Schornsteinfeger Jobs und Stellenangebote in Bonn
Beruf Schornsteinfeger in Bonn
Schornsteinfeger in Bonn: Ein Beruf zwischen Rauch und Wandel
Bonn. Altbekannt und doch im Umbruch. Der sprichwörtliche „Glücksbringer“ im schwarzen Anzug ist heute alles – nur nicht von gestern. Wer in Bonn in diesen Beruf einsteigt, landet in einer Welt, die viel mehr ist als nur kehren, messen und freundlich winken. Was man dafür braucht? Gesunde Hände, gesunden Menschenverstand – und einen gewissen Sinn fürs Stolpern, Anpacken, Aufrichten. Denn Schornsteinfeger ist ein Handwerk mit Ecken und Kanten – im Wortsinne, manchmal auch mental.
Zwischen Tradition und Technik: Wie viel Kohle, wie viel Sensor?
Der erste Schornstein, den man in Bonn besteigt, ist selten der letzte. Man lernt schnell: Keine zwei Dächer sind gleich – Schiefer in Bad Godesberg, Beton in Tannenbusch, Fachwerk in Beuel. Und drunter die Heizanlagen: alte Öfen, Gasbrenner, Pelletsysteme, Solarkollektoren. Ja, Solar und Schornsteinfeger; scheinbarer Widerspruch, aber genau das ist die Gegenwart. Dass heute neben Rußmessgerät und Kehrbesen zunehmend digitale Werkzeuge Einzug halten, ist kein Zufall. Eigentlich schade, dass kaum jemand merkt, wie viel Techno-Logik inzwischen im Handwerk steckt – Feinstaubmessung, Energieeffizienzberatung, Wärmedämmung. Wer heute antritt, sollte keine Angst vor Tablets, Apps und Sensoren haben. Oder zumindest bereit sein, sich damit auseinanderzusetzen.
Arbeitsalltag in Bonn: Zwischen Dachfirst und Disput
Was viele unterschätzen: Es ist ein Beruf mit unmittelbarem Menschenkontakt. Die Bewohner kennen „ihren“ Schornsteinfeger – oft jahrzehntelang. Nicht immer gerne, aber meist respektvoll. Klingelt man morgens um halb acht in Friesdorf, rümpfen vielleicht zwei die Nase, einer freut sich, und die älteste Dame reicht Kaffee durchs Fenster. Wer Smalltalk mag, ist klar im Vorteil. Es ist ein wenig wie beim Taxifahren – manchmal wird’s privat, manchmal spürt man den Handlungsdruck: „Mein Ofen zieht nicht.“ Oder – typisch Bonn in jüngster Zeit – Diskussionen rund um neue Emissionsvorgaben, Heizungsmodernisierungen, das große Thema Klimawende. Da reden die Leute gerne mit, wetten und zetern, vor allem, wenn sanierungsbedingte Kosten anstehen.
Markt, Einkommen, Möglichkeiten: (K)ein Goldesel – aber sicher kein armes Handwerk
Jetzt zum Geld, dem oft verschwiegenen Teil der Wahrheit. In Bonn liegt das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.800 € und 3.100 €. Wer Erfahrung sammelt und die notwendigen Zusatzqualifikationen erwirbt, kann sich – je nach Einsatz und Rolle – in Richtung 3.500 € bis 3.900 € bewegen. Klar, der Goldrausch bleibt aus. Aber weder lebt man knapp am Mindestlohn noch ist der Beruf so volatil wie viele andere im Haus- und Gebäudetechnikbereich. Über eins sollte man sich im Klaren sein: Die Zukunft ist nicht garantiert, aber die Nachfrage nach Sachverstand wächst gerade an der Schnittstelle von Umweltschutz, Gebäudeenergie und Brandsicherheit. Inzwischen gibt es in Bonn Betriebe, die ihren Service fast auf Beratung spezialisieren. Glatt gesagt: Wer erzählt, Schornsteinfeger sei ein aussterbender Beruf, hat die letzten Jahre aufs falsche Dach gesetzt.
Chance und Wandel: Wie viel Generationenwechsel steckt im Kehrbezirk?
Und dann, der Elefant im Raum: Fachkräftemangel. Auch in Bonn. Die älteren Kolleginnen und Kollegen gehen, der Nachwuchs kommt. Immerhin: Die Ausbildung ist anspruchsvoll, aber machbar – die Perspektive? Diesseits und jenseits des Kehrbezirks. Wer will, macht Meister. Oder Energieberater. Oder wagt den Sprung in die Selbstständigkeit; gibt es häufiger, als man denkt. Die „ewigen“ Kehrbezirke und festen Zuständigkeiten? Sie werden durch flexiblere Strukturen ersetzt. Was gestern noch starr wirkte, ist heute dynamischer, aber unsicherer. Ja, das gibt’s auch: Man steht mal ohne festen Bezirk da, sucht neue Einsatzfelder, muss sich – im Zweifel auch technisch – neu erfinden.
Und das Persönliche: Warum ich trotzdem noch gerne aufsteige
Am Ende bleibt die Frage: Warum tut man sich das an? Für mich – und viele, die ich kenne – ist es der Mix. Kein Tag ist strictly copy-paste. Mal kommt Hagel, mal Bürokratie, mal gibt’s ein Schwätzchen am Hausflur. Routine gibt’s, aber immer nur kurz. Reizt vielleicht gerade die Unplanbarkeit, das Gefühl, gebraucht und gesehen zu werden. Ob die Arbeit in fünf oder zehn Jahren noch so aussieht? Vermutlich nicht. Wahrscheinlich digitaler, beratungsintensiver, für manchen Freizeitromantiker frustrierender. Aber bis dahin? Gibt’s Dachfirstwind, Staub an der Jacke – und diesen kleinen, unsicheren Stolz, der immer bleibt, wenn man von oben runterschaut und die Dächer von Bonn zu seinen eigenen macht.