BerlinerLuft. Technik GmbH | 50667 Köln
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DIS AG | 58285 Gevelsberg
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Rohrvorrichter, das klingt erst mal nach Werkstatt, nach Metallstaub und kernigen Händen. Stimmt – zumindest zum Teil. Wer einmal mit den Helden der verborgenen Infrastruktur unterwegs war, merkt schnell, dass der Alltag mehr Facetten hat, als das Fachsimpeln über Flansche und Biegeradien vermuten lässt. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen traditioneller Handarbeit und präziser Technik, zwischen knirschendem Schraubstock und millimetergenauer Planung. Wer in Mönchengladbach als Berufseinsteiger oder erfahrene Fachkraft in diesen Bereich einsteigen möchte, steht an einer eigenartigen Schnittstelle: Hier trifft die solide Handwerkstradition des Rheinlandes auf den steten Hunger nach neuen Industriestandards und – wie könnte es 2024 anders sein – auf einen Arbeitsmarkt, der launischer kaum sein könnte.
Der erste Irrtum: Rohrvorrichter schneiden nicht einfach nur Rohre und schieben sie in irgendein Raster. Tatsächlich erfordert der Job eine Präzision, die eher an Modellbau als an Grobmotorik erinnert. Da wird nicht einfach gebohrt, sondern vorher peinlichst genau ausgerechnet, wo und wie ein Linienversatz verdaut werden kann. Klar, Brettharte Fakten: Materialzuschnitt, Anfertigung von Rohrleitungssystemen in unterschiedlichsten Dimensionen und – für alle, die es noch nicht wissen – das Einpassen in technische Zeichnungen, die manchen zum Verzweifeln bringen könnten. Dazu kommt, dass die Materialien längst nicht mehr nur aus grobem Stahl bestehen – Edelstahl, Kunststoffe, exotischere Legierungen, je nach Auftrag. Ich erinnere mich an mein erstes Projekt bei einem mittelständischen Anlagenbauer in Giesenkirchen. Die Hälfte der Zeit saß ich über Isometrien. Den Schraubenschlüssel? Hatte ich da meist nur zur Beruhigung in der Tasche.
Worüber selten ehrlich gesprochen wird: Mönchengladbach ist zwar keine Industriemetropole im klassischen Sinne, aber das Umland mit seinen Werken, Kesselfabriken und Chemieanlagen braucht qualifizierte Rohrvorrichter dringender denn je. Wer gut ist, bleibt nicht lange ohne Auftrag. Allerdings – und damit muss man leben – schwanken die Anforderungen je nach Branche beträchtlich. In Betrieben mit Schwerpunkt auf Lebensmitteltechnik oder „grüner“ Chemie sind Sauberkeit und Dokumentation plötzlich wichtiger als Kraft. In der Energietechnik wiederum zählt Geschwindigkeit – „morgen alles dicht“ ist da oft das Motto. Der Spagat zwischen traditionellem Handwerk und den Anforderungen neuer Umweltvorschriften ist kein Spaziergang. Wer hier mitdenken kann statt nur auszuführen, hat langfristig die Nase vorn.
Jetzt mal ehrlich: Was viele unterschätzen, ist der Payoff, gerade am Niederrhein. Ein ordentlich qualifizierter Rohrvorrichter mit ein paar Jahren im Ärmel kann mit einem Gehalt von 2.800 € bis 3.400 € in den meisten Industriezweigen rechnen; in Spezialsektoren – etwa mit Schweißnachweis nach EN-Norm – sind bis zu 3.700 € drin. Zugegeben: Das klingt nach viel, doch wer im Winter draußen mit Eisen hantiert, weiß, dass Geld nicht alles ist. „Und der Rücken sagt irgendwann auch mal nein“ – ein Satz, den ich mehr als einmal in der Mittagspause gehört habe.
Mich erstaunt immer wieder, wie groß die Wissenslücken bei den überbetrieblichen Weiterbildungsmöglichkeiten sind – für viele ist das bloße Wort „Schweißschein“ schon eine Hürde, dabei bieten Fachverbände hier vor Ort regelmäßig Lehrgänge an. Echte Fachkräfte, die sich auch an Orbitalschweißtechnik oder moderne Messverfahren wagen, sind rar – und werden zunehmend gesucht. Die Digitalisierung macht übrigens auch vor den Werkbankern keinen Halt, ganz gleich, wie oft man das Thema noch mit Augenrollen begrüßt. Papierlose Baustelle? Ist in Mönchengladbach längst keine Zukunftsmusik mehr.
Ob Quereinsteiger oder Aufsteiger – eines bleibt: Ohne Lernbereitschaft und die Bereitschaft, auch mal im Regen durch den Dreck zu robben, wird man kein Meister seines Fachs. Viel Routine, ein bisschen Abenteuer – und, ja, manchmal auch der Zweifel, warum man diesen Weg gewählt hat. Dann wieder das Hochgefühl, wenn nach Tagen von Kälte, Feuchtigkeit und Muskelkater das Rohrleitungssystem fertig ist – und tatsächlich passt. Vielleicht ist das am Ende auch die einzige echte Belohnung. Jedenfalls eine, die in keinem Tarifvertrag steht.
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