TÜV Rheinland Group | 70173 Bad Muskau, Ludwigshafen, Köln, Hamburg, Mainz, Hechtsheim, Herne, Hildesheim, Leipzig
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Stadtverwaltung Filderstadt | 70794 Filderstadt
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Wer glaubt, der Beruf des Schornsteinfegers sei eine aussortierte Reminiszenz aus Omas Zeiten, der irrt gehörig. In Stuttgart, so mein Eindruck nach Jahren zwischen Dachfirst und Basisstation, gehört das schwarze Handwerk nach wie vor zu den anspruchsvolleren – aber eben auch überraschend wandelbaren Jobs im Handwerkszirkus. Nicht bloß Glücksbringer mit Zylinder, sondern Relevanzträger in Sachen Brandschutz, Umweltschutz und energetische Beratung. Manchmal streife ich durchs Heusteigviertel, auf dem Sprung von Neubau zu Altbau, und staune: Die Mischung aus Tradition und Technikaffinität, die man als Berufsanfänger heute braucht – unterschätzt wird sie gern von außen.
Was viele unterschätzen: Ein aktueller Schornsteinfegerjob in Stuttgart fordert mehr als bloßen Handschlag und robuste Oberarme. Luft in den Lungen, klar. Aber auch Hirn bei der Sache. Mit den neuen Heiztechnologien – Pelletanlagen, Wärmepumpen, Schichtenspeicher – wird das Prüfen von Anlagen zur Denksportaufgabe. Der Dreh zur Mess-, Kontroll- und Ingenieurdisziplin zieht sich durch den Alltag. Da steht man in Vaihingen auf dem Dach eines Energiesparhauses und zückt das Kombigerät – was früher Ruß war, ist heute Datenpaket. Wer nicht gern an neuen Protokollen tüftelt, bleibt an der Oberfläche.
Stuttgart ist speziell. Verdichtete Stadt, viele Altbauten, zahlreiche teils marode Schornsteine – eine Spielwiese für klassische Schornsteinfegeraufgaben. Aber auch: Starker Innovationsdruck durch die Nähe zu Automobilindustrie und Technikschmieden in Feuerbach oder Ost. Das schlägt durch – auf Arbeitsweisen und auf Kundenerwartungen. Klassische Betriebe klagen über Nachwuchsmangel. Trotzdem: Der Verdienst liegt (je nach Qualifikation und Erfahrung) häufig zwischen 2.500 € und 3.400 €. Einsteiger starten meist um 2.800 €, bei steigender Verantwortung geht es bis zu 3.800 € im Vollzeitfeld – nicht überzogen, aber im Vergleich zum Handwerksdurchschnitt respektabel. Aber Hand aufs Herz: Reich wird hier keiner auf Anhieb. Was bleibt, ist Stabilität – die Stuttgarter schätzen berechenbare Dienstleister. Man kennt sich. Maulaufreiheit ist selten, Jobverluste ebenfalls.
Wer heute ins Schornsteinfeger-Handwerk in Stuttgart einsteigt, landet in einer Nische mit Langlebigkeitsgarantie – solange man bereit ist, sich weiterzubilden. Die Klassiker – Reinigung, Feuerstättenschau, Messung – sind das Fundament. Aber: Ohne Sachverstand in Bauphysik und Energieeffizienz gehen die Türen zu größeren Aufträgen langsam zu. Die Angebote für Fortbildung sind vielfältig; lokale Kreishandwerkerschaften, aber auch private Institute greifen das auf. Gerade Quereinsteiger aus technischen Berufen finden sich hier wieder, wenn sie keine Angst haben vor Außendienst, Kälte und gelegentlicher Knieakrobatik. Was ich oft beobachte: Die Eigenverantwortung nimmt zu. Der sture Dienst nach Vorschrift ist selten geworden – immer öfter wird projektbasiert gearbeitet, und der Wandel hin zu selbstständigen Betriebseinheiten ist auch in Stuttgart unübersehbar. Kann stressig sein. Aber wer sich darauf einlässt, findet – ja, das klingt fast sentimental – einen Beruf mit Charakter.
Bleibt die soziale Komponente. Auf Stuttgart heruntergebrochen: Viel Kontakt, ganz verschiedene Haushalte, jeden Tag neue Lebenswelten zwischen Plattenbau und Villa. Das ist manchmal Erfüllung, manchmal Zumutung. Aber es relativiert das Klischee vom Einzelkämpfer – Teamarbeit, Abstimmung, und auch mal Humor in trübem Novembernebel sind Pflicht. Apropos Nebel: Die meisten Schornsteinfeger, die ich kenne, würden behaupten, sie seien wetterfest. Stimmt auch, meistens. Und dennoch: Niemand erzählt von den rutschigen Dachrinnen in Möhringen im Februar ohne ein schiefes Grinsen. Oder, anders gesagt: Leicht verdientes Geld ist hier die Ausnahme, Stuttgarter Eigenarten inklusive.
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