TÜV Rheinland Group | 49074 Bad Muskau, Ludwigshafen, Köln, Hamburg, Mainz, Hechtsheim, Herne, Hildesheim, Leipzig
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DOMUS Consult Wirtschaftsberatungsgesellschaft mbH | 58640 Barendorf
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Wer morgens in Osnabrück über die Steine der Krahnstraße stapft, hat sie vielleicht schon gesehen: Die schwarzen Jacken mit Silberknöpfen, das Zählbrett in der Hand, aufrecht zwischen Klinker und Fachwerk. Ehrlich gesagt—ich habe als Kind immer gedacht, das sind so eine Art Glücksbringer in Uniform. Ein Irrglaube, wie ich bald darauf feststellte. Heute, da ich selbst in den Beruf eingestiegen bin, sehe ich: Schornsteinfeger sein in Osnabrück – das ist so viel mehr als ein skurriler Traditionsberuf oder Anlass für einen Schulterklopfer zum Jahreswechsel.
Vorweg, was viele gar nicht (mehr) wissen: Der klassische Rußkratzer, der einmal im Jahr aus dunklem Schacht auftaucht, ist eigentlich ein wandelndes Gesetzbuch – Paragrafen, Vorschriften und Normen regeln praktisch jede Bewegung. Die Kernaufgaben? Klar, es gibt sie noch, die Reinigung von Schornsteinen. Aber Hand aufs Herz: Schon jetzt verbringe ich einen Großteil meines Arbeitstags mit Messgeräten, Dokumentationen, Emissionsberichten. Wer sich für diesen Beruf interessiert, sollte eines wissen – neugierige Techniker sind heute mehr gefragt als Muskelpakete mit Rußhänden. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang.
Hier in Osnabrück merkt man den Wandel mit jedem neuen Auftrag. Wärmepumpen, hybride Heizsysteme, Gasanlagen – das Kesselhaus von gestern sieht heute aus wie ein Technikmuseum. Verständlich, dass so mancher Kunde beim „monteurfreundlichen“ Einbau eines Pelletofens dann doch nach fachlicher Übersetzung verlangt (und ehrlich: Kaum ein Beruf hat derart detailverliebte Gesetzgebung wie wir). Dazu kommt die Osnabrücker Eigenart: Backsteinhäuser aus der Gründerzeit, enge Gassen, oft leicht marode Nebengebäude irgendwo zwischen Altstadt und Gartlage-Viertel. Wer handwerkliche Herausforderungen liebt, läuft bei uns nicht Gefahr, vor lauter Automatisierung einzuschlafen.
Ob das Geld stimmt? Die Frage brennt jedem auf der Zunge – da hilft kein Drumherum. Der Start nach der Ausbildung liegt in Osnabrück meist bei 2.500 € bis 2.800 €, mit steigender Erfahrung, Zusatzqualifikationen (z. B. zum Energieberater) und vielleicht mal einer Meisterurkunde dümpelt man nicht selten Richtung 3.500 € bis 3.800 €. Wobei, wer von üppigen Verhältnissen träumt, sucht besser weiter. Das hier ist solide Arbeit mit sicherer Perspektive – und in manchen Jahren ist das vielleicht mehr wert als ein paar Hundert Euro Extra auf dem Konto.
Was viele unterschätzen: Dieser Beruf ist ein Balanceakt zwischen Kontrolle und Kundenkontakt. Da steht man, referiert über Rußgrenzwerte, und erklärt im nächsten Atemzug einer älteren Dame, warum die neue Verordnung nicht Selbstzweck, sondern Brandschutz ist. Manchmal vermisse ich einen Kollegen, der noch Zeit hat für ein kurzes Gespräch; manchmal bin ich selbst der, der durch enge Gassen hetzt, das Tablet im Anschlag, den nächsten Auftrag schon sechs Straßen weiter. Und jedes Mal, wenn mir wieder jemand erzählt, wie sinnlos diese ganze Rauchgasüberwachung sei, frage ich mich: Habe ich irgendwas übersehen? Aber dann, spätestens, wenn das Ergebnis nicht passt und ich einen echten Mangel entdecke, weiß ich wieder, warum ich diesen Job gewählt habe.
Osnabrück verändert sich, der Beruf auch. Digitalisierung, Wärmewende, Energievorschriften – all das klopft ständig an die Tür. Ich habe den Eindruck, dass die Mischung aus Handwerk, Technik und Gesetzestreue hier so spürbar ist wie sonst selten. Wer ein bisschen Geduld mit Papierkram und menschliche Neugier mitbringt, der findet hier nicht nur einen Beruf, sondern eine echte Aufgabe. Ob das immer easy ist? Nie. Und trotzdem, ein bisschen Glück bringt man als Schornsteinfeger am Ende dann doch mit – allerdings vor allem sich selbst.
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