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Manchmal frage ich mich, ob noch jemand wirklich weiß, was im Cockpit eines Erfurter Taxis Tag für Tag passiert. Einsteigen, Leute fahren, Feierabend? Reine Illusion! Der Beruf des Taxifahrers in einer Stadt wie Erfurt hat mit diesem Klischee ungefähr so viel zu tun wie ein Stethoskop mit der Straßenbahn – die Oberfläche täuscht gewaltig. Vor allem für Menschen, die neu einsteigen oder als Quereinsteiger einen Seitenwechsel wagen, lohnt sich ein etwas nüchterner Blick auf das, was die Wirklichkeit bereithält – und wo sie im Alltag ihre eigenen Regeln schreibt.
Was viele unterschätzen: Taxifahren ist mehr als GPS bedienen und Small Talk auf Abruf. Klar, ohne Ortskenntnis darf man sich nicht auf den Fahrersitz schwingen – und ein Funken technisches Verständnis sollte vorhanden sein, sonst wirft die moderne Bordelektronik schon nach der dritten Schicht alle guten Vorsätze über Bord. Aber das eigentliche Handwerk besteht darin, schnell umzuschalten: Eben noch bringt man eine ältere Dame mit Rollator sicher nach Hause, im nächsten Moment jongliert man Koffer, Sonderwünsche und Hinweisschilder für Messegäste am Hauptbahnhof. Dieser Spagat verlangt nicht nur Fingerspitzengefühl im Verkehr, sondern auch den berühmten siebten Sinn für Sozialdynamik. Taxis in Erfurt – die sind Wohnzimmer, Rettungswagen und Beichtstuhl in Personalunion, selbst wenn das offiziell nirgendwo steht.
Ganz ehrlich – Erfurt ist nicht München und auch nicht Berlin. Wer sich hier ans Steuer setzt, begegnet an einem Dienstagmittag ganz anderen Geschichten als etwa in einer rastlosen Großstadt. Touristen und Studierende, ja, aber auch Pendler, Nachtschwärmer, manchmal sogar der eine oder andere Landrat, der plötzlich Wert auf Diskretion legt. Das bringt Abwechslung, klar, doch der Reiz steckt oft im Detail: Die Altstadt, deren enge Gassen mehr Geduld als Schaltfreude verlangen. Wetterlagen, die den Waidmarkt über Nacht in eine Eislaufbahn verwandeln können. Und dann die typischen Erfurter Eigenheiten – etwa diese Mischung aus Ost-West-Gelassenheit und dickköpfiger Freundlichkeit, die ein paar Minuten im Taxi oft mehr offenbart als zehn Jahre im Büro.
Man sollte sich nichts vormachen: Glücksritter sind im Taxigewerbe fehl am Platz. Das monatliche Einkommen in Erfurt bewegt sich meist zwischen 2.200 € und 2.800 €. Abweichungen nach oben oder unten? Gibt’s durchaus, oft abhängig von Schichten, Zusatzdiensten und – am wichtigsten – vom eigenen Biss. Garantie auf Umsatz gibt es so wenig wie einen verdienten Feierabend nach der Montagsfrühschicht mit Regen und Bahnausfall. Trinkgeld schwankt (gute Laune, schlechtes Wetter: der ewige Kampf), Nachtschichten sind speziell – und zugleich der Moment, in dem die Stadt ihren Rhythmus zeigt, jenseits touristischer Komfortzone. Wer Verantwortung übernimmt, vielleicht irgendwann als Schichtleiter oder Fuhrparkverwalter, kann mit Geduld und Spürsinn eine Schippe drauflegen.
Viele mögen es nicht wahrhaben: Auch im Taxi in Erfurt ziehen neue Zeiten auf, und selbst Stammkundschaft gewöhnt sich an Apps, bargeldloses Zahlen und Echtzeit-Fahrgastvermittlung. Wer nur mit Gedrucktem klarkommt, bleibt länger im Funkloch. Wer sich aber weiterbildet – etwa in Umgang mit digitalen Fahrdiensten, Orts- und Sprachkursen oder sogar Erste-Hilfe-Kenntnissen für besondere Einsätze – kann auch neben dem Lenkrad punkten. Manche Firmen honorieren Zusatzenglisch, spezielle Schulungen oder Kenntnisse zu barrierefreiem Fahren schon heute mit kleinen, aber spürbaren Zulagen.
Taxifahren in Erfurt hat viel mit Ankommen zu tun. Nicht nur für die Kundschaft, sondern auch für diejenigen, die beruflich umsteigen oder nach einem Neustart suchen. Es ist ein Beruf mit kleinen Triumphen und großen Geduldproben, mit überraschenden Begegnungen, nervigen Staus – und genau jener Mischung aus Geradlinigkeit und Bauchgefühl, die am Ende doch nur menschlich ist. Wer hier fährt, weiß: Jeder Tag ist ein Test für Nerven und Navigator. Aber manchmal, wirklich nur manchmal, reicht ein einziges Gespräch auf der Fahrt vom Domplatz zum Rieth, um sich selbst zu erinnern, warum man das eigentlich macht.
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