Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt | 10115 Berlin
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Schornsteinfeger – für viele ist das immer noch das Bild vom freundlichen Mann (ja, meistens Mann) in Schwarz, mit Zylinder und Ruß im Gesicht. Wer in Potsdam aber mit offenen Augen unterwegs ist, merkt ziemlich schnell: Romantik und Nostalgie sind zwar nicht ausgestorben, aber längst nicht mehr das, was diesen Beruf eigentlich prägt. Der typische Tag startet nicht mehr beim Kaminfeuer – eher schon mit einer App oder zumindest mit einem Blick auf die neue Heizungsanlage, die statt Ruß jetzt Sensoren ausliest. Trotzdem, so ganz frei von Handwerk bleibt das nicht. Manchmal frage ich mich, ob die Digitalisierung der Branche nicht die größte Revolution der letzten Jahrzehnte ist.
Wie steht es heute um die Arbeit? Schornsteinfeger:innen in Potsdam kümmern sich nach wie vor ums Heizen, Lüften, Prüfen. Aber: Die Anforderungen haben sich spürbar verschärft. Statt bloß zu kehren oder Sichtkontrollen zu machen, taucht man inzwischen immer tiefer in Mess- und Umwelttechnik ein. Ob Feinstaub, Abgasverluste oder Energieeffizienz – von der modernen Gas-Brennwerttherme bis zur pelletgefütterten Biomasseanlage: Wer nur mit dem Besen wedeln will, bleibt auf Dauer außen vor. Gerade Berufseinsteiger:innen sollten wissen, dass das Handwerkliche zwar weiterhin Kern des Ganzen bleibt, daneben aber ein gewisses Technikverständnis inzwischen fast Pflicht ist. Gerade in Potsdam, wo viele Altbauten auf denkmalschutzkonformer Modernisierung bestehen, kommt das nächste Kuriosum ins Spiel: Manche Anlagen sind „lebende Fossilien“, andere hochgezüchtete Hightech. In diesem Spagat liegt die Kunst. Ich sag mal so: Wer auf Überraschung steht, ist hier goldrichtig.
Hand aufs Herz, irgendwann will (und muss) man wissen: Lohnt sich die Arbeit auch finanziell? Klar, Schornsteinfeger:innen in Potsdam gehören nicht zu den Hochlohn-Berufen – jedenfalls, wenn man reine Zahlen betrachtet. Das Einstiegsgehalt liegt meist um 2.500 € bis 2.800 €, mit wachsender Erfahrung, Zusatzqualifikationen oder als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger sind 3.000 € bis 3.600 € durchaus realistisch. Gegenüber klassischen Handwerksberufen ist das solide, aber sicher nicht spektakulär. Dafür, und das wird oft vergessen, gibt’s noch etwas anderes oben drauf: Beständigkeit. Im Ernst – selbst in wirtschaftlich flatterhaften Zeiten bleibt die Nachfrage stabil. Heizen und sichere Kamine braucht man eben immer. Mir ist kein Berufskollege bekannt, der in jüngster Vergangenheit „wegen Auftragsmangel“ die Segel streichen musste …
Spannend ist, wie sich der Beruf gerade in Potsdam entwickelt. Die Stadt wächst, und mit der wachsenden Bevölkerung und neuen Wohnquartieren entstehen laufend neue Einsatzfelder – nicht selten mit ungewohnten Herausforderungen. In Babelsberg, Bornstedt oder im Zentrum sind es oft historische Häuser, bei denen Fingerspitzengefühl gefragt ist. Manchmal habe ich mich dabei erwischt zu überlegen, ob ich gerade mehr Restaurator als Schornsteinfeger bin. Parallel dazu schieben die großen Wohnungsbauprojekte, Energieagenturen und Klimaschutzziele die Branche in Richtung Beratung und Prävention. Wo früher mit Rußbesen hantiert wurde, diskutiert man heute über den CO2-Fußabdruck, Wärmepumpen oder gesetzliche Grenzwerte. Es gibt Tage, da zittert man unwillkürlich vor der nächsten Brennwert-Herausforderung … oder vor der Politik, die ständig etwas Neues auf den Weg bringt.
Ob für Einsteiger, Wechsler oder Unentschlossene: Das Schornsteinfegerhandwerk in Potsdam bleibt ein Beruf für Pragmatiker – aber auch für Über-den-Tellerand-Gucker. Wer keine Scheu vor schmutzigen Händen, kniffligen Fragen und gelegentlicher Bürokratie hat, findet ein erstaunlich abwechslungsreiches Spielfeld. Die Mischung aus Sicherheit, Wandel und lokalem Charakter macht den Reiz aus – zumindest für mich. Und ja: Für die Glücksbringer-Witze sollte man Nerven wie Drahtseile mitbringen. Aber genau das ist vielleicht der wahre Luxus in diesem Job: Man gehört zu den wenigen, die an den Schornstein und an die Essenz eines Hauses dürfen – wortwörtlich und im übertragenen Sinne. Das Gefühl, gebraucht zu werden, gibt’s hier kostenlos dazu.
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