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HGK Integrated Logistics Group | 50667 Köln
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Mülheim an der Ruhr. Klingt für viele nach Industriestadt, Wasser, ein bisschen Kohle-Geschichte und einer mäßig charmanten Fußgängerzone. Doch kaum einer denkt daran, wie sehr die Schifffahrt – samt ihrer unsichtbaren Helden hinter der Technik – das Leben dort nach wie vor beeinflusst. Schiffselektriker zum Beispiel. Wer den Beruf nicht kennt, denkt an Kabel, vielleicht an schmutzige Hände und Schraubenzieher im Mundwinkel. Klingt nach Routine, nach Arbeit am Fließband? Das Gegenteil ist der Fall. Wer hier einsteigt, findet sich schnell inmitten einer Branche wieder, die ziemlich viel Spannung – im doppelten Sinne – bereithält.
Oft unterschätzt: Elektrik an Bord ist keine Alltagsinstallation. Nichts, was der Hausmeister im Keller flickt. Auf Schiffen – egal ob es alte Schubverbände auf der Ruhr, Lastkähne am Rhein-Herne-Kanal oder die wenigen Spezialfahrzeuge in den regionalen Werften sind – ist die Elektronik das Nervensystem. Ohne Strom: keine Navigation, kein Funk, oft nicht mal Licht oder Heizung. Ein Schiffselektriker in Mülheim – ich spreche aus Erfahrung – muss improvisieren können. Ersatzteile? Meist Mangelware. Dafür jede Menge Improvisationstalent, Geduld und Momente, in denen man sich wünscht, irgendein kluger Konstrukteur hätte auch mal mitgedacht. Oder überhaupt mal auf einem Schiff gearbeitet.
Handwerkliches Geschick? Reicht alleine nie. Klar, Verdrahten geht fix, aber ob die Bordelektrik mit Landanschluss, Generator und mittlerweile immer öfter auch Batteriesystemen harmoniert, steht auf einem ganz anderen Blatt. Die Vorschriften: ein undurchsichtiger Sumpf aus Schiffsregister, Binnenschifffahrtsordnung & individuellen Abnahmen – ich sag’s ehrlich, man wächst daran. Oder scheitert dran. Wer also ins Feld zieht, braucht mehr als einen Satz Zangen. Geduld und Frusttoleranz: Eigenarten des Berufsbilds, die meiner Ansicht nach mindestens genauso viel zählen wie technisches Know-how.
Jetzt mag man meinen – angesichts der diversen Wirtschaftsflauten und der insgesamt recht überschaubaren Zahl von Werften im Ruhrgebiet – dass der Beruf kaum noch gebraucht wird. Das Gegenteil trifft zu: Die Flotte altert, Modernisierung ist teuer, Umbauten auf alternative Antriebe (Stichwort Elektromotoren oder Hybridlösungen) gewinnen an Bedeutung. Und plötzlich ist der gute alte Schiffselektriker, den man jahrelang übersehen hat, wieder Gold wert. In Mülheim selbst, wo neben den schwimmenden Bauten auch Wartung für Einsatzboote, Wasserrettung und Schubschiffe gefragt bleibt, tauchen regelmäßig Aufträge auf, die speziell elektrische Kompetenz auf dem Wasser verlangen.
Ganz ehrlich: Reich wird man damit selten, jedenfalls nicht, wenn man es mit Branchen wie IT oder Industrieelektronik vergleicht. Die Spanne für Einsteiger liegt meist zwischen 2.700 € und 3.000 €. Mit Jahren auf dem Buckel, Spezialwissen und vielleicht sogar Weiterbildung zum Techniker oder Meister kann es in Richtung 3.500 € bis 4.000 € gehen – je nach Arbeitgeber, Sonderschichten oder Schiffstyp manchmal auch darüber. Was viele unterschätzen: Weiterbildungsmöglichkeiten sind vorhanden, zum Beispiel fachbezogene Kurse zu Navigationssystemen, Hochspannungstechnik oder gar Serviceeinsätze für Flotten mit LNG- oder Wasserstoffantrieb. Gerade in Mülheim ergibt sich ein Spannungsfeld zwischen alter Fluss-Logistik und Zukunftstechnologie – und das betrifft längst nicht nur Ausbildung oder Lohn, sondern auch die tägliche Arbeit.
Ich habe es oft erlebt: Da steht man irgendwo zwischen Ruhrschleuse und Werftgelände, mit nassen Schuhen, kaltem Wind und einer Sicherung, die sich beim besten Willen nicht erklären lässt. Manchmal hilft da kein Handbuch, manchmal eine Tasse Kaffee mit dem alten Maschinisten. Wer anpacken will, Gefühl für Technik, einen gewissen Dickkopf und etwas Humor mitbringt – und gern mehr erlebt als den üblichen Werksalltag – der wird hier glücklich. Die eigentliche Kunst liegt darin, im Chaos die Übersicht zu behalten. Und vielleicht zwischendurch daran zu denken: Ohne Schiffselektriker läuft an Rhein, Ruhr und Kanal am Ende gar nichts.
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