
Tapezierer Jobs und Stellenangebote in Kassel
Beruf Tapezierer in Kassel
Wer im Raum Kassel tapeziert, weiß, was echte Handarbeit bedeutet
Es gibt Jobs, die fühlen sich wie ein sonntäglicher Spaziergang an – Tapezieren in Kassel gehört definitiv nicht dazu. Wer den Geruch von frisch angerührtem Kleister mit dem Duft des Morgens verwechselt, liegt daneben. Doch es steckt Ehrlichkeit in diesem Beruf, ein ehrlicher Schweiß, der zwischen den Bahnen von Raufaser und Vliespapier sichtbare Spuren hinterlässt. Für Berufseinsteiger/innen oft eine Herausforderung – und für viele aus anderen Berufen, die sich einen Tapetenwechsel wünschen, im wahrsten Sinne des Wortes ein Experiment mit offenem Ausgang.
Wandlungsraum Kassel: Mehr als bloß Tapete auf Stoß
Kassel, mitten im Herzen Deutschlands gelegen, ist eine Stadt, die sich nicht gern auf vorgefertigte Muster herunterbrechen lässt. Umgebaut, saniert, modernisiert – und überall spielt das Tapezierhandwerk eine Rolle. In Gründerzeitvillen, Bürokomplexen aus den 1970ern oder frisch renovierten Kitas: Überall werden Hände gebraucht, die wissen, wie man Wände vorbereitet, Risse flickt, Kleister anrührt und Bahnen ohne Falten anbringt. Klingt simpel, ist es aber nicht. Vor allem, wenn Altbau und Baujahr 1893 auf modernes Gesundheitsbewusstsein und Allergikertapeten prallen – Thema Schadstoffbelastung, Schimmelsanierung, atmungsaktive Materialien. Die wenigsten denken an solche Themen, bis der erste Kunde mit diffusen Wünschen um die Ecke biegt. Und spätestens dann macht sich bezahlt, wenn man mehr draufhat als nur den Pinsel zu schwingen.
Fingerspitzengefühl, Kraft und ein bisschen Mathe
Was unterschätzt wird: Viele meinen, Tapezieren sei Handarbeit ganz ohne Kopf. Falsch gedacht! Die Hände müssen sicher sein, aber ohne Ausrechnen läuft hier wenig. Wer Tapetenbahnen auf Stoß anbringen will (und zwar so, dass sich kein Muster verschiebt), sollte mit Messband und Wasserwaage umgehen können. Ach ja: einen Sinn für Ästhetik braucht’s auch. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass Farbenlehre und Lichtverhältnisse in Meetings mit Architekturbüros in Kassel plötzlich Thema werden. Und manchmal – Hand aufs Herz – ist Durchhaltevermögen wichtiger als die DIN-Vorschrift. Nichts für Couch-Potatoes.
Verdienst, Aussichten und der berühmte Kasseler Mix
Bleibt die Frage nach dem Lohn. In Kassel liegen die Einstiegsgehälter für Tapezierer aktuell bei etwa 2.300 € bis 2.500 €. Mit wachsender Erfahrung, Zusatzqualifikationen oder Spezialisierung – etwa auf Restaurierung oder anspruchsvolle Oberflächen – können es durchaus 2.700 € bis 3.200 € werden. Tarifverträge und regionale Unterschiede spielen dabei eine größere Rolle, als einem lieb ist. Und der Kasseler Markt? Hier mischen kleinere Familienbetriebe mit spezialisierten Firmen und den großen Generalisten, die auch Maler- und Bodenlegerarbeiten abdecken. Wer flexibel bleibt, kann sich als Allrounder einen festen Platz sichern – oder sich, wenn das Herz daran hängt, auf edle Tapezierarbeiten in denkmalgeschützten Gebäuden spezialisieren. Die Nachfrage nach Handwerkern, die mehr können als ein Standardmuster ankleben, hat übrigens klar zugenommen – Lieferengpässe und Energiepreise machen viele Auftraggeber vorsichtiger, aber anspruchsvoller.
Was bleibt zwischen Anspruch und Alltag?
Zwischen mezzaninartiger Altbaufassade und Neubau wird’s oft hektisch. Kurz mal Pause? Unwahrscheinlich. Und dann die Kunden – jeder mit eigenen Vorstellungen, nicht selten widersprüchlich. Manche Tage sind ein Marathon, mit Kleister auf dem Hemd und dem Drang, einfach mal aufzugeben. Doch jeder, der bleibt, kennt auch das: den kurzen Triumph, wenn eine Wand ohne Blase und mit passgenauem Muster strahlt. Das, was Kassel den Tapezierern gibt, ist kein leeres Lob. Es ist ein Berufsfeld im Wandel, mit einer überraschenden Mischung aus alter Handwerkstradition, regionalem Stolz und neuen Werkstoffen. Wer hier seinen Platz findet, spürt, dass Tapetenwechsel manchmal doppeldeutig sein können – erst recht am Rand des Bergparks oder beim Blick aus einem frisch tapezierten Altbaufenster auf die Karlsaue. Und das ist, ganz ehrlich, mehr, als man in manchen Berufen bekommt.