Kinderinseln Berlin Nord gUG (haftungsbeschränkt) | 10115 Berlin
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Kinderinsel Berlin Nord gUG (haftungsbeschränkt) | 10115 Berlin
Kinderinseln Berlin Nord gUG (haftungsbeschränkt) | 10115 Berlin
Kinderinsel Berlin Nord gUG (haftungsbeschränkt) | 10115 Berlin
Wer morgens durch die Leipziger Straße tuckert und rechts rüberlugt, sieht sie: die Tankstellen, an denen Potsdam nicht gerade arm ist. Einer dieser auffällig unauffälligen Orte, die es überall gibt, aber die man selten beachtet – es sei denn, man arbeitet hier. Ich schreibe diesen Text, weil ich seit einiger Zeit auf der „anderen Seite“ der Kassentheke stehe. Und ich sage gleich zu Beginn: Wer beim Stichwort „Tankwart“ noch das Bild vom grinsenden Benzin-Cowboy im Kopf hat, der einen alten Ford volltankt und die Windschutzscheibe putzt, der lebt, nun ja, in einem anderen Film.
Der Job ist abwechslungsreich, aber nicht jeden Tag „spannend“ im klassischen Sinne. Irgendwo zwischen Routine und Realität, das trifft’s. Die Aufgaben reichen weit über das Kassieren an der Zapfsäule hinaus. Klar, Sprit, Zigaretten und der ganze Snack-Krempel gehen Tag für Tag über den Tresen. Aber neben dem offensichtlichen Verkaufsjob sind es die kleinen, unsichtbaren Fäden, aus denen sich der Alltag spinnt: Regale auffüllen, Tankautomaten kontrollieren, kleine Technikpannen beheben, Kundenfragen lösen, manchmal als Streitschlichter zwischen zwei genervten Autofahrern auftreten. Wer meint, das sei monoton, irrt. Es gibt Tage, da ähnelt ein Tankstellentag einer kleinen Bühnenshow mit ständig wechselnden Akteuren.
Was viele unterschätzen: Potsdam hat als Arbeitsort eigene Spielregeln. Zum einen ist da die Nähe zu Berlin – die Preise, der Verkehr, der ständige Strom von Pendlern, Touristen, manche schwer zu knacken, andere dankbar für jedes Wort. Wer hier arbeitet, jongliert mit Hektik und Höflichkeit, oft in unerwarteter Reihenfolge. Nach Feierabend weiß man, wovon man erledigt ist. Der Touristenstrom ist Fluch und Segen zugleich: Manche Stammkunden erkennt man an der Stimme, andere bringen ihre Weltreiselust gleich mit über die Schwelle. Englischkenntnisse? Hilfreich – mindestens einmal pro Schicht.
Vielleicht denkt man: Tankstellen sind doch eine aussterbende Spezies. Falsch gedacht – zumindest noch. Der Wandel ist spürbar, auch in Potsdam. Kartenzahlung? Ist längst Standard. Ladesäulen für E-Autos schießen stellenweise aus dem Boden wie Maipilze. Die Bedienung der Technik ist kein Hexenwerk, aber der Trend ist eindeutig: Wer heute einsteigt, wird zwangsläufig zum kleinen Technik-Allrounder – und das ist gar nicht so schlecht, langfristig gesehen. Wobei manche Systeme immer dann einen Fehler melden, wenn am meisten los ist. Murphy lässt grüßen.
Jetzt zur Gretchenfrage, die sich jeder irgendwann stellt: Was verdient man hier überhaupt? Die Spanne ist breit – in Potsdam kann das Einstiegsgehalt bei 2.300 € liegen, flotte Schichten und Wochenenddienste vorausgesetzt. Wer schon Erfahrung mitbringt, landet eher bei 2.700 € bis 2.900 €. Extra-Leistungen gibt’s gelegentlich: Zuschläge, kleine Prämien. Klingt fair? Vielleicht – je nach Blickwinkel. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Ketten. Kleinbetriebe zahlen oft weniger, dafür ist der Ton manchmal familiärer.
Manche mögen sagen: Da kannst du doch auch was Besseres machen. Möglich. Aber der Tankwart-Beruf ist ehrliche Arbeit, die mehr verlangt als bloßes „Über’s Band ziehen“. Stehvermögen braucht’s – im wortwörtlichen, aber auch im übertragenen Sinn. Wer mit Menschen klar kommt, Alltags-Wortgeplänkel nicht als Belastung sieht und ein gewisses technisches Grundverständnis besitzt, kann sich in Potsdam eine solide Nische schaffen. Das ist kein Sprungbrett zur Million, aber auch kein Abstellgleis für Lebensmüde. Mein Fazit? Wer die Mischung aus Kontakt, Alltagstrubel und Technik versteht – und ab und zu ein bisschen Chaos abkann – findet als Tankwart in Potsdam einen Job, der ehrlicher ist als so mancher Schreibtischberuf.
Das könnte Sie auch interessieren