GSI - Gesellschaft für Schweißtechnik International mbH München | 80331 München
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CNG Süd-West / NL Stuttgart | 73430 Aalen
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Manchmal frage ich mich, ob man das Wörtchen „Schweißen“ nicht zu schnell aufs Metall fixiert. Überall das Brutzeln, die Funken, der Lichtbogen – klar, das ist Schweißerkino in Reinform. Aber im Bereich Kunststoffschweißen? Da sieht die Welt schon weniger spektakulär aus – und trotzdem: Wer einmal erlebt hat, wie aus brüchigem Rohmaterial mit ruhiger Hand eine absolut dichte Verbindung entsteht, der weiß, dass Faszination keine Funken braucht. Gerade in Augsburg, mit seinen verwinkelten Industriezonen und traditionsreichen Betrieben, spielt diese scheinbar unsichtbare Expertise eine größere Rolle, als viele denken.
So viel vorneweg: Kunststoffschweißen ist eben kein Nebenjob für Ungeduldige oder Grobmotoriker. Kunstharz, PVC, PE-HD, Polypropylen – die Materialvielfalt bringt ihre ganz eigenen Marotten mit. Ich erinnere mich an meinen eigenen Einstieg: Wenn du auch nur eine Spur zu heiß schweißt, ist alles für die Tonne. Zu kalt? Die Naht hält nicht, spätestens bei der Druckprobe kommt’s raus. Wie oft habe ich am Anfang geflucht. Heute begreife ich, warum viele Meister von „erfahrener Hand“ sprechen. Und nein, reine Muskelkraft zählt hier weniger. Gefragt sind ein ruhiges Auge, kontrolliertes Arbeiten, ein bisschen Leidenschaft für Chemie und mehr Geduld, als mancher eingestehen mag.
Oft unterschätzt: Der Sprung in die Branche gelingt mit einer klassischen Ausbildung zum Verfahrensmechaniker Kunststoff/Kautschuktechnik oder als Spezialisierung für gelernte Schweißer – doch entscheidend bleibt die Bereitschaft, mit Sorgfalt und technischer Neugier immer wieder kleine Fehler auszumerzen. Auch das macht den echten Unterschied zu Standardhandwerkern aus.
Augsburg ist, wenn man so will, ein kleiner Mikrokosmos für Kunststoffverarbeiter. Viele Betriebe sitzen zwischen Lech und Wertach, meist eher mittelständisch, manche sind echte Spezialisten für Behälterbau, Lüftungsanlagen oder Rohrleitungsbau. Für Einsteiger eine gute Nachricht: Die Nachfrage nach Kunststoffschweißern hat sich in den vergangenen Jahren stabilisiert. Klar, die fetten Auftragszahlen der Boomjahre sind Geschichte – aber in Augsburg treibt nicht nur die Industrie, sondern vermehrt auch die Umwelttechnik den Bedarf. Wasseraufbereitung, Abwassertechnik, sogar erneuerbare Energien – überall braucht es dichte, langlebige Kunststoffverbindungen. Wer sich hier ein wenig reinhängt, merkt schnell, dass die Jobs nicht so schnell versickern wie das billige Regenwasser vom Discounterdach.
Freilich, Routine kommt schneller, als man denkt – aber Stillstand? Fehlanzeige. Kaum ein Material ist so innovationshungrig wie Kunststoff: neue Mischungen, ausgeklügelte Fügetechniken, manchmal sogar robotergestützte Verfahren. Da heißt es dranbleiben, weiterlernen, gelegentlich auch mal den Betrieb wechseln, wenn der aktuelle Chef auf dem Stand von 1998 verharrt und Weiterbildungen für Teufelswerk hält. Apropos: Augsburg ist zwar keine Metropole, aber die Wege zu Schulungszentren, etwa in der Region Schwaben, sind überschaubar kurz – mitunter ein Vorteil, der unterschätzt wird.
Jetzt kommt die Gretchenfrage, klar: Lohnt sich das überhaupt? Hand aufs Herz – der Anfangslohn ist solide, aber kein Grund für Höhenflüge: Meist liegen die Einstiegsgehälter zwischen 2.600 € und 2.900 €. Mit Routine, ein bisschen Spezialisierung (z. B. WIG-Schweißen, DVS-Zertifikate) und Einsatzbereitschaft winken schnell 3.000 € bis 3.400 €. Wer dann noch Leitungserfahrung, Baustelleneinsatz oder knifflige Sonderfertigungen auf dem Zettel hat, kratzt irgendwann an der 3.800 €-Marke. Luft nach oben? Doch, vor allem da, wo hohe Qualitätsanforderungen auf Zeitdruck treffen – denn Fehler kosten Geld, und das wissen Auftraggeber ziemlich genau.
Was viele unterschätzen: Im Kunststoffbereich droht weniger das Schicksal des „ewigen Schweißknechts“ am Fließband. Wer ein Gespür für Prozesse, Dokumentation und Technik beweist, findet schneller Möglichkeiten für Weiterbildung – etwa zum Schweißfachmann oder im Bereich Qualitätssicherung. Das ist vielleicht kein glitzernder Berufsweg mit Titel und Orden – aber doch einer, der auf handwerklicher Kompetenz beruht, regional verwurzelt, und erstaunlich krisenfest.
Als jemand, der diesen Job von der Pike auf gelernt (und ein paar mal verflucht) hat, muss ich es so sagen: Kunststoffschweißen – speziell in Augsburg – ist kein Prestigeberuf, aber ein Handwerk mit Substanz. Wer bereit ist, sich in die Materie zu vertiefen, Sorgfalt als Selbstverständlichkeit sieht und nicht auf spektakuläre Lichtershow schielt, findet hier mehr als eine bloße „Arbeiterstelle“. Es ist eine Art unsichtbares Fundament. Und wenn ich heute nach einer fertig geschweißten Leitung die Druckprobe bestehe und höre, dass die neue Anlage dicht ist? Dann spüre ich einen Moment Stolz. Vielleicht sieht das keiner, vielleicht interessiert’s keinen. Für mich reicht’s. Und wer was anderes will – auch gut. Aber unterschätzen sollte man diesen Beruf besser nicht.
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