mdexx fan systems GmbH | Weyhe (bei Bremen)
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
mdexx fan systems GmbH | Weyhe (bei Bremen)
Manchmal frage ich mich, wie viele Einwohner Oldenburg eigentlich wissen, was sich tagtäglich in den großen Werkhallen am westlichen Stadtrand abspielt – oder in den eher unscheinbaren Industriebauten irgendwo zwischen Hunte und Ems. Stahlumformung: Für Außenstehende klingt das nach einer Mischung aus Schwermetall und Alchemie, irgendwo zwischen Muskelkraft und Maschinenintelligenz. Für Leute wie mich – und für all jene, die den Einstieg wagen oder aus einem anderen Betrieb umsatteln wollen – ist es ein Arbeitsfeld voller Konflikte, Chancen und kleiner Triumphmomente. Ich habe das Gefühl, das wird oft unterschätzt.
Fangen wir nicht bei der Mär von den „starken Männern mit schmutzigen Händen“ an. Natürlich: Wer an 200-Tonnen-Pressen steht oder einen Glühofen bedient, muss schon wissen, wie man zupackt. Aber ehrlich gesagt – das allein reicht vorne und hinten nicht mehr. Heute stehst du in Oldenburg selten mit purer Muskelkraft an der Presse, sondern balancierst zwischen Präzision, digitaler Steuerung und beinahe meditativem Taktgefühl. Wer hier nur Technik langweilig findet, ist fehl am Platz. Wer sie nicht versteht – genauso. Das Berufsbild verlangt beides: ein Grundverständnis für Metallurgie (ja, manchmal kommt da tatsächlich ziemlich viel Chemie ins Spiel) und Fingerspitzengefühl, wenn es um Prozessüberwachung, Werkzeugwechsel oder Qualitätsmessungen geht.
Vielleicht ist das, was hier am meisten überrascht: Wie viel Weiterbildung nötig (und geboten) ist, selbst wenn du schon was drauf hast. Pneumatik, Sensorik, digitale Prozessdatenerfassung – das kommt ständig dazu. So kaputt wie das Klischee vom reinen Handwerk ist auch die Vorstellung, man müsse sich einmal für immer auf einen Arbeitsschritt festlegen. Wer offen für Neues bleibt, wird von Oldenburgs Betrieben belohnt: Von der klassischen Umformtechnik, über Laserverfahren bis zu additiven Prozessen gibt’s in der Region alles – und oft schneller, als man seine Skepsis ablegen kann.
Hand aufs Herz: Die Stahlumformung in Oldenburg ist kein Massenphänomen, aber auch kein schlafender Riese. In den letzten Jahren haben sich einige Betriebe aus dem Automobilzulieferbereich, der Energie- und Umwelttechnik und dem klassischen Maschinenbau zu echten Innovationstreibern entwickelt. Heißt im Klartext: Wer seine Ausbildung oder relevante Erfahrung mitbringt, findet in der Regel offene Türen – es sei denn, man erwartet Instant-Karriere ohne Einsatz. Der Arbeitsmarkt pendelt sich so irgendwo zwischen Fachkräftemangel und anspruchsvoller Vorauswahl ein. Wer wechseln möchte oder neu anfängt, ist also kein Bittsteller, sondern bringt selbst eine seltene Währung ein.
Und das Gehalt? Ja, darüber wird selten offen gesprochen – zu selten, finde ich. Von Einsteiger:innen werden je nach Qualifikation und Unternehmensgröße meist zwischen 2.600 € und 3.000 € geboten, mit gewerkschaftlichem Bonus, Erfahrung oder speziellen Zusatzqualifikationen können es auch 3.200 € oder mehr werden. In guten Jahren mehr? Möglich. Aber: Schwankungen, Schichtarbeit und branchenspezifische Zuschläge (keiner weiß, wie viele davon man im Laufe eines Berufslebens total überlesen hat) machen das Ganze schwer zu pauschalisieren. Kurzum: Luft nach oben ist da, aber auf Rosen gebettet wird niemand.
Vielleicht liegt’s an der Nähe zum Windenergiestandort Nordenham, vielleicht auch an Oldenburgs etwas verschrobener Mischung aus Hanse-Tradition und Start-up-Geist – jedenfalls herrscht in der Branche so eine seltsame Spannung: Einerseits Traditionsbewusstsein, teils im Familienbetrieb, noch mit Siebträgerkaffee und rauem Charme in der Werkzeughalle. Andererseits blinzelt die Digitalisierung um die Ecke, und auf einmal stehen computergesteuerte Prozessleitsysteme zwischen Schraubstock und Werkbank. Nicht jeder Betrieb zieht da gleich fokussiert mit, aber man spürt: Der Veränderungsdruck ist da – und mit ihm wächst die Bereitschaft, auch den nächsten Satz Weiterbildung anzugehen. Wer das nicht mag? Tja, für den dürfte’s mühsam werden.
Was viele unterschätzen: In Oldenburg bekommst du in der Stahlumformung schnell Verantwortung – weil die Teams kleiner sind, der Draht zur Führungsebene kürzer. Das ist kein Mythos: Ich kenne Beispiele, da hat ein gewechselter Facharbeiter binnen eines Jahres nicht nur Schichten übernommen, sondern gleich noch Schulungsaufgaben bekommen. Klar, das kann fordern, manchmal überfordern. Aber so ist das hier eben: Wer was kann, wird nicht versteckt, sondern eingesetzt. Und trifft damit irgendwann auch auf die unvermeidbare Erkenntnis: Jeder Tag – ein neues Problem und keine Handlungsanleitung. Aber auch – selten so viel Stolz auf die eigene Arbeit gespürt wie zwischen Hydraulikgeruch, Metallstaub und dem kurzen Moment, wenn ein Werkstück exakt die Toleranzgrenze trifft. Wer sich davon was erhofft: Oldenburg bietet mehr als den sprichwörtlichen Arbeitsplatz. Eher so was wie – Arbeitslebendigsein.
Das könnte Sie auch interessieren