TÜV Rheinland Group | 67059 Bad Muskau, Ludwigshafen, Köln, Hamburg, Mainz, Hechtsheim, Herne, Hildesheim, Leipzig
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Stadtverwaltung Filderstadt | 70794 Filderstadt bei Stuttgart
TÜV Rheinland Group | 67059 Bad Muskau, Ludwigshafen, Köln, Hamburg, Mainz, Hechtsheim, Herne, Hildesheim, Leipzig
Stadtverwaltung Filderstadt | 70794 Filderstadt bei Stuttgart
Wer schon einmal im Industriegebiet von Ludwigshafen an einem grauen Wintermorgen unterwegs war, der weiß: Die Luft schmeckt anders. Ein Hauch von Chemie, gewürzt mit einer Messerspitze Nostalgie. Inmitten dieser Mischung stehen die Schornsteinfeger – Leute mit rußgeschwärzten Händen und mehr Sachverstand, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Alte Klischees? Ja – und trotzdem, irgendwie stimmt’s noch. Zumindest streckenweise.
Ich erinnere mich an meinen ersten Tag im Betrieb. Rein ins Gewirr aus Altbauten, Nachkriegsbalkons, engen Gassen. Keine monotonen Fließbänder wie in so manchem Ludwigshafener Werk – stattdessen Wohnung für Wohnung, Haus für Haus, jedes mit seiner eigenen Geschichte, jedem seine eigenen Heizungsanlagen. Routine? Von wegen. In Ludwigshafen ist kein Schornstein wie der andere. Vieles liegt an der Stadt selbst: Mischung aus Arbeitersiedlung und Technokraten-Paradies, dazu ein Hang zum Eigenbau, der sich in jedem zweiten Heizraum widerspiegelt.
Was viele unterschätzen: Der eigentliche Dreck bleibt selten hängen. Das Bild vom reinen „Kehrer“ ist antiquiert. Heutzutage misst und prüft man mindestens genauso viel, wie man fegt. Abgaswerte, Brennwertkessel, Pelletanlagen, CO-Melder. Der Gesetzgeber hat nachgelegt, die Messlatte liegt höher – und in Ludwigshafen mit seiner dichten Bebauung gleich nochmal ein Stück ambitionierter. Kein Wunder: Wer zwischen BASF-Schloten und Rheinufer arbeitet, weiß, dass Luftqualität kein Luxus ist, sondern eine Notwendigkeit.
Kleiner Einwurf: Es gibt Momente, da freut man sich regelrecht, wenn die Routine durchbrochen wird. Ein kurios verbauter Gas-Brennwertkessel, ein alter Ofen auf dem Hemshof, der noch aus Nachkriegszeiten stammt – da ist handwerkliches Fingerspitzengefühl gefragt. Manchmal, so ehrlich muss man sein, reicht reines Schulwissen nicht aus. Ohne Geduld, Neugier und eine gute Portion Körperbeherrschung wird’s kompliziert. Der Job stellt Anforderungen – körperlich, logisch und kommunikativ.
Wie sieht’s wirtschaftlich aus? Der Arbeitsmarkt in Ludwigshafen ist stabil, fast schon solide. Wer den Beruf erlernt hat oder umsatteln möchte, muss sich vor überraschenden Einbußen eher nicht fürchten. Das Gehalt? Die meisten Einsteiger starten um die 2.600 € bis 2.800 €. Mit Meistertitel oder Spezialkenntnissen – beispielsweise für Heizungsanlagen mit alternativen Brennstoffen – sind 3.100 € bis 3.500 € drin. Wer Verantwortung übernimmt, etwa in der Betriebsleitung, kratzt teils an der 3.800 €-Marke.
Trotzdem: Wer glaubt, der Aufstieg käme von allein, irrt. Die Zahl der freien Kehrbezirke ist überschaubar, viel wird in kleineren Teams gearbeitet. Das verlangt Flexibilität – menschlich wie fachlich. Die oft zitierte „Unabhängigkeit“ der Schornsteinfeger hat ihren Preis: Selbstdisziplin, aber auch Teamgeist. Einzelkämpfer haben’s schwer, auch wenn sie technisch versiert sind. Klingt manchmal, als würde alles nach Vorschrift laufen – aber das stimmt nur auf dem Prüfprotokoll.
Vielleicht das spannendste Thema überhaupt: die technische Entwicklung. Ludwigshafen mausert sich zum Vorreiter in Sachen Energieeffizienz und schadstoffarmer Heiztechnik. Wärmepumpen, Hybridanlagen, smarte Messsysteme – ein Bereich, der gerade für Quereinsteiger aus elektrotechnischen oder sanitärtechnischen Berufen neue Türen öffnet. Wer fit in Digitalisierung ist oder sich fortbildet, kann nicht nur mit dem Besen, sondern auch mit dem Tablet umgehen. Keine Raketenwissenschaft, aber alles andere als Spaziergang.
Was mir persönlich auffällt? Nicht jeder, der mit einem „Kaminjob“ (dieses Wortspiel verzeiht mir jeder Kollege) liebäugelt, ist auf die Mischung aus Verantwortung, Praxis und Kundenkontakt gefasst. In Ludwigshafen begegnet einem der Menschenschlag von bodenständig-direkt bis akademisch-verwirrt, gerne alles am selben Tag. Das fordert – manchmal auch die Geduld. Manchmal frage ich mich, warum das Image immer noch irgendwo zwischen Glücksbringer und Auslaufmodell schwankt. Blödsinn, ehrlich. Wer in der Stadt unterwegs ist, merkt schnell: Den Schornsteinfeger gibt’s noch – unübersehbar, unverzichtbar, manchmal unterschätzt. Gut so.
Das könnte Sie auch interessieren