WTM Engineers GmbH | 18055 Rostock
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Manchmal frage ich mich, ob wir Statiker nicht so etwas wie die stillen Lotsen der Bauwelt sind. Kaum jemand sieht unsere eigentliche Arbeit – und doch steht oder fällt ein ganzes Haus am Ende mit unseren Zahlen, Skizzen, kleinen Gelben Zetteln. Wer beruflich einsteigen will oder einfach mal mit dem Gedanken spielt, den Standort zu wechseln, landet in Rostock irgendwo zwischen maritimen Charme, hanseatischer Gelassenheit und einer ordentlichen Portion GegenWind. Und das meine ich durchaus wörtlich: Wer schon mal bei Sturm über den Warnowdamm gelaufen ist, weiß, was tragende Konstruktionen hier aushalten müssen.
Ein Statiker in Rostock, das klingt nur auf dem Papier nach Zahlenfriedhof. Feuerwehrtreffen am Morgen, plötzlich eine Anfrage wegen einer maroden Decke in der Jugendstilvilla am Ulmenmarkt, nachmittags eine dringende Baustellenrückfrage zum Ostseepanorama-Neubau – und überall warten andere Anforderungen. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Tag, gefühlt fuhr ich auf Sicht: Windwerte, Korrosionsschutz, Bodenklassifikationen. Und immer diese Rostocker Mischung aus historischem Bestand, Plattenbau-Nachwende-Relikten und modernen Küstenprojekten. Das bedeutet: Keine Woche ohne überraschende Kniffe, ständige Rücksprachen mit Architekt:innen (liebe Grüße an die Kreativität!), Handwerksunternehmen, Behörden. Statik ist hier nie Theorie-Bespaßung. Es bleibt bodenständig, rau – und ehrlich gesagt manchmal richtig fordernd.
Was viele unterschätzen: Die Nachfrage nach Statikern in Rostock ist weit stabiler, als man meinen könnte. Neubau gibt es, klar. Aber der eigentliche Bedarf entsteht vor allem im Bestand – Altstadtsanierung, Umnutzungen, Nachverdichtung. Zumal die Ostseeküste längst magnetisch wirkt: Wer einen Immobilienmakler kennt, weiß, dass hier seit Jahren saniert und aufgestockt wird, was das Material (und manchmal auch die Nerven) hergeben. Gleichzeitig spürt man die Folgen des bundesweiten Fachkräftemangels. Junge Leute werden gesucht, wechselwillige Fachkräfte ohnehin. Im Schnitt bewegt sich das Gehalt für Berufseinsteiger um die 3.100 € bis 3.400 €, mit einigen Ausschlägen nach oben, wenn Erfahrung oder eine gefragte Spezialisierung vorhanden sind. Mehrjährige Praxis führt in der Region nicht selten zu Gehältern um die 3.600 € bis 4.000 €, teils auch mehr im Bereich Tragwerksplanung komplexer Gewerbebauten oder im Industrieumfeld.
Rostock hat seine eigenen Spielregeln. Feuchtes Seeklima – Korrosion lässt grüßen! Dann Sandböden, alte Keller, teils marode Bestandsbauten mit versteckten Schäden. Jede statische Berechnung hier muss den Spagat schaffen zwischen Alt und Neu, zwischen Norm und Praxis, zwischen – ja – hanseatischer Gründlichkeit und Rostocker Improvisationstalent. Und was selten offen zur Sprache kommt: Die Zusammenarbeit mit Behörden ist manchmal so verschlungen wie die Gassen der Altstadt. Ein Beispiel: Bei einem Umnutzungsprojekt in Warnemünde hatte ich ganze Ordner voller Gutachten, meist für die sprichwörtliche Schublade. Der Mehrwert? Nervenstärke, Geduld, und ein ordentlicher Schluck Ostseeluft.
Kaum eine Branche ändert sich so rasant wie der Bau – okay, vielleicht die IT, aber Statiker müssen sich heute durch BIM, neue Baustoffe und Nachhaltigkeitsnormen kämpfen. Digitales Konstruieren, Modellieren, ständige Anpassungen an neue Richtlinien: Wer das stur ablehnt, bleibt irgendwann auf der Strecke. Gleichzeitig entsteht daraus – ja, ich wage es so zu sagen – eine neue Lust am Beruf. Denn wer gern an Lösungen tüftelt, sich nicht vor technologischem Wandel fürchtet und ab und an gern mit den Füßen im Sand steht (ob an der Warnemünde-Mole oder beim Verbau einer Gründung), findet in Rostock ein gutes Plätzchen. Ist nicht immer einfach, mag sein. Aber das war die Statik noch nie. Und ehrlich gesagt: Das ist auch gut so.
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