Systems Engineering Jobs und Stellenangebote in München
Beruf Systems Engineering in München
Zwischen Schnittstellen und Systemdenken: Die unverklärte Realität im Münchner Systems Engineering
Wer in München als Systemingenieurin oder Systemingenieur unterwegs ist, merkt schnell: Hinter den Glasfassaden von Parkstadt Schwabing, hinter den großen Namen zwischen Isar und Perlach, steckt alles andere als ein einheitliches Berufsbild. Vielmehr findet man ein vielschichtiges Puzzle – aus Technik, Kommunikation, Strukturen und, ja, einer Portion Chaos, dem so eine Stadt wie München in technologischen Fragen ohnehin nicht ganz abgeneigt zu sein scheint. Aber lassen wir die Klischees. Oder vielleicht auch nicht, denn ein bisschen was ist ja doch dran.
Systems Engineering, das ist kein Handwerk im klassischen Sinn, auch kein rein akademisches Glanzstück. Es ist das Ringen um den Überblick – manchmal mit Bleifuß, manchmal im Schleichgang – über komplexe technische Gesamtsysteme, seien es Automotive-Plattformen, Luftfahrtelektronik oder die berühmten Münchner Mobilitätslösungen, die oft zu gleichen Teilen aus Hightech und Beharrungsvermögen bestehen. Man wird kaum einen Beruf finden, der derart von Vernetzung lebt: Hier ein Software-Architekt, dort die Hardware-Truppe, drüben das Qualitätsmanagement, am anderen Ende vielleicht noch ein Exot aus der Systemvalidierung. Kurz: Wer die eigene Insel sucht, ist in München als Systemingeneur falsch abgebogen.
Was mich immer wieder fasziniert (und manchmal regelrecht nervt): Diese städtisch gefärbte Mischung aus Hightech-Dynamik und Beharrlichkeit. In München begegnet man Systems Engineering oft dort, wo die großen Industrien ihre digitale Transformation unter Schmerzen vollziehen. Bei den Automobilherstellern – oft gescholten für ihre Trägheit, aber was wäre München ohne dieses Biotop? – sowie in einer ausufernden mittelständischen Zuliefererlandschaft. Und dazwischen Start-ups, die alles disrupten wollen, es aber am Ende doch nicht ganz schaffen. Manch ein Berufseinsteiger staunt nicht schlecht, wie sehr das Klischee vom biertrinkenden Entwickler neben dem sauber organisierten Scrum-Board der Realität entspricht.
Rein praktisch? Das Aufgabenfeld ist breit, ja gelegentlich zermürbend unklar: Anforderungsmanagement, Architekturentwurf, Schnittstellenklärung, Fehleranalyse, Testplanung. Das reicht von der Diskussion, welche Sensorik ein autonomer Shuttle braucht, bis zum nächtlichen Mailwechsel mit dem Steuergerätelieferanten in Singapur. Viele glauben, Systems Engineering sei ein luftiger Elfenbeinturm mit ein bisschen Projektmanagement. Tatsächlich: Manchmal fühlt es sich wie das Bemühen an, einen Sack Flöhe zu hüten. Aber genau darin liegt für viele der Reiz – und wenn ich ehrlich bin: Ein bisschen stolz macht es schon, wenn am Ende alles zusammenspielt (und nicht explodiert).
Zum großen Thema Perspektiven: München ist ein Magnet für systemische Denker, aber die Eintrittshürden sind nicht zu unterschätzen. Viele Arbeitgeber erwarten einen technischen oder naturwissenschaftlichen Abschluss; Soft Skills werden gefordert, aber nicht immer systematisch gefördert. Die Verdienstspanne ist beachtlich – Erfahrungswerte zeigen, dass das Einstiegsgehalt eher bei 4.200 € beginnt und sich für einige mit solider Erfahrung im Bereich von 5.000 € bis 6.200 € bewegt. Klischeehaft? Vielleicht. Aber solche Zahlen sind für Einsteiger eben Realität, und das will jede:r wissen. Die Kehrseite? Wer von München träumt, darf die Lebenshaltungskosten nicht kleinreden – „gut verdient“ klingt in Giesing eben anders als in Passau. Trotzdem: Der Markt bleibt lebendig, auch weil München als Tech-Standort selbst in stürmischen Konjunkturphasen weniger einbricht als etwa der Norden.
Wer nach Entwicklung ruft, wird in München selten enttäuscht. Fast jede große Engineering-Bude setzt auf Weiterbildungen, mit Schwerpunkten von agilen Methoden bis hin zu Systemmodellierung. Aber, Hand aufs Herz: Vieles davon bleibt „learning on the job“. Strikte Lehrbuchlösungen? Fehlanzeige. Man wächst an Projekten, an echten Fehlern – und gelegentlich an der Fähigkeit, diplomatisch bei einem bayerischen Mittelständler die siebte Revision des Lastenhefts zu erklären, ohne die Fassung zu verlieren. Manchmal fragt man sich, warum zur Hölle das keiner besser koordiniert, aber genau darin liegt vielleicht die Essenz dieses Berufs: Strukturiertes Denken in einer unstrukturierten Welt.
Mein Rat? Wer Systems Engineering in München ernsthaft erwägt, sollte vor allem zwei Dinge mitbringen: Neugier und eine gehörige Portion Frustrationstoleranz. Denn wenn das System mal wieder nicht das tut, was alle wollten – dann braucht es keine Superhelden, sondern Leute, die trotzdem weitermachen. Manchmal reicht schon ein guter Kaffee auf dem Weg in die Paul-Heyse-Straße.