Hch. Kettelhack GmbH & Co. KG | 48431 Rheine
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Hch. Kettelhack GmbH & Co. KG | 48431 Rheine
Wer morgens durch das Gewerbegebiet Griesenbruch radelt, weiß: Hier riecht es oft nach einer seltsamen Mischung aus Farbe, Lösungsmittel und – Überraschung – Aufbruchsstimmung. Ich gebe zu, als ich das erste Mal eine Textildruckerei in Bochum betrat, hatte ich kein großes „Aha!“-Erlebnis. Stattdessen: freundliches Klappern alter Siebmaschinen, ein ordentlicher Schwung multikulturelles Gemurmel und – ja, gleich vorn an der Maschine – das Gefühl, dass in dieser Branche noch mit ehrlicher Hand gearbeitet wird. Was viele unterschätzen: Textildrucker, das ist kein Maler und auch kein knallbunter Kreativjob für Hipster mit Wollmütze. Hier geht’s ums Handwerk, Feinmotorik, um die Chemie – und manchmal auch um die Nerven.
Man stellt sich das vielleicht zu simpel vor. Irgendwo presst einer ein Motiv aufs Shirt – fertig. In Wahrheit ist das Berufsbild weitaus vielfältiger. Ja, der Druckvorgang selbst ist das Herz – aber drum herum dreht sich alles um Vorbereitung, Kontrolle und Reparatur. Siebdruck, Digitaldruck, Transferdruck: Wer hier keinen Überblick hat, verliert sich schnell im Dickicht der Techniken. Die meisten Betriebe in Bochum setzen noch immer auf das solide Sieb; die Digitaldrucksysteme haben jedoch längst ihren festen Platz – gerade, wenn Kunden schnelle Einzelstücke oder komplexe Farbverläufe fordern. Die Vielfalt der Aufgaben reicht – zugegeben – von ziemlich stumpf bis überraschend anspruchsvoll. Reinigung und Wartung. Testläufe. Farbmischungen, die plötzlich auf Wanderschaft gehen. Sicher, es gibt Tage, da wünscht man sich statt vier T-Shirt-Paletten einfach mal ein bisschen Abwechslung. Dann aber wieder kommen Sonderaufträge rein, mit neuen Materialien oder schwierigen Mustern – und auf einmal braucht’s ruhige Hände und einen scharfen Blick.
Man könnte meinen, im Zeitalter billiger Massenware aus Fernost seien Textildrucker in einer Industriestadt wie Bochum längst ein Auslaufmodell. Schön wär’s – oder traurig? Die Realität ist komplizierter. Kleinere und mittelständische Betriebe trotzen dem Preisdruck mit Qualität oder klarer Spezialisierung: Wer für hiesige Karnevalsvereine, Sportveranstalter oder das örtliche Theater produziert, wird gebraucht. Die Auftragslage schwankt, keine Frage. Wer Nerven und Flexibilität besitzt – sei es im Schichtbetrieb oder wenn um 16 Uhr eine Sonderlieferung aus dem Nichts auftaucht –, der hat hier einen Vorsprung. Und: Im Gegensatz zu anderen Branchen brennt der Fachkräftemangel auch im Textildruck. Junge Leute? Selten gesichtet. Wer einsteigt, kann vergleichsweise schnell Verantwortung übernehmen, sofern er – oder sie – ordentlich mit anpackt und keine Angst vor Farbe an den Händen hat.
Ich will ehrlich sein: Goldene Wasserhähne begegnet man in Bochumer Textildruckereien selten. Das Einstiegsgehalt bewegt sich meist zwischen 2.300 € und 2.700 €, mit Luft nach oben bei Schichtzulagen oder mit Zusatzaufgaben. Wer einige Jahre Erfahrung sammelt, darf mit 2.800 € bis 3.200 € rechnen – sofern Betrieb und Auftragslage stabil bleiben. Richtig üppig wird’s erst mit Zusatzqualifikationen, etwa als Maschinenführer oder im technischen Support, oder wenn man sich Richtung Vorarbeiter oder Werkstattleitung weiterentwickelt. Aber: Wer einen nüchternen Blick für Kalkulationen hat, sieht den Reiz im soliden, sicheren Einkommen – nicht im schnellen Reichtum.
Wer einmal im Feierabend der Versuchung erliegt, nicht mehr über Farbcodes oder Schablonen nachzudenken, läuft Gefahr, den Fortschritt zu verschlafen. Die Technik entwickelt sich – digital, ökologisch, manchmal auch einfach quer. Zusatzkurse für umweltfreundliche Tinten? Check. Seminare zu neuen Bedruckstoffen oder kalibrierten Farbsystemen? Sollten drin sein, denn: Die Branche ist in Bewegung, auch in Bochum. Und: Wer sich weiterbildet, erhöht die eigenen Chancen auf mehr Verantwortung oder – wenigstens – ein bisschen mehr Entscheidungsfreiheit. Gar nicht so unwichtig, wenn man sich irgendwann fragt, ob 3.000 € und ein gutes Betriebsklima reichen oder ob’s mehr sein muss.
Unterm Strich bleibt: Textildruckerei in Bochum ist weder reines Industrieprodukt noch rasende Kreativwerkstatt. Es ist ein Berufsfeld, das ein bisschen von allem nimmt: handfeste Praxiserfahrung, den sprühenden Hauch von Erfindergeist – und doch die Bodenhaftung eines klassischen Handwerks. Für Berufseinsteiger:innen, Wechsler und Neugierige gilt: Man kriegt vielleicht keine Bühne – aber ein ehrliches Stück Arbeit. Und manchmal – wenn die Sonne durchs Werksfenster fällt und die nächste Herausforderung schon wartet – ist das mehr wert als jedes glänzende Logo. Wer hätte das gedacht?
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