flaschenpost SE | 04103 Leipzig
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Was bedeutet es eigentlich, in Gera Taxifahrer zu sein? Für viele schwebt da immer noch das Bild von Männern in weißen Hemden über den Lenkrädern durch die Stadt, wie Schatten der alten DDR. Doch – und das überrascht oft – das Profil hat sich verändert. Jüngere Gesichter, Frauen, Quereinsteiger; in letzter Zeit sieht man von allem etwas. Die Leute glauben, Taxifahren sei ein Auslaufmodell, weil’s doch überall E-Scooter und Apps gibt. Ich halte das für vorschnell. Gera ist keine Großstadt. Menschen, die nachts heimwollen – ältere Fahrgäste, Schüler, Leute mit Einkaufstaschen – all das läuft weiter über die traditionellen Dienste.
Auch wenn der Beruf kein Spaziergang ist. Die Stadt hat ihre Tücken: Baustellen, Sperrungen, Baustellen nochmal. Manchmal könnte man meinen, eine eigene Navigationssoftware für „Gera-Überraschungen“ wäre das nächste große Ding. Wer noch glaubt, man lernt die Straßen beim ersten Dienst auswendig, der sollte mal im Stadtwald abgesetzt werden.
Was viele unterschätzen: Taxifahren ist nicht bloß Lenken und „Da lang, bitte“. Wer’s ausprobiert, merkt schnell, dass Kommunikationsgeschick ein Muss ist. An guten Tagen sitzt man im rollenden Wohnzimmer – reden, zuhören, zwischendurch den richtigen Blauton zwischen Gera-Mitte und Zwötzen finden. Und ja, gewisse Nerven braucht man auch. Wer nachts unterwegs ist, erlebt alles – von betrunkener Philosophie bis zu Stille, die fast körperlich spürbar ist.
Technisches Grundverständnis gehört inzwischen dazu. Die Fahrzeuge sind moderner, GPS und Fahrtenvermittlung laufen digital – manchmal über den Bordcomputer, manchmal die eigene App des Unternehmens. Denkt nicht, das geht nebenbei. Fehlende Routine beim Umgang mit Technik? Lässt sich lernen, klar, aber unterschätzt’s nicht.
Jetzt mal Tacheles: Reich wird bei uns niemand. Aber für viele ist der Einstieg fair. Je nach Schichtsystem, Erfahrung und Arbeitgeber fängt das Gehalt meist zwischen 2.200 € und 2.600 € an, nach oben ist mit langer Betriebszugehörigkeit und Trinkgeldern auch mal die 2.900 € bis 3.100 € drin. Wer privat fährt und Umsatzbeteiligung bekommt, schwankt stärker, nach oben wie nach unten – das muss man abkönnen. Wer verlässliches Einkommen will, für den ist ein fester Betrieb mit geregelten Schichten oft das kleinere Risiko. Viele unterschätzen hier die regionale Dynamik: Die Nachfrage in Gera schwankt je nach Großveranstaltung, Ferienzeit und – kein Witz – Wetterlage.
Manche Kollegen sagen: „Die Stillstandzeiten tun manchmal mehr weh als die Nachtschichten.“ Klar, man steckt Zeit rein, die nicht bezahlt wird. Aber: Mit etwas Riecher für lukrative Routen und Stammkunden lässt sich das ausgleichen. Das ist oft Erfahrungssache.
Früher war’s das: Ortskenntnis, Führerschein, Bereitschaft zu den üblichen Zeiten – fertig. Heute werden auch Infoveranstaltungen zu E-Mobilität, digitaler Fahrtenvermittlung oder sogar Crashkurse zu interkultureller Kommunikation angeboten. Das klingt nach Floskel, ist aber in Gera ein echter Trend – spätestens seit Kurzzeitgäste aus aller Welt zur BUGA oder zu den Jazzmeilen kamen. Wer clever ist, nutzt das: Wer bessere Englischkenntnisse mitbringt oder Umgang mit neuen Technologien kann, hat einen kleinen Vorteil bei Arbeitgebern, die in die Zukunft schauen. Wobei „Zukunft“ in Gera anders tickt als in Berlin. Hier entscheidet der persönliche Kontakt mehr als irgendeine Fernbedienung zum Kunden.
Übrigens, die lokalen Taxiunternehmen setzen je nach Chef unterschiedlich auf Fortbildung. Wer sich persönlich weiterentwickeln will, findet inzwischen durchaus Angebote – ob für technische Neuerungen, Sicherheitsfragen oder sogar Erste-Hilfe-Auffrischung. Die Spreu trennt sich auch dabei: Wer mehr aus seinem Job machen will, hat Chancen, gerade jetzt, wo Nachfolger gebraucht werden und Berufswechsel häufiger werden.
Nicht jeder Tag glänzt golden. An manchen Abenden denkt man sich, das Auto könnte auch einfach wegrollen, und man würde’s für fünf Minuten nicht mal merken. Gera ist keine Millionenstadt, es gibt viiiel Leerlauf, manchmal auch Langeweile, gelegentlich Stress wegen der Konkurrenz. Dennoch – als Einstieg für Berufsumsteiger, Menschen mit Lust auf Bewegung, Begegnung und Alltag im steten Wandel bleibt der Beruf in Gera spannend. Es ist kein Märchen, aber auch keine Sackgasse. Wer flexibel bleibt, sich nicht vor Technik oder Menschen scheut – der findet hier mehr als bloß einen Job. Sondern auch Geschichten. Und was für welche.
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