BGBA Hanau - University of Cooperative Education | 63405 Hanau
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Berufliches Schulzentrum Odenwaldkreis AöR | 64720 Michelstadt
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Frankfurt am Main – gläserne Banktürme, DAX-Index, Pendlerströme morgens um halb neun. In dieser Kulisse ein künstlerischer Beruf wie Schmuckdesigner? Klingt erst einmal nach schillerndem Gegensatz. Allerdings auch nach gelebter Realität, jedenfalls für diejenigen, die sich tagtäglich zwischen Werkbank, Präsentationsfläche und Kundenwünschen bewegen. Gerade für Berufseinsteiger und wechselbereite Fachleute ist das Feld genauso widersprüchlich wie faszinierend – ein Spagat zwischen Kreativität und Markterfordernis, Tradition und Innovation, manchmal zwischen Ideal und Alltag. Wer ehrlich ist, weiß: Dazwischen liegen Fallstricke, aber eben auch Chancen, die in München oder Idar-Oberstein so wohl keiner in dieser Form erlebt.
Das romantische Bild vom künstlerischen Freigeist mit Goldstaub in den Fingern ist – tja, allenfalls zu einem Drittel wahr. Tatsächlich verlangt das Frankfurter Pflaster handwerklichen Können, technisches Verständnis und das Talent für die Inszenierung eigener Arbeiten. Es reicht längst nicht, schöne Stücke zu designen: Materialkunde, Edelsteinschleifen, Guss- und Galvanotechnik, CAD-Modellierung, Produktpräsentation oder auch mal ein kalkulierender Blick aufs eigene Preisschild gehören zum Tagesgeschäft. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang. Wer hier überlebt, muss nicht nur entwerfen können, sondern auch organisieren, kalkulieren und kommunizieren. Und zwar mit sehr unterschiedlichen Typen: Privatkunden, Galeristinnen, Geschäftspartnern aus Supplier-Ländern, manchmal Investoren, die sich Schmuck rein als Wertanlage vorstellen – wenig Glamour, viel Realitätssinn.
Frankfurt ist, salopp gesagt, keine Stadt voller Werkstattläden. Aber es gibt Nischen, die sich wie geheime Pfade in der Innenstadt auftun. Vom Nordend hinüber nach Sachsenhausen, über die Berger Straße bis hin zum Westend – an vielen Stellen zeigen kleine Galerien, Ateliers oder temporäre Pop-up-Locations, was handgefertigtes Schmuckdesign zu bieten hat. Die Nähe zum internationalen Kunstmarkt, aber auch zu finanzkräftigen Kunden macht dabei etwas mit den Designs: Mutig genug, um aufzufallen, dennoch tragbar und – ich mag das Wort nicht – marktfähig. Zugleich spüren viele, gerade am Anfang der Karriere, eine unterschwellige Erwartung: Trendgespür ja, aber nie Modeopfer; Handwerklichkeit ja, aber immer mit lokalem Einschlag. Frankfurt will nicht Paris oder Mailand kopieren, sondern sich seine eigene Identität schaffen. Mal gelingt das blendend, dann wieder nimmt man den zehnten Auftrag für Trauringe an und fragt sich, ob es das meinte, als man „freies Schmuckdesign“ studierte.
Und jetzt Butter bei die Fische: Wer fest angestellt ist, landet in Frankfurt typischerweise zwischen 2.500 € und 3.200 €. Mit etwas Erfahrung, Spezialisierung oder Mut zum Unternehmertum sind 3.000 € bis 3.800 € drin – in Ausnahmefällen auch etwas mehr, wenn man eine Nische wirklich besetzt. Die Tücke: Viele starten freiberuflich, mit ungewissen Einnahmen, kalkulieren Projekte, Einzelstücke, Einzeltermine. Monatlich schwanken dann die Zahlen wie der Pegel des Mains nach einem Herbststurm. Wer sich davon nicht entmutigen lässt, bekommt im Gegenzug mehr als nur Gehalt: Eigenständigkeit, schöpferischen Stolz, manchmal auch regionale Anerkennung – und gelegentlich einen Auftrag, der einen mehrere Monate trägt. Ich kenne Leute, die trotz allem nie tauschen würden, und andere, die nach wenigen Jahren in die Industrie abwandern: weil Sicherheit eben doch auch ein Bedürfnis ist. Und ganz ehrlich: Nichts ist so durchkalkuliert wie der Mix aus Leidenschaft und Lebenshaltungskosten in einer Großstadt wie dieser.
Was viele unterschätzen: Der Beruf ist nicht museal – im Gegenteil. Digitalisierung, 3D-Druck-Technologien, neue Werkstoffe, CAD-Programme – ganz ohne Offenheit für solche Entwicklungen kann man in Frankfurt bald einpacken. Die Teilnahme an Workshops, das Schrauben am eigenen Technik-Know-how, Gedankenaustausch mit Materialwissenschaftlern der Frankfurter Hochschulen: All das ist für Berufseinsteiger keine Kür, sondern Pflicht. Es gibt hier wirklich Weiterbildungsangebote, die man bescheiden wahrnehmen sollte – auch, wenn der Kopf manchmal schon nach Feierabend brummt. Aber wer sich darauf einlässt, findet in dieser Stadt auf kurz oder lang immer jemanden, der die gleiche Leidenschaft teilt. Manchmal muss man suchen. Aber das ist vielleicht die eigentliche Kunst – viel mehr als ein perfekter Diamant auf perfektem Gold. Stutzig? Willkommen im Alltag des Frankfurter Schmuckdesigns.
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