Dortmunder Süden arbeitet, kennt die Diskussionen über Wasserverbrauch und Energieeffizienz mittlerweile auswendig.
Und das liebe Geld – kein Tabuthema in den Werkstätten, sondern eher Dauerbrenner beim Pausentee. Das Einstiegsgehalt liegt in Dortmunder Betrieben grob bei 2.200 € bis 2.600 €, realistisch steigen erfahrene Kräfte mit ein paar Jahren auf 2.800 € bis 3.300 €. Meistertitel oder Weiterbildung im Digitaldruck? Dann sind, je nach Betrieb, sogar 3.600 € drin – wenn es richtig gut läuft. Klar, Schichtsysteme sind kein Zuckerschlecken, vor allem für Leute mit Familie. Ich kenne Betriebe, da werden die Wochenenden strikter eingehalten, andere erwarten kurzfristige Zusatzschichten. Flexibilität ist hier fast schon Grundvoraussetzung, alles andere wäre Schönfärberei.
Ganz ehrlich? Der Textildruck ist kein Beruf, bei dem Routine lange langweilig wird. Dafür wandelt sich Technik zu schnell. Der Siebdruck mag alt aussehen, aber kaum einer glaubt, wie viele Betriebe in Dortmund inzwischen mit digitalen Verfahren experimentieren – DTG (Direct-to-Garment), UV-Druck, Sublimation. Wer da stehenbleibt, landet schnell in der Warteschleife für Aufträge, die keiner mehr will. Zum Glück gibt’s in der Region einige Weiterbildungsmöglichkeiten, seien es flexible Kurse zu neuen Softwaretools, Schulungen zu automatisierten Siebtrocknern oder Seminare für Farblehre. Mich hat überrascht, wie oft persönliche Neugier belohnt wird; plötzlich gelten die „alten Hasen“ als unverzichtbare Experten, weil sie neben Analogtechnik jetzt auch das Digitalpult bedienen. Übrigens: Wer gut mit Kunden kann und das Auge für Trends hat, wird gerne in die Produktentwicklung eingebunden. Auch ein Weg. Kein leichter, aber einer mit Zukunft – wenn man gerne mitdenkt statt nachmacht.
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