Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Mittellandkanal / Elbe-Seitenkanal | Minden
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Wer morgens am Dortmund-Ems-Kanal entlangläuft, riecht manchmal eine Mischung aus Diesel und Tau, hört das dumpfe Grollen der Binnenschiffe, während ganz nebenbei – unsichtbar, aber unverzichtbar – an Bord jemand die elektrische Seele des Schiffes hütet. Schiffselektriker. Klingt nach Spezialist? Ist es. Aber auch manchmal nach Bodenständigkeit und Improvisationstalent. Gerade hier im Münsterland, wo das maritime Flair sich mit westfälischer Handfestigkeit paart, hat der Beruf seine eigenen Schattierungen.
Elektrische Anlagen auf Schiffen: Das ist nicht weniger, als dem schwimmenden Koloss Leben einzuhauchen. Von Navigationssystemen bis hin zur Stromversorgung der Wohnräume – alles hängt an Kabeln, Sensoren, Steuerplatinen. In Münster, umgeben von Kanälen, Schleusen, Werften und einer nicht zu unterschätzenden Binnenschifffahrt, ist die Palette erstaunlich vielfältig. Mal werden auf Motorschiffen kleine Wunder vollbracht (Stichwort: Fehler in der Lichtmaschine bei laufendem Betrieb aufspüren, während das Schiff Fahrt macht), mal geht's an Luxus- oder Spezialschiffe. Ach ja: Was viele unterschätzen – einen klassischen 9-to-5-Job sucht man hier oft vergebens. Störungen halten sich nicht an Uhrzeiten. Das ist Teil des Spiels.
Natürlich – Bremen, Hamburg, Papenburg. Die schrillen Leuchttürme der Schiffsbranche. Und Münster? Oft übersehen, dabei hat sich hier im Windschatten der Großen eine respektable Nische für Schiffselektronik und -reparatur entwickelt. Mittelständische Werften, spezialisierte Reparaturbetriebe, Zulieferer: Nicht spektakulär, aber beständig. Und was viele nicht bedenken: Seit die Güter- und Tankschifffahrt durch Münster deutlich angezogen hat und die Umrüstung auf umweltfreundlichere Antriebe Fahrt aufnimmt, ist Know-how im Bereich Elektrotechnik gefragter denn je. In den letzten Jahren kann man beobachten, dass sich viele ältere Fachkräfte zurückziehen – was den Einstieg auch für ambitionierte Quereinsteiger erleichtert. Klar, der Markt ist nicht so groß wie an der Küste. Dafür persönlicher, familiärer – weniger Umfeld für Ego-Surfer, mehr für bodenständige, anpackende Menschen.
Was muss jemand können? Klar, solide Ausbildung als Elektriker – das ist die Eintrittskarte. Aber an Bord zählt noch mehr: Improvisation, denn Ersatzteile gibt’s nicht an jeder Ecke. Nerven wie Drahtseile, wenn nachts ein Alarm losgeht und der Generator partout nicht rundlaufen will. Bereitschaft zum Schichtdienst, Handschmutz und, seien wir ehrlich, gelegentlich auch zum Fluchen. Ein bisschen wie jonglieren zwischen altmodischen Schalttafeln und moderner Energiespeichertechnik. Unterschiedliche Generationen von Antriebssystemen gibt’s hier fast immer nebeneinander. Digitalisierung und alternative Antriebskonzepte klopfen zaghaft an – auch die Binnenschifffahrt bleibt davon nicht verschont. Schön für diejenigen, die sich ständig weiterentwickeln wollen.
Das liebe Geld. Wer hier in Münster einsteigt, kann (ehrlich gesagt) keine Hamburger Gehälter erwarten, aber arm wird man auch nicht: Je nach Qualifikation und Arbeitgeber, bewegen sich die Löhne irgendwo zwischen 2.600 € und 3.300 €, in einigen Spezialsegmenten kann es, mit Erfahrung, auch in den Bereich von 3.600 € gehen. Wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen – Maschinenwartung, Fehlerdiagnose, Einbau komplexer Systeme –, kann innerhalb weniger Jahre an ein stabiles und nicht zu verachtendes Gehaltsniveau kommen. Spricht man mit alten Hasen, klingt durch: Es geht nicht nur ums Geld, sondern um das Gefühl, gebraucht zu werden. Und dieses Gefühl – so meine Beobachtung – bleibt vielen im Gedächtnis, auch lange nachdem der Lärm des Generators verklungen ist.
Nicht jeder will oder kann Kapitän werden. Wer als Schiffselektriker arbeitet, muss weder Weltverbesserer noch Maschinenflüsterer sein. Aber Neugier hilft ungemein. Münster bietet dafür ein Umfeld, das traditioneller ist, als die Touristen-Broschüren vermuten lassen – und technisch anspruchsvoller als viele denken. Wer hier startet, spielt von Anfang an mit echten Herausforderungen, nicht mit Simulationen. Und was bleibt am Ende eines langen Tages? Manchmal nur ein schmutziger Blaumann, manchmal die Erkenntnis: Ohne Leute wie dich fährt kein Schiff. Zumindest nicht sehr weit.
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