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Woodward L´Orange GmbH | 72293 Glatten
Brenner\'s Park Hotel GmbH | Baden-Baden
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Freiburg. Mal ehrlich: Die meisten denken bei dieser Stadt an Solarpanels, Fahrräder – maximal an Weinberge und den munteren Bächle. Aber Schiffe? Und dann noch solche, bei denen die Elektrik komplexer ist als so manches Smart Home? Ja, gibt es. Und genau hier, zwischen Schwarzwaldflair und Rheinhafen, taucht plötzlich ein Berufsbild auf, das mit Klischees wenig anfangen kann: Schiffselektriker – klingt sperrig, riecht aber nach Abenteuer. Oder? Zumindest nach Kabelsalat in salziger Luft und mehr als einer Portion handwerklichem Können.
Früher, so erzählen es Berufserfahrene, drehte sich für Schiffselektriker alles um Stromkreise, Sicherungen und Generatoren – Hauptsache, Licht an und Motor läuft. Moderne Schiffe, selbst auf dem Rhein, sind anders. Da reden wir nicht nur über Landanschlussmanagement und Batteriesysteme, sondern über Sensorik, Automatisierung und immer neue Vorschriften zu Emissionen und Energieeffizienz. Wer den Beruf ergreift, landet zwischen den Welten: am Werkzeugkasten und am Laptop, morgens im Blaumann, nachmittags vielleicht am Softwarescan. Das verlangt nicht einfach technisches Verständnis, sondern eine gewisse Lust an ständiger Veränderung. Und, ja: Nerven wie Drahtseile an schlechten Tagen.
Freiburg als Stadt liegt bekanntlich ein gutes Stück vom Rhein entfernt – aber der Rheinhafen bei Breisach ist näher, als manch einer glaubt (rund 30 Kilometer Luftlinie, mit dem Fahrrad machbar, sofern der Wind nicht dreht). Wer hier als Schiffselektriker arbeitet, findet sich auf Reparaturplätzen, Werften, gelegentlich direkt an Bord wieder. Die großen Reedereien? Die sitzen weiter nördlich, aber im Raum Südbaden gibt’s einen Mix aus Güterschifffahrt, kleinen Kreuzfahrern, Forschungsschiffen für die Uni... Sogar privat beauftragte Umbauten sind nicht so selten, wie man meinen könnte. Es gibt Tage, da schraubt man an der erst viel zu altmodisch wirkenden Navigation eines Schubverbands, nur um dann in der Mittagspause zu hören: „Das Teil fährt nach Rotterdam weiter, bitte keine Fehler erlauben.“ Spurlos – gut möglich, dass es Monate dauert, bis man sein Werk wieder zu Gesicht bekommt.
Manchmal werde ich gefragt: Lohnt sich das denn überhaupt, so ein Beruf in einer doch eher „unmaritimen“ Region? Tja. Das Einstiegsgehalt schlägt meist mit 2.800 € bis 3.100 € zu Buche, mit Erfahrung und Spezialkenntnissen lassen sich 3.400 € bis 3.900 € realisieren. Einige Kollegen im Bereich Hybridantrieb oder Bordautomatisierung berichten sogar von einzelnen Spitzenwerten bis 4.200 €. Aber – und hier zeigt sich die Kehrseite – Routine? Gibt’s nicht. Wer auf Beständigkeit hofft, etwa den immergleichen Feierabendblick hinterm selben Werftzaun, sollte sich das gut überlegen. Wer aber Neugierde und Flexibilität mitbringt, findet ein ziemlich individuelles Umfeld: Die Technik springt ständig, die Vorschriften sowieso. Wer sich einmal mit internationalen Klassifikationen auseinandergesetzt hat, weiß spätestens dann, was „Regelwirrwarr“ wirklich bedeutet.
Apropos Veränderung – was viele unterschätzen: Kaum eine Branche treibt Weiterbildung so nachdrücklich wie der Bereich Schiffselektrik. Die IHK in Freiburg listet regelmäßig Kurse zu Niederspannungsanlagen, Sicherheitsvorschriften, sogar zu maritimen Softwaresystemen. Städtische Kooperationen ermöglichen Workshops für Hybrid- und E-Antriebe, der regionale Arbeitsmarkt signalisiert eher Bedarf als Übersättigung. Und wem das klassische Schiffsleben zu wenig ist, der kann mit dem Know-how auch in verwandte Sektoren wechseln: Yachtbau, Binnenschifffahrtsverwaltung, Spezialfahrzeuge. Das ist nicht weniger herausfordernd, aber eben Freiburg-spezifisch. Nicht jeder will schließlich dauerhaft zum Nordseewind abwandern – verständlich.
Ganz ehrlich: In Freiburg Schiffselektriker werden – das ist kein Mainstream, eher was für Individualisten mit Energie im Blut und einer gewissen Ausdauer für wechselhafte Tage. Die Technik fordert, aber so auch die Region. Wer den Spagat zwischen elektronischer Präzision und Schwarzwaldstimmung sucht, wird sich hier nicht langweilen. Aber: Wer jeden Tag exakt wissen will, was er bekommt, oder auf konventionelle Karriereschienen hofft, wird hier vermutlich ungeduldig. Für alle anderen? Eine spannende Mischung aus Handwerk, Technik und lokalem Kolorit. Oder, wie ich es gern nenne: Freiburg mit Strom – und ein bisschen Fernweh.
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