BGBA Hanau - University of Cooperative Education | 63405 Hanau
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Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis AöR | 64720 Michelstadt
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Wer morgens durch die schmalen Gassen der Ludwigshafener Innenstadt schlendert, fühlt: Hier läuft niemand in Eile durch schicke Ateliers mit goldenen Türknäufen. Ludwigshafen ist eben kein Eldorado für Glamour und Boheme. Und genau darin liegt eine eigentümliche Herausforderung – oder sagen wir besser: eine ganz besondere Spielart für alle, die sich als Schmuckdesigner oder Schmuckdesignerin hier verwirklichen wollen. Das klingt vielleicht erstmal verkopft – aber na gut, worum geht’s eigentlich?
Der Alltag? Überraschend bodenständig – zumindest im Vergleich zu Bildern, die man von in Magazinen sieht. Wer den Werkzeugkasten zückt, entdeckt schnell: Vieles am Schmuckdesign in Ludwigshafen hat (vielleicht mehr als andernorts) mit klassischer Handwerkskunst zu tun. Silber biegen, Fassungen schmiegen, winzig kleine Steine fassen – nobody talks about the sore fingers. Aber genau das ist die Basis, auf der alles ruht. Ein bisschen paradox: Gerade in einer Stadt, die wirtschaftlich von Chemie- und Industrie-Giganten geprägt ist, gedeiht eine kleine Szene von Designerinnen und Designern, die Individualität auf den Punkt treiben. Und das, obwohl es keine riesige Galerienmeile, sondern eher Werkbänke in Hinterhöfen oder – zugegeben – Studios im Umland gibt.
Wer ganz ehrlich ist, fragt sich: Wie kann man in Ludwigshafen vom Schmuckdesign leben? Die nackten Zahlen: Einstiegsgelder pendeln sich meist im Bereich von 2.300 € bis 3.000 € ein – je nach Ausbildungsweg, Spezialisierung, Werkstatt oder Studioeigenschaft. Handarbeit ist gefragt, industrielle Konfektion seltener Thema (und wenn, dann meist drüben in Mannheim oder Richtung Rhein-Neckar-Korridor). Manchmal spürt man die Konkurrenz aus Pforzheim oder Idar-Oberstein – Standorte, die mit jahrzehntelanger Schmucktradition buhlen. In Ludwigshafen baut man sich eben sein Renommee erst mühsam auf. Vielleicht, weil der Ort so „unprätentiös“ ist? Oder weil der Kundenstamm hier traditionell ein bisschen skeptischer ist, was ausgefallene Unikate betrifft. Manchmal fängt man an zu zweifeln. Nicht jeder Auftrag bringt sofort kreatives Glück oder sprudelnde Honorare. Aber: Die, die hier durchhalten, entwickeln einen eigenen, ja, durchaus eigenwilligen Stil. Und das zählt.
Was viele unterschätzen: Gerade weil Ludwigshafen nicht für teure Juwelierläden berühmt ist, bietet sich für junge (oder auch erfahrene) Schmuckdesignerinnen und Schmuckdesigner eine spannende Nische. Nachhaltige Materialien, Recycling, individualisierte Anfertigungen – Themen, auf die das städtische Publikum mehr und mehr anspringt. Technologie? Natürlich, 3D-Druck zieht ein. Computer Aided Design schafft Spielräume, die früher undenkbar erschienen. Aber echte Handarbeit? Wird gerade hier wieder wertgeschätzt. Nicht selten sitzen Kunden plötzlich auf einem Hocker in der Werkstatt und wollen „mal mitschauen“, wenn ihr Ehering geschmiedet wird. Nah am Menschen, fern von Bling-Bling – irgendwie typisch Ludwigshafen.
Man kommt nicht daran vorbei: Wer hier wirklich wachsen will, kommt an Weiterbildungen nicht vorbei. Die Angebote? Teilweise im Umland, etwa in Handwerkskammern oder bei technisch orientierten Kursen zu neuen Werkstoffen und CAD-Techniken. Frisches Wissen schafft Abstand zur Konkurrenz, bringt manchmal neue Kunden, oft auch Überraschungen. Überhaupt – das mit der eigenen Handschrift. In Ludwigshafen hat man es ein bisschen schwieriger, sofort als Künstler zu gelten. Hier zählt eher die Fähigkeit, Persönliches in Tragbares zu verwandeln, Persönlichkeit ins Material zu schlagen. Wer lernt, das Industrielle der Umgebung ein bisschen ironisch in seine Arbeit einfließen zu lassen – warum nicht mal eine Kette mit winzigen Zahnrädern oder einen Ring aus recycelter Laborbronze? – wird überrascht sein, wie offen die Szene für sowas ist.
Ob Frischling mit wildem Gestaltungswillen oder erfahrene Hand mit wandernden Zweifeln: In Ludwigshafen ist Schmuckdesign weder reine Kunst noch profanes Gewerbe. Es ist ein Spagat, ein täglicher Perspektivwechsel – Zange rechts, Fantasie links. Wer nörgelt, dass man hier niemals von individuellen Kreationen leben kann, hat wohl noch nie hinter die Türen der kleinen Werkstätten geblickt. Nichts ist vorgezeichnet, aber auch: Nichts ist unmöglich. Man muss nur machen, ausprobieren, immer wieder schleifen. Nicht alles wird glänzen. Aber manches tut es. Und das reicht vielleicht schon.
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