TÜV Rheinland Group | 52062 Bad Muskau, Ludwigshafen, Köln, Hamburg, Mainz, Hechtsheim, Herne, Hildesheim, Leipzig
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Wen es als Berufseinsteiger, Umsteiger oder vielleicht einfach als Neugierigen in die Welt der Schornsteinfeger treibt, dem begegnet schnell ein uraltes Handwerk, das im ersten Moment nach Zylinder und Ruß verstaubt klingt. Und ja, auch Aachen hat seine eigenen Spezialitäten, wenn’s ums Kaminfegen und mehr geht – im Schatten des Doms weht halt nicht nur der Wind der Geschichte, sondern manchmal auch der Geruch von Pellets, altem Mauerwerk und dieser besonderen Mischung aus Respekt – fürs Handwerk – und Skepsis – gegenüber Traditionen. Ich habe lange gezögert, ob ein Beruf, der früher fast schon magisch verklärt wurde (Glücksbringer und Schnellduscher, Sie wissen schon), heute noch was Reizvolles birgt. Die Antwort ist: Es kommt – wie immer – darauf an.
Wer glaubt, das Leben eines Schornsteinfegers in Aachen bestehe nur aus Kehren, Kehren, Kehren, hat entweder nie auf ein schiefes Dach gemusst oder noch keinen echten Einblick in den Berufsalltag gewonnen. Klar, Ruß ist immer noch Thema. Aber längst dreht sich nicht mehr alles um offene Feuerstellen. Gebäudetechnik, Energiebilanzierung, Brandschutz – das gehört mittlerweile selbstverständlich dazu. Gerade in Aachen, wo Altbau auf Energiesanierung trifft, verlangt der Spagat zwischen gründlicher Reinigung und Beratung zu umweltgerechtem Heizen echtes Fingerspitzengefühl. Mal hat man es mit Öfen von 1900 zu tun, mal mit digitalen Steuerungen, die einen zum Staunen – manchmal auch zum Fluchen bringen. Mehr als einmal stand ich kopfschüttelnd vor einer Hightech-Anlage, die so empfindlich war wie der erste Kaffee am Montagmorgen. Die Wahrheit: Monotonie? Nicht hier. Sondern ein Mix aus Handarbeit, Technik, Verstand und Kommunikation.
Viele fragen sich, ob der Sprung ins Schornsteinfegerhandwerk überhaupt lohnend ist. Finanziell gesehen liegt das Anfangsgehalt in Aachen bei ungefähr 2.800 € und reicht – je nach Qualifikation, Verantwortung und Betrieb – bis zu 3.400 €. Klingt solide, gerade im Vergleich zu anderen Handwerksberufen. Aber das allein macht's nicht aus. Was viele unterschätzen: Die Fachkenntnisse werden heute viel stärker nachgefragt als noch vor zehn Jahren. Quereinsteiger aus verwandten Berufen – ob Heizung, Sanitär, Elektrotechnik – finden durchaus Chancen. Wer bereit ist, in Sachen Vorschriften und Technik stetig nachzulegen, kommt klar. Aber, warnender Halbsatz: Wer meint, nach ein paar Wochen „läuft das von selbst“, der irrt. Zwischen gesetzlichen Fristen, Kundenterminen, überraschenden Herausforderungen im Dachgeschoss und der einen oder anderen bürokratischen Finesse – man wächst rein, doch alles easy ist es nie. Muss es ja auch nicht.
Jetzt mal ehrlich: In keiner anderen Mittelstadt Deutschlands ist der Spagat zwischen Historie und technischer Evolution so spürbar wie hier. Aachens Wärmewende – ein großes Wort, das in der Altstadt auf bröckelnde Schornsteine trifft – stellt Handwerker vor Herausforderungen, die andernorts seltener sind. Wer hier Schornsteinfeger ist, begegnet täglich einer Mischung aus tiefen Kellergewölben, verwinkelten Dachböden und Nachbarn, die gerne mal ihre Heizkessel als Familienmitglieder behandeln („Der Vati läuft seit vierzig Jahren!“). Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Energiegutachten, Beratung zu erneuerbaren Energien oder Feinstaubmessungen. Wer sich fragt, ob das Handwerk zukunftsfähig ist: Die Aufgaben ändern sich – der Bedarf aber keineswegs. Wer sich anpassen will, bleibt im Spiel.
Manchmal, das gebe ich unumwunden zu, wird auch mir das Grau-in-Grau der Februarmorgende im Aachener Regen zu viel. Und ja, es gibt Tage, da wünscht man sich das Glück, das dem Schornsteinfeger nachgesagt wird, möge sich gleich doppelt einstellen – wenigstens solange es den nächsten Kamin zu erklimmen gilt. Doch trotz all der Hürden, der Bürokratie, der körperlichen Arbeit in alten Häusern mit ihren fiesen Überraschungen: Wer für Technik, für Menschen – und meist auch für ein bisschen Unvorhersehbarkeit – offen ist, findet hier einen Beruf, der überraschend vielseitig bleibt. Die Mischung macht’s: Tradition trifft Wandel, Handwerk auf Hightech, Keller auf Kopf. Aachen bleibt eben… speziell. Und genau das kann, für die Richtigen, ein verdammt guter Grund sein, sich auf diesen Weg zu wagen.
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