Mayr-Melnhof Holz Olsberg GmbH | 59939 Olsberg
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BREMER Planungsgesellschaft mbH | 33098 Paderborn
KUTTER GmbH & Co. KG Bauunternehmung | 99986 Niederdorla
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Wer einmal auf einer Baustelle im Kasseler Regen gestanden hat, weiß eins: Theorie ist schön und gut – wenn aber der Beton im November tropft und die Kranführer die eigenen Pläne kommentarlos uminterpretieren, merkt man recht schnell, was es heute heißt, als Statiker zu arbeiten. Nicht, dass der Job grundsätzlich undankbar wäre. Im Gegenteil. Ich wage zu behaupten: Wer sich für das Abenteuer Statik in Kassel entscheidet, tritt in eine Welt ein, die weit mehr ist als Zahlenjonglage und Paragrafen nach Norm. Es geht – ganz real – um Verantwortung für alles, was steht, hält und aushält.
Viele stellen sich Statiker als Menschen vor, die mit Taschenrechner, Kaffee und Funktionskleidung im Großraumbüro verschwimmen. Das Bild ist… sagen wir: nicht ganz falsch, aber eben auch fatal verkürzt. Klar, das Festlegen von Lasten und Querschnitten, das Abwägen von Materialqualität und Sicherheitsfaktoren – all das ist Kerngeschäft. In Kassel aber, einer Region, die eigenartig zwischen universitären Ambitionen und mittelständischer Bodenständigkeit pendelt, ist mein Eindruck: Statik bleibt nie rein akademisch. Holzbau, energieeffiziente Sanierungen, Nachweise für Bestandsgebäude – vor allem im Umfeld der vielen Gründerzeitbauten oder industrialisierten Bauten aus den Nachkriegsjahren – fordern Flexibilität, kurzfristige Lösungen... und nicht selten Nerven aus Drahtseil. Viele Projekte bewegen sich direkt am Rand der Norm – da gibt's selten die Komfortzone „nach Lehrbuch“.
Was viele unterschätzen: Der Arbeitsmarkt für Statiker im Raum Kassel ist weder übersättigt noch leergefegt – eher wankelmütig. Gerade Berufseinsteiger geraten ins Grübeln. Auf der einen Seite gibt es den vielzitierten „Fachkräftemangel“ (was für ein Unwort), auf der anderen aber wachsende Anforderungen an den Nachweis. Mehr Verantwortung, mehr Schnittstellen zum Bauherrn, höhere Haftungsrisiken durch verschärfte Regelwerke. Und trotzdem: Viele Büros hier suchen händeringend nach fähigen Köpfen, die nicht nur Formel-Latein, sondern auch kommunikative Brücken zwischen Baustelle und Behörden sprechen können. Das klassische Gehalt? Für Einsteiger keine Goldgrube – meist irgendwo zwischen 3.000 € und 3.500 €. Klar, nach oben geht immer, vor allem mit Erfahrung und Zusatzqualifikationen (ich sage nur: Holz- oder Brandschutzgutachten – in Nordhessen eine Liga für sich). Wer sich aber einbildet, mit Minimalengagement Maximalentlohnung abzuräumen, sollte sich was anderes suchen. Oder Lotto spielen.
Kassel ist keine klassische Boomtown. Und das, ehrlich gesagt, hat auch Vorteile. Wer hier als Statiker einsteigt, wird schnell bemerken: Die geforderte Vielseitigkeit ist ein zweischneidiges Schwert. Oftmals sind es kleine und mittlere Ingenieurbüros mit familiären Strukturen, denen lokale Bindung wichtiger ist als irgendwelche Business-Buzzwords. Die Nähe zur Universität sorgt auf der anderen Seite für fachliche Impulse und eine stete Prise Konkurrenz. Gerade in Sachen nachhaltiges Bauen oder erneuerbare Energieträger ist Kassel auffallend vorn – was die weitere Professionalisierung im Bereich der energetisch optimierten Tragwerksplanung beschleunigt. Para meine Beobachtung: Wer bereit ist, sich in neue Ansatzpunkte wie die modulare Vorfertigung oder Holz-Hybridbau zu vertiefen, wird schnell unentbehrlich. Zumindest, wenn er (oder sie) bereit ist, auch mal gewohnte Denkpfade zu verlassen.
Ganz ehrlich: Wer heute meint, mit dem Bachelor in der Tasche und einer Excel-Tabelle auf ewig bestehen zu können, sollte es gar nicht erst versuchen. Nicht in Kassel. Seit Jahren nimmt die Komplexität der Projekte zu. Wesentliche Neuerungen: Digitalisierung im Bauwesen, BIM-Prozesse, Prüfstatik on demand – all das findet auch in Nordhessen längst statt, ob es nun jedem passt oder nicht. Aber: Die Weiterbildungslandschaft ist ausgesprochen heterogen. Während die einen Seminare von der Ingenieurkammer als Pflichtübung sehen, begreifen andere die Teilnahme an lokalen Fachforen als echten Türöffner. Für mich bleibt: Wer nicht lernt, bleibt stehen. Das Karussell der Vorschriften dreht sich inzwischen so schnell, dass ein halbes Jahr Pause einem halben Jahrzehnt Rückstand gleicht. Vielleicht überspitzt – aber definitiv kein schlechter Kompass.
Am Ende bleibt: Wer als Statiker in Kassel seinen Platz sucht, sollte sich ehrlich fragen: Will ich gestalten oder nur abarbeiten? Hier wird Mut zum Argumentieren gebraucht, Sinn für Details, aber auch ein Stück Pragmatismus. Manchmal, das gebe ich unumwunden zu, komme ich selbst ins Schwimmen angesichts von Lastdiagrammen, die irgendwie an ein Pollock-Bild erinnern. Aber genau das macht den Reiz aus: Zwischen solide gebauter Wirklichkeit und Risiko auf Messers Schneide wird Verantwortungsgefühl nicht deklamiert – sondern gelebt. Und dass der nächste Winter bestimmt kommt? Da mache ich mir mehr Sorgen um die Handschuhe. Oder die Frage, ob wieder einer die Statik aushebelt, weil „es ja immer so gemacht wurde“. Wirklich – langweilig wird es nie.
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