TÜV Rheinland Group | Bad Muskau, Ludwigshafen, Köln, Hamburg, Mainz, Hechtsheim, Herne, Hildesheim, Leipzig
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Bosch Gruppe | Chemnitz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
SCHLÜSSLER Feuerungsbau GmbH | 06502 Thale
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Wer glaubt, der Beruf des Schornsteinfegers sei ein Relikt aus fernen, schwarz-weiß schillernden Tagen im Industriezeitalter, der irrt. In Halle an der Saale klopft das Handwerk noch immer an die Haustüren: Mal mit freundlichem Lächeln, mal mit kritischer Miene (“Was ist das da für ein Ruß?!”), immer bewaffnet mit Werkzeug, Messgerät und einer ordentlichen Portion Pragmatismus. Für Berufseinsteiger hat der Alltag zwischen Altbau, Plattenbau und energetischer Sanierung durchaus Überraschungen parat – und die berühmte “Glücksbringer”-Rolle ist dabei eigentlich das kleinste Wunder.
Allerdings: Der klassische Rußbesen allein sichert schon lange keinen Job mehr. In Halle, wo die Zeitlinien von DDR-Architektur bis energetischer Neubau parallel verlaufen wie Straßenbahnschienen, ist das Aufgabenfeld weit breiter. Heizungsanlagen prüfen, Abgaswerte messen, Energieberatung, Brand- und Umweltschutz – und gerne auch mal die freundliche Krisenintervention, wenn jemand beim Versuch, dem Kamin das Anzünden abzugewöhnen, das halbe Wohnzimmer verraucht. Früher war es Ruß, heute sind es Daten und Grenzwerte. Wer sich für den Beruf interessiert (und nicht nur für’s Foto im Schornsteinfegerkostüm), sollte Freude am Kundenkontakt haben – und keine Angst, mit beiden Beinen auf wackeligen Dachziegeln zu stehen. Oder in unsichtbaren Paragraphen zu waten, die sich mit jedem Energiegesetz ändern.
Wie sieht’s aus in Halle? Ehrlich: Das Märchen vom reinen Glücksgewerbe wurde schon oft entzaubert. Der Markt ist überschaubar, geprägt von kleineren Betrieben, Familienbetrieben – und einer gewissen Portion Nostalgie, was das Handwerk ausstrahlt. Wer einsteigt, muss bereit sein, sich in ein System einzufügen, das auf Fachwissen, Vertrauen und Mobilität setzt. Die Konkurrenz kommt seltener von außen, sondern eher aus dem eigenen Berufsstand – frei nach dem Motto: “Der Bezirk bleibt in der Familie.” Wechselwille ist gefragt, aber an verkrusteten Strukturen schrammt man sich schon mal die Ellenbogen auf. Trotzdem ist zu beobachten: Wer offen für neue Aufgaben ist, modernes Equipment nicht für Hexenwerk hält und etwa Interesse an energetischen Sanierungslösungen mitbringt, findet seine Nische. Gerade durch die Energiewende wächst das Aufgabenspektrum, zwar nicht explosionsartig, aber spürbar: Energieausweise, CO₂-Messungen, Beratung – Baustellen, so weit das Auge reicht.
Über Geld spricht man nicht? Sollte man aber. Das Einstiegsgehalt rangiert in Halle meist zwischen 2.400 € und 2.800 €, wobei erfahrene Fachkräfte mit Zusatzqualifikationen durchaus auf 3.200 € oder, seltener, 3.500 € kommen. Aber nur, wenn man bereit ist, mehr Verantwortung zu übernehmen – und im besten Fall das eigene Revier oder gar einen eigenen Betrieb zu unterhalten. Wer Dienst nach Uhr und Katalog sucht, wird im Schornsteinfegerhandwerk unruhig schlafen. Arbeitszeiten? Flexibel. Selbstbestimmt, ja – aber auch mal “unplanbar” dank Havariefällen, Witterung oder, wie ich aus Erfahrung sagen kann, plötzlicher Anrufe von Hausbesitzern, die im Januar feststellen, dass der Ofen doch keine Dekoration ist.
Manchmal frage ich mich – ist das überhaupt noch ein Handwerk wie vor fünfzig Jahren? Industrie 4.0, Förderprogramme, Smart-Home-Kram – all das klopft auch beim Schornsteinfeger an. Digitalisierung heißt nicht nur Papierkram digitalisieren. Die Messgeräte sind heute Hightech, Prüfprotokolle gehen in die Cloud, die Ansprechpartner in den Bauämtern jonglieren mit Schlagwörtern wie “Nachhaltigkeit” und “CO₂-Bilanz”. Wer neugierig bleibt, weiterlernt und offen ist für technische und gesellschaftliche Veränderungen, steht nicht auf dem Abstellgleis. Wer’s lieber bequem mag – sorry, das wird nichts.
Und trotzdem, bei aller Technisierung, bleibt eines: die Begegnung am Gartenzaun, das Gespräch auf Augenhöhe. Was viele vergessen, ist die soziale Seite: Keine App ersetzt das ehrliche Wort vor Ort. Wer diese Mischung mag – Pragmatismus, Technik, Handwerk und Mensch – für den kann Halle ein gutes Pflaster sein. Denn so altmodisch das manchmal klingen mag: Schornsteine brauchen Menschen, die hinschauen. Sonst sieht’s irgendwann düster aus – im sprichwörtlichen wie im wörtlichen Sinn.
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