Taxi 3000 | 47877 Willich
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Taxi Würzburg eG | 97070 Würzburg
Handicab GROUP | Klein-Winternheim
Handicab GROUP | Frankenthal
Taxi 3000 | 47877 Willich
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Einsteigen, losfahren, immer unterwegs: Wer als Taxifahrerin oder Taxifahrer in Nürnberg starten will, betritt eine Welt, in der Klarheit und Chaos seltsam eng nebeneinander liegen. Was auf den ersten Blick nach Routinetätigkeit aussieht – Leute kutschieren, Koffer einladen, Smalltalk bei Regen um Mitternacht – verlangt in Wahrheit mehr als bloßen Orientierungssinn und Führerschein. Es geht um Belastbarkeit, Menschenkenntnis, Technikverständnis und, ja, manchmal auch um ein dickes Fell. Aber wer nach Orientierung sucht, bekommt von der Stadt selten eine Landkarte. Die Branche ist ein Mikrokosmos. Nicht abstoßend, aber eigen.
Typisch für Nürnberg: Mittags gehetzt am Hauptbahnhof, abends dann Ruhe an der Einfallstraße nach Fürth. Man glaubt, wer Auto fahren kann, kann auch Taxi fahren. Ein Irrtum, den viele rasch bereuen. Die Aufgabe reicht deutlich weiter. Klar, ohne Personenbeförderungsschein läuft nichts – aber das eigentliche Handwerk beginnt erst im Stadtverkehr. Da sind nicht nur die ewig neuen Baustellen und Umleitungen, die einem den Plan versauen. Da ist der spontane Fahrgast mit eigenen Vorstellungen (und, sagen wir, wechselnder Laune), der zum Messezentrum will, aber nur den Bogen vor dem Tiergarten kennt. Da sind die Großveranstaltungen – Dutzendteich, Volksfest, »Cristkindlesmarkt« – bei denen Ortskenntnis Gold wert ist, sämtliche Navi-Systeme aber kollektiv in die Knie gehen.
„Einsteigen, schweigen, bezahlen“ – diese Zeiten sind in Nürnberg, zum Glück, vorbei. Immer mehr Frauen fahren Taxi, und der Anteil an Fahrern mit internationaler Biografie ist gewachsen. Es mag anstrengend sein, täglich im Dreieck zwischen Südstadt, Altstadt und dem Flughafen Menschen aller Couleur zu transportieren. Doch gerade das macht den Reiz aus – falls man Empathie nicht als Schwäche auslegt. Manchmal erfährt man bei einer Tour mehr über das Lebensgefühl der Stadt als drei Zeitungsartikel zusammen. Anders gesagt: Die Sprachkenntnisse müssen sitzen – Deutsch, mindestens solide, und mit jeder weiteren Sprache steigen die Chancen auf nette Gespräche (oder zumindest effektive Konfliktlösung bei Missverständnissen um die Quittung).
Das Geld – großes Thema, selten klar. Die offiziellen Zahlen tanzen irgendwo zwischen 2.200 € und 2.800 €, gelegentlich auch mehr, aber das ist selten der Regelfall. Wer denkt, Überstunden werden großzügig entlohnt, sieht sich oft getäuscht. Wartestunden, Leerlaufzeiten und Wochenendschichten sind Teil des Pakets. Ja, mit Schichtarbeit kann man die Einnahmen steigern, aber der Preis sind Müdigkeit und wenig Planbarkeit im sozialen Alltag. Einen Tariflohn gibt es immerhin, aber Trinkgeld? Reines Glücksspiel. Mal ist es so, dass man am Hauptmarkt einen ordentlichen Fahrauftrag erwischt und der Fahrgast großzügig aufrundet. An anderen Tagen… reden wir lieber nicht darüber.
Auch Taxi fahren ist kein analoges Idyll mehr. Seit neue App-Anbieter und Fahrtdienste drängen, hat sich einiges verändert. Fahrerinnen und Fahrer müssen technisch auf Zack sein – das Kassensystem, die Vermittlungssoftware, Navigationsdienste. Und dann die Konkurrenz: In Nürnberg ist das Taxi noch Kulturgut, doch gerade jüngere Kundschaft weicht auf flexible App-Lösungen aus. Wer stur an der Windschutzscheibe klebt und digitale Systeme als Spielerei abtut, bleibt abgehängt. Oder, positiver formuliert: Wer Bereitschaft zur Weiterbildung mitbringt – Stichwort Ortskunde, Technik, auch mal Englischkurs – hat mittelfristig Vorteile. Ein reines Nebenbei-Geschäft bleibt das Taxi nicht, trotz aller Nostalgie.
Wie schaut’s nun aus, für Berufseinsteigerinnen, Quereinsteiger, mutige Umsattler? Ich sage: Wer Flexibilität mitbringt – im Kopf wie im Terminkalender – und die stetige Nähe zu unterschiedlichsten Menschen nicht als Belastung empfindet, findet hier einen ungewöhnlich echten Job. Klar, manchmal nagt der Alltag – Warteschleifen, Wetter, das Gefühl, in einem ewigen Provisorium zu leben. Aber: Die gelungene Fahrt mit fröhlichem Fahrgast, der spontane Dialog über Nürnbergs Eigenheiten, der zufriedene Griff ins Trinkgeldglas… Es sind die kleinen Episoden, die bleiben. Wer darauf nicht verzichten mag, wird in Nürnberg vielleicht nicht steinreich, aber um einige Geschichten und Erfahrungen reicher. Und das, so meine ich, zählt in diesem Beruf mehr als jeder Tarifvertrag.
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