Bosch Gruppe | 09028 Chemnitz
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TÜV Rheinland Group | 09028 Bad Muskau, Ludwigshafen, Köln, Hamburg, Mainz, Hechtsheim, Herne, Hildesheim, Leipzig
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Wahrscheinlich klingt der Beruf des Schornsteinfegers auf den ersten Blick nach Nostalgie, Holzfeuer, vielleicht noch nach Glücksbringer mit Zylinder? Tja. In Chemnitz tickt die Welt da schon längst anders – und doch ein bisschen so, wie sie immer war. Hier startete ich vor vier Jahren ins Handwerk, halb aus Überzeugung, halb aus dieser diffusen Faszination, die einen manchmal zu alten Berufen zieht, wenn man eigentlich Neues sucht.
Hand aufs Herz: Gekehrt wird noch immer. Aber die Tage, in denen Schornsteinfeger einzig Ruß und Glut in Wohnküchen begegneten, sind passé. Wer heute rausfährt, kommt schnell mit Gasheizwert-Anlagen, Wärmepumpen und Brandschutzauflagen in Kontakt. Man wartet weniger auf Kaffeeduft und freundliche Hausfrauen, sondern zückt zuerst das Messprotokoll für Emissionen – digital versteht sich. Ich habe den Eindruck, dass viele sich wundern: Der Beruf verlangt Fingerspitzengefühl bei Hightech so sehr wie bei Schornsteinklappen! Schnell ein paar Zahlen kontrollieren, dann diskutiert man schon mit Hausbesitzern, warum 2024 selbst die gut abgedichtete Abgasführung nicht ausreicht, wenn Mindestwerte gerissen werden.
Was viele unterschätzen: Wer in Chemnitz einsteigt, trifft auf eine seltsame Mischung aus Tradition und Betriebsamkeit. Einerseits gibt es Altbauten, die schon nach DDR-Maß kommen; Heizsysteme, von Holz über Öl bis Pellets. Die Stadt ist eben ein Sammelsurium, was Infrastruktur und Zeitläufte betrifft. Andererseits stehen gerade hier die Zeichen auf Modernisierung – Wärmewende, Feinstaubgrenzwerte, Förderungswirrwarr… Wer als Quereinsteiger oder Fachkraft von außerhalb kommt, schleppt oft das Bild vom mittelsächsischen Routinejob mit. Stimmt aber nur zur Hälfte. Ich sage: Hier braucht man Nerven. Kein Tag wie der andere. Mal ist man Erklärbär für die neue Energienorm, mal Seelsorger, wenn Opa die Kohleheizung nicht hergeben will. Und abends klopfen die Gedanken nach: Reicht mein Wissen? Habe ich was übersehen?
Überall dasselbe Spiel: Gehälter im Handwerk stehen selten im Rampenlicht. In Chemnitz bewegen wir uns als Berufsanfänger typischerweise zwischen 2.300 € und 2.800 €. Ja, auch da geht noch Luft nach oben – je nach Qualifikation, Eigeninitiative, Verantwortungsbereich. Wer sich spezialisiert, etwa für Energieberatung oder Emissionsmessung in großen Anlagen, kratzt in der Region auch mal an der 3.200 €-Marke. Klingt solide, nicht glamourös. Aber ich kenne keinen Kollegen, der hungern muss – außer, er hat nie gelernt, Rechnungen zu schreiben (doch das ist eine andere Geschichte). Was viele Neulinge verblüfft: Mit jedem Zusatzschein, jedem Fortbildungsmodul wächst der Respekt – und das Gehalt geht Schritt für Schritt mit.
Wie steht’s um den Arbeitsplatz Sicherheit? Nun – Chemnitz ist kein Hotspot für Boombranchen. Aber der Sanierungsbedarf bleibt, die Energiewende rollt durchs Erzgebirgsvorland, ob man will oder nicht. Gerade weil Investitionen in Gebäudetechnik so groß sind, hält sich ein gewisser Fachkräftemangel: Wer zupackt, bleibt gefragt. Manchmal frage ich mich: Wann kippt das Gleichgewicht – Handwerk oder Ingenieurwissen? Tatsächlich verschwimmen die Grenzen. Wer bereit ist, sich beim Thema Heiztechnik und Umweltstandards dauerhaft einzuarbeiten, dem liegen neue Aufgabenfelder quasi vor den Füßen. Regelmäßige Weiterbildungen sind kein „Extra“, sondern schlicht notwendig (und klar, zugegeben, manchmal nervig).
Will ich den Job empfehlen? Keine eindeutige Antwort. Wer Technik und Menschen mag, sich von wechselhaften Bedingungen nicht abschrecken lässt und Konflikte mit Bürokratie aushalten will – für den ist Chemnitz im Schornsteinfegerberuf fast ein Paradies. Aber eben nicht die Komfortzone. Es gibt Tage mit patschnassen Schuhen und rußgeschwärztem Hemd. Dafür stehen die Chancen, sich in eine stabile, gebraucht-bleibende Branche zu entwickeln, besser als in so mancher hippen Start-up-Nische. Man muss es halt wollen – und atmen können, auch wenn’s mal schwarz wird.
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