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Ganz ehrlich: Manchmal fragt man sich ja, wieso Menschen freiwillig in ein gelbes Auto steigen, um sich Tag und Nacht von A nach B schicken zu lassen – von Fremden, quer durch Potsdam. Klar, es gibt den Mythos vom Großstadtcowboy hinterm Lenkrad, der die Geschichten einer ganzen Stadt kennt. Aber wie sieht die Realität für Berufseinsteiger oder Branchenwechsler in dieser Ecke wirklich aus? Zwischen Schlösseridylle, Studentencampus und Regierungsvillen ticken die Uhren anders als in Berlin. Im Guten wie im Schlechten.
Das Berufsbild Taxifahrer verlangt, was viele unterschätzen: Routine im Verkehr, einen geschulten Blick für Konfliktsituationen, Souveränität gegenüber Zeitdruck – und Geduld, die manchmal fast schon Zen-artige Züge trägt. Wer morgens am Hauptbahnhof steht, weiß, was gemeint ist: Pendler rasen, Touristen verlieren sich am Gleis, der Himmel färbt sich lila. Manchmal bleibt Zeit für einen kurzen Kaffee am Taxistand, zu anderen Zeiten bricht das Chaos los – gefühlt ohne Vorwarnung.
Was auf den ersten Blick wie kunstvolles Leerlauf-Management wirkt, ist tatsächlich pure Praxis. Wenig überraschend: Wer sich als Quereinsteiger fragt, wie schnell man hier klarkommt, bekommt keine eindeutige Antwort. Ortskenntnis ist zwar noch entscheidend, aber Navigationsapps und digitale Routenoptimierer haben Vieles verändert – ersetzen Erfahrung jedoch nicht völlig. Manche Kollegen fluchen noch heute auf das Navi, wenn es einen Umweg durchs Bornstedter Feld empfiehlt. Aber mal ehrlich, eigenmächtige Fahrkunst hat schon manchen Berlin-Besucher vor einem Brandenburgischen Umweg gerettet. So viel zur Theorie und Praxis.
Jetzt fragt jeder irgendwann nach dem: Was bleibt am Monatsende übrig? Das Spektrum in Potsdam schwankt – aus Gesprächen mit Kollegen, eigenen Hochrechnungen und Branchenstatistiken – zwischen 2.100 € und 2.700 € monatlich, je nach Schichtsystem, Tourenaufkommen und Firma. Wer viel nachts fährt, kassiert häufig Zuschläge, aber die Lebensqualität kann bröckeln. Und ja, Selbständige spüren das Auf und Ab doppelt: Ein starker Monat während Festival-Saison wird leicht durch schleppende Winterwochen relativiert. Sicher, Potsdam ist kein Massenmarkt wie Berlin und man kennt nach ein paar Monaten die Stammgäste, die Trinkgeld geben – andere bezahlen exakt passend, ohne Lächeln.
Schichtpläne? Ein eigenes Universum. Früh, spät, dazwischen – mal zwischendurch ein freier Tag, manchmal zehn Stunden am Stück unterwegs. Viele mögen die Flexibilität, andere stören sich am Spagat zwischen Freizeit und Bereitschaft. Was viele am Anfang unterschätzen: Die körperliche Seite. Rücken, Konzentration, die ewige Suche nach sauberen Sanitäranlagen – all das gehört irgendwie dazu. Manchmal wünscht man sich, der Sitz wäre ergonomischer eingestellt. Aber das sind Details, die erzählt einem kein Berufsratgeber.
Die Digitalisierung hat auch hier längst ihre Spuren hinterlassen. Fahrtvermittlung per App – die einen fürchten Umsatzeinbußen, die anderen freuen sich über spontane Zusatzaufträge. In Potsdam wird viel diskutiert: Sind Plattformanbieter wie in Berlin echte Konkurrenz oder bleibt das Geschäft lokal verwurzelt? Ich habe den Eindruck, dass sich die Grenzen verschieben, aber nicht auflösen. Die Karte, auf der Taxifahrer quasi Familienbetriebe führen und StudentInnen in der Nachtschicht Fahrpraxis für den nächsten Roadtrip sammeln, existiert weiterhin – neben der wachsenden Zahl von Aufträgen über Smartphone und Zentrale.
Und dann ist da noch der regionale Sonderfall mit den Behörden. Konzessionen, Personenbeförderungsschein, Verkehrsbetrieb – ein veritabler Papierkrieg, aber der Schutz vor Schwarztaxen und Wildwuchs ist den meisten ein Bedürfnis. Noch ein Punkt: Wer sich weiterbildet – etwa in Barrierefreiheit oder Englisch für Touristen – dem öffnen sich Nischen. Potsdam lebt nun mal vom Kulturtourismus (man muss es kaum erwähnen) und die Gäste fragen nach Service jenseits der reinen Fahrt. Koffer tragen, Ausflugstipps – manchmal ist man Showmaster, manchmal Kummerkasten. Flexibler Rollenwechsel gehört einfach dazu.
Taxifahren in Potsdam ist kein Job für Menschen, die feste Abläufe und ein sicheres Gehalt über alles stellen. Aber er ist auch keine brotlose Kunst: Wer Begeisterung für den Umgang mit Menschen, einen klaren Kopf im dichten Verkehr und Bereitschaft zur Flexibilität mitbringt, findet hier seine Nische – manchmal gegen die eigene Skepsis. Neue Technologien, wechselnde Fahrgäste, die Mischung aus Tourismus, Verwaltung und „normalem Leben“ machen die Arbeit facettenreich. Ehrlich gesagt: Ein bisschen Verrücktheit hilft. Aber wer die Mischung annimmt (und die Stadt im Abendlicht erlebt), merkt: Das ist mehr als die Summe aus Kilometerstand und Quittung. Das ist ein kleiner Kosmos auf Rädern.
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