Coeur De Lion Schmuckdesign GmbH | Neumünster
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Coeur De Lion Schmuckdesign GmbH | Neumünster
Manchmal frage ich mich, ob es irgendwo einen besseren Ort gibt, das Handwerk der Schmuckgestaltung neu zu erfinden – ehrlich gesagt, mir fällt spontan keiner ein. Kiel wirkt auf den ersten Blick wie eine Bühne für maritime Nostalgie: Segelschiffe, Möwenkonzerte, hanseatische Zurückhaltung. Und doch: Wer in dieser Stadt Schmuck kreiert, arbeitet nicht am Klischee – sondern am Nerv einer Region, die Tradition und Aufbruch ganz eigen mischt. Das klingt pathetisch. Ist es oft auch. Wer’s nüchtern mag: Schmuckdesigner in Kiel bewegen sich irgendwo zwischen Kunstgewerbe, Handwerk und einer Prise Selbstinszenierung, die man lernen muss auszuhalten – oder zu nutzen.
Was viele unterschätzen: Schmuckdesign ist weder pure Goldschmiedepoesie noch bloß technisches Geklöppel. Es ist ein ständiges Pendeln. Gestaltung, Materialauswahl, Planung – am Anfang steht die Idee, aber sie bleibt selten unberührt. Wer glaubt, vor allem künstlerische Impulse seien gefragt, wird schnell vom Alltag eingeholt: Kundenwünsche, Materialknappheit, Produktionsprobleme. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Nachmittag im Spätherbst, an dem meine Skizzen plötzlich unter Wellenschlag standen – Kunde wollte ihren Ostseeurlaub in einen Ring „gießen“. Klingt romantisch, resultiert aber in intensiver Recherche: Welche Steine, welche Formen, welches Budget? Ohne wachsames Auge und ein Mindestmaß an technischem Verständnis (und Geduld, ehrlich), ist man schnell reif fürs Kabarett.
Kiel mag keine Modemetropole sein, aber unterschätzen sollte man die Stadt wirklich nicht. Ihre Nähe zum Wasser spiegelt sich auch im lokalen Design: Silber und Seegrün, matte Oberflächen wie nasser Sand. Viele Kunden legen Wert auf regionale Rohstoffe oder Kooperationen mit Künstlern aus dem Umland – kein reiner Marketinggag, sondern spürbarer Trend. Wer sich darauf einlässt, merkt bald: Hier zählt weniger der internationale Hype als lokale Authentizität. Manchmal wirkt es fast, als hätten die Kieler einen eingebauten Rustikalitätssensor. Ganz ehrlich: Allzu „urban fancy“ läuft selten. Doch das muss kein Nachteil sein, im Gegenteil – schafft einen klaren Fokus und macht die Zielgruppe greifbarer. Und trotzdem: Wer als Berufseinsteiger denkt, mit ein paar Möwenmotiven kommt er automatisch an, täuscht sich. Ich habe das unterschätzt. Heute? Lache ich drüber.
Hand aufs Herz: Reich werden wenige, aber pleite müssen auch nicht alle gehen. Das Gehalt? Schwankt zwischen 2.200 € und 3.000 € im Monat, vereinzelt geht’s auch höher – je nach Qualifikation, Renommee und Risikobereitschaft. Selbständige? Können nach oben und unten abdriften, eine Zahlenlotterie mit offenem Ende. Festanstellung existiert, doch häufig nur in kleinen Werkstätten oder Manufakturen, die oft familiär geführt werden. Hier regiert selten die Stempelkarte; Flexibilität ist keine Tugend, sondern Alltag – manchmal auch Notwendigkeit. Was die Arbeitsmarktlage betrifft: Es gibt Phasen, da scheint jedes dritte Ladengeschäft einen Umbau zu planen, dann wieder monatelange Flaute. Kiel bleibt in Bewegung, aber Berechenbarkeit? Fehlanzeige. Manchmal ist das befreiend, manchmal nervt es – je nach Tagesform.
Nicht alles, was neu glänzt, taugt sofort fürs Tagesgeschäft. Der Ruf nach Digitalisierung klingt auch in Kiel lauter, als viele glauben. 3D-Modellierung, computergestützte Fertigung – schöne Spielzeuge, oft unterschätzt als „bloß Trend“. Doch ich habe gelernt: Wer damit umzugehen weiß, verschafft sich Vorteile. Gleichzeitig bleibt die klassische Ausbildung – Gold- und Silberschmied, verbunden mit kreativem Rüstzeug – das solide Fundament. Weiterbilden? Unverzichtbar. Nicht, weil es überall verlangt wird, sondern weil sich das Metier permanent verändert. Die Kunst liegt darin, neue Tools zu nutzen, ohne die eigene Handschrift zu verlieren. Kein einfaches Spiel, zugegeben. Aber eines, das mehr Freiraum zulässt, als man oft glaubt. Oder vielleicht genau deshalb interessant bleibt.
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