biac Personalservice GmbH - Dresden | 01067 Dresden
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Die meisten denken beim Wort Tapezierer wahrscheinlich an flache Tapetenrollen, Kleister, und die mürrische Erinnerung an Omas Wohnzimmer. In Wahrheit ist das Bild viel bunter – wortwörtlich. In Chemnitz, einer Stadt, die sich gern als „Stadt der Moderne“ auf die Fahnen schreibt, ist das Tapezierhandwerk alles andere als bloße Nostalgie. Aber der Reihe nach.
Stellen wir uns einen typischen Tag vor. Noch bevor der erste Kleister anrührt, checkt der Tapezierer – oder die Tapeziererin, um beim Zeitgeist zu bleiben! – den Untergrund: Da gibt es bröckelnden Putz, Altanstriche, teils abenteuerliche Eigenkonstruktionen aus den 1990ern. Kurzes Rätselraten: Retten? Überarbeiten? Neu verputzen? Genau da trennt sich das Profihandwerk vom Heimwerker-YouTube. Wer sachgerecht tapeziert, muss wissen, wie verschiedene Untergründe, Tapetenarten, Kleber und Verarbeitungstechniken zusammenspielen. Und nicht zuletzt: Die neue Wand soll nicht nur halten, sondern das richtige Gefühl im Raum erzeugen – visuell, haptisch, manchmal sogar akustisch. Klingt trivial? Ist es nicht.
In Chemnitz ist der Bedarf an handwerklicher Raumgestaltung bis heute erstaunlich lebendig. Wer einen Blick in sanierte Gründerzeitviertel wirft – Sonnenberg, Kaßberg – entdeckt, dass hochwertige Tapezierarbeiten wieder gefragt sind. Mieter werden wählerischer, Investoren erwarten Wertsteigerung. Hinzu kommt: Gerade weil viele Wohnungen nach der Wende eher lieblos modernisiert wurden, erlebt traditionelles Tapezieren inzwischen ein stilles Comeback. Ob Vliestapete, Glasfaservlies oder dezente Strukturtapeten – das Handwerklichen zählt (endlich wieder). Die Nachfrage nach sauberen, individuell angepassten Oberflächen steigt. Die Stadt wächst und schrumpft gleichzeitig und wandelt sich ständig: genau diese Unruhe hält auch den Berufsalltag spannend.
Wem liegt das Tapezieren? Es braucht Feingefühl und kräftige Arme. Technisches Verständnis, Geduld und manchmal einen klaren Kopf, wenn die fünfte Kante einfach nicht passen will. Ja, Routine hilft – aber gerade am Anfang läuft’s oft nicht glatt. Vielleicht sollte man das mal klar benennen, statt alles in Hochglanzprospekt-Sprache zu verpacken. Viel Kopfarbeit steckt dahinter, mehr als viele glauben. Die Zeit, als Tapezierer nur „schön ausmessen und glattstreichen“ mussten, ist ohnehin passé. Heute sind oft neue Materialien im Spiel – schimmelhemmende Tapeten, ökologische Kleber, selbst digital bedruckte Stoffe. Da reicht kein Bauchgefühl, da braucht’s regelmäßige Fortbildung.
Was springt dabei eigentlich raus? In Chemnitz pendelt das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.100 € und 2.500 €. Wer sich bewährt, Erfahrung sammelt und besonders bei Altbauten auftrumpft, kann mittelfristig auf 2.800 € oder mehr kommen. Richtig lukrativ wird’s, wenn spezialisierte Materialien oder besondere Techniken gefragt sind – dann ist auch mal ein Sprung auf 3.200 € drin. Klar, mit Industrielöhnen kann man nicht immer konkurrieren, aber: Wer im handwerklichen Bereich bleibt, bekommt in Chemnitz recht stabile Beschäftigungsverhältnisse geboten. Und: Das Gefühl, am Ende des Tages sichtbare, dauerhafte Ergebnisse geschaffen zu haben, lässt sich schwerlich mit Zahlen abbilden. Ich kenne jedenfalls kaum ein anderes Handwerk, in dem sich so viele Erfahrungsjahre wirklich „sehen lassen“ können – im wahrsten Sinne.
Was bleibt nach den ersten Jahren? Das Handwerk des Tapezierers ist eine merkwürdige Mischung aus alt und neu: Nie ganz modern, aber auch niemals passé. In Chemnitz öffnen sich mit dem sanften Renaissance der Altbausanierung und der immer individueller werdenden Nachfrage nach Raumgestaltung neue Türen, besonders für die, die offen für Fortbildung und neue Techniken sind. Kritisch betrachtet: Wer kurzen Atem hat, wird wenig Freude haben; wer aber Kreativität, handwerkliches Können und einen Schuss Geduld mitbringt, kann sich in diesem Beruf nicht nur behaupten, sondern einen echten Beitrag zur lokal geprägten Wohnkultur leisten. Manchmal fragt man sich – wie viele Spuren bleiben von einem Arbeitstag im Arbeitsleben eigentlich übrig? Im Tapezierhandwerk jedenfalls mehr als bloß Kleisterreste am Ärmel.
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