energie schwaben gmbh | 86150 Augsburg
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Wer morgens durch die engen Gassen der Augsburger Altstadt streift, entdeckt zwischen den Fassaden manchmal einen schwarzen Schatten auf dem Dach, Werkzeug am Gürtel, entschlossen im Schritt. Ein Schornsteinfeger? Ja, noch immer! Aber ist das überhaupt noch ein zeitgemäßes Berufsbild – oder eher ein museales Relikt, irgendwo zwischen Nostalgie und Notwendigkeit? Für Berufseinsteiger und Umsteiger eine Frage, die keine saubere, schnelle Antwort kennt.
Vergessen wir für einen Moment die Rolle des Glücksboten auf Hochzeiten. Schornsteinfeger – das ist in Augsburg heute vor allem ein handwerklicher Job mit spürbarem Wandel. Wer auf dem Dach steht, hat meist eine enge Verbindung zum Elementaren: Ruß, Kälte, Wind. Doch halt, das Bild trügt. Die alten Zeiten reiner Handarbeit – Leiter raus, Kamin fegen, weiter zum nächsten Haus – sie sind bestenfalls ein Teil des Ganzen. Die Arbeit wandelt sich. Heute stehen Feinstaubmessung, energetische Beratung, Überprüfung von Brennwerttechnik und Lüftungsanlagen längst auf dem Plan. Moderne Abgas-Analysegeräte ersetzen den traditionellen Handbesen, digitale Protokollierung gehört zum Tagwerk wie das schwarze Arbeitshemd. Ehrlicherweise: Wer mit Technik auf Kriegsfuß steht, bekommt es zu spüren.
Augsburgs Mischung aus historischen Altbauten, Neubaugebieten am Stadtrand und zunehmend sanierten Mehrfamilienhäusern sorgt für ein Arbeitsumfeld voller Gegensätze. Klar, der Blick in alte Kellergewölbe und das Öffnen knarrender Türen bleiben – aber die Aufträge wandeln sich. Wenn Wärmepumpe und Pelletkessel um den Platz im Heizungskeller konkurrieren, ist Beratung gefragt, technisches Know-how wird zur Eintrittskarte. Stichwort Energieeffizienz: Wer sich als Schornsteinfeger in diese Richtung weiterbildet – etwa zum Gebäudeenergieberater oder mit Zusatzzertifikat für Lüftungsprüfungen –, erweitert nicht bloß seinen Horizont, sondern auch die eigene Lebensgrundlage. Die Zukunft? Ungewiss, aber chancenreich. Irgendwo ist immer ein Heizungstausch, eine neue Bauverordnung, ein Brandschutzproblem. Manchmal ärgerlich, insbesondere wenn die Gesetzeslage mal wieder mit heißer Nadel gestrickt wurde – aber aus Sicht des Berufs: ein Quell ständiger Nachfrage.
Und was springt am Monatsende dabei raus? Nicht der „Gold-Kessel“, den manche Außenstehende noch immer im Kopf haben. Realistisch startet man in Augsburg meist zwischen 2.600 € und 2.900 €, mit steigender Erfahrung sind bis zu 3.400 € drin. Luft nach oben gibt’s, je nach Zusatzqualifikation oder wenn man sich als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger durchbeißt – das allerdings braucht Zeit. Kurzer Einschub: Der Alltag ist nicht immer glamourös. Dreckiger Overall am Mittagstisch, feuchte Keller, knappe Zeitfenster, Reibereien mit Kunden („Ob das jetzt wirklich sein muss, Herr Feger?“). Da braucht es Durchhaltevermögen, Nerven – und gelegentlich Humor. Manchmal fragt man sich: Muss das so sein? Wahrscheinlich ja. Wer aber den Kontakt zu Menschen, die Mischung aus Tradition und Technik, und das Gefühl, sichtbar zum Funktionieren der Stadt beizutragen, schätzt – der wird nicht unzufrieden.
Was viele unterschätzen: Augsburg ist nicht München. Die Stadt ist kleiner, die Konkurrenz persönlicher, die Strukturen oft traditioneller. Bezirke werden generationenübergreifend weitergegeben – da weht manchmal noch der Wind von „so hamm‘ mers immer g’macht“. Neueinsteiger kommen selten auf direktem Weg an das große Rad; vielleicht ist das aber auch gut so. Denn der lokale Zusammenhalt – klein, aber spürbar – ist hier mehr als reine Floskel. Und Hand aufs Herz: Ich kenne kaum einen Beruf, in dem Misstrauen („Kommt der jetzt wieder und findet noch was?“) so schnell in Dankbarkeit umschlägt – spätestens, wenn nach einer Abgasprüfung wieder alles im grünen Bereich ist.
Schornsteinfeger in Augsburg: kein Märchenjob, keine Sackgasse. Eher eine eigenwillige Mischung aus Schmutz und Systemrelevanz, zwischen Fortschritt und Stadtgeschichte. Es bleibt ein Feld mit Ecken, Abzweigungen und – ja – auch Stolpersteinen. Wer Leidenschaft fürs Handwerk mitbringt, die Bereitschaft zu ständiger Weiterbildung nicht scheut und im Zweifel lieber eine Leiter als einen Laptop schultert, sollte es sich überlegen. Ich jedenfalls habe meine Entscheidung nicht bereut – auch an den Tagen, an denen es aus dem Kamin mal wieder mehr rußt als gewollt.
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