Mercer Stendal GmbH | 39596 Arneburg
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Berlin mag weit entfernt sein vom tosend offenen Meer – und doch: Wer denkt, dass Schiffselektriker hierzulande ein Beruf für Hafenstädte ist, irrt gewaltig. Die Flotte der Hauptstadt ist vielfältig: von Spree-Dampfern über Museumsboote bis hin zu Binnenschiffen, die Tag für Tag an Werften wie der in Köpenick oder Spandau ausgebessert und ausgerüstet werden. Schiffselektrik – das klingt immer ein wenig nach Abenteuer, nach Quietschgeräuschen, nach der Mischung aus Öl und Spannung in der Luft. Andererseits: Alltag ist es auch. Und der ist in Berlin eine Sache für Spezialisten, die ihr Handwerk mit leicht rauem Charme, aber wachsamem Verstand ausüben.
Der Arbeitsalltag? Am Morgen riecht es noch leicht nach Kaffee. Dann wartet irgendwo ein Schiff, meist inmitten von Hydraulikröhren, Generatoren und den Rückständen vergangener Reparaturen. Als Schiffselektrikerin – oder -elektriker, ganz egal – hat man es nie nur mit "Kabel verlegen" getan. Es geht hier um das große Ganze: Wer einmal einen hauptstädtischen Ausflugsdampfer bei laufendem Betrieb instand gesetzt hat, weiß, dass Nerven aus Drahtseil dazugehören. Denn Strom auf engem Raum, eingebettet zwischen Schweißnaht und Maschinenlärm, ist nichts für Grobmotoriker oder Tagträumer. Es geht etwa um Motorsteuerungen, Navigationsanlagen, Beleuchtungskreise – und ja, ab und zu kratzt man sich am Kopf, weil irgendein Relais aus Übersee mal wieder anders tickt als gedacht.
Was viele unterschätzen: Die Berliner Schiffsszene ist ein eigener Mikrokosmos. Reparaturjobs auf dem Wasser sind keine Seltenheit, besonders auf Fahrgastschiffen, die zwischen März und Oktober auf der Spree oder dem Müggelsee schippern (ach ja, und zur Nebensaison wartet eben die Werft). Das heißt: Viel Saisonarbeit, unvorhergesehene Pannen, aber auch häufige Modernisierungen. Digital gesteuerte Systeme nehmen zu, ganz zu schweigen von Hybridantrieben. Wer heute einsteigt, sollte bereit sein, sich schnell mit neuen Steuerungs- und Diagnosetechnologien auseinanderzusetzen. Doch so hochtrabend das alles klingt: Die Wirklichkeit bleibt oft ganz handfest – Multimeter, Kneifzange, Stirnlampe, fertig.
Die Gretchenfrage nach dem Gehalt bleibt nie aus, schon gar nicht in Berlin. Ein Einstiegsgehalt als Schiffselektrikerin pendelt meist irgendwo zwischen 2.700 € und 3.100 €, mit gelegentlichen Ausschlägen nach oben, je nach Spezialisierung und Auftraggeber. Hat man Erfahrung im Gepäck und vielleicht sogar Branchenscheine, rücken bis zu 3.500 € in greifbare Nähe – bei Spezialfirmen, die Binnenschiffe oder Fahrgastschiffe modernisieren, sind auch 3.800 € möglich. Sicher, nicht jeder Tag ist Gold wert. Die Arbeit verlangt oft Flexibilität (nachts, am Wochenende, in der Kälte) und eine gewisse Stoik – der Glanz vergangener Seefahrerromantik verblasst da manchmal schneller als einem lieb ist. Aber wer etwas bewegen will und gern vielschichtige Systeme durchdringt, findet hier eine Nische, die spannender ist als viele glauben.
Ist das alles immer glamourös? Kaum. Manchmal steht man kniehoch im Maschinenraum, das Wasser schwappt bedrohlich nahe, und ein neugieriger Kapitän will wissen, warum das Bugstrahlruder mal wieder streikt. Oder man sitzt am Abendbrottisch und merkt, dass Öl und Elektrizität einen eigenen Duft hinterlassen haben. Dennoch – es gibt die Momente, in denen das Licht nach getaner Reparatur zum ersten Mal wieder angeht, und plötzlich fühlt man sich als Held im Blaumann.
Ich habe oft beobachtet: Wer als Berufseinsteiger*in in den Berliner Schiffsbetrieb einsteigt, kommt anfangs schwer ins Grübeln. Bin ich schon fit genug für diese Verantwortung? Die Mischung aus Hightech und Handarbeit, aus Eigeninitiative und Teamgeist, ist nicht jedermanns Sache. Aber das ist eben der Punkt: Wer Freude daran hat, ständig Neues auf engem Raum zu lernen, und sich von einem launenhaften Flussrand nicht aus der Ruhe bringen lässt, der wird nicht nur gebraucht, sondern am Ende auch geschätzt.
Die Berliner Schiffslandschaft verändert sich. Gut möglich, dass in fünf Jahren kein Ausflugsdampfer mehr ohne smarte Stromsteuerung fährt, dass digitale Überwachungssysteme zum neuen Standard werden und die Nachfrage nach findigen Köpfen wächst, die sich zwischen analoger Reparatur und digitaler Fehlerdiagnose zu Hause fühlen. Wer neugierig ist, wer keine Angst vor schmutzigen Händen und unplanbaren Tagen hat, für den bleibt der Beruf des Schiffselektrikers in Berlin ein ziemlich einzigartiges Feld – zwischen Technik, Tradition und einem Hauch Großstadtabenteuer.
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