Fangmann Industrie GmbH & Co. KG | Salzwedel
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Fangmann Industrie GmbH & Co. KG | Salzwedel
Eigentlich beginnt alles beim Lärm. Wer das erste Mal als Rohrvorrichter in einem der Braunschweiger Industrieviertel aufschlägt, wird sich wundern, dass das, was nach Blechtrommel klingt, tatsächlich ein Taktgeber für die Stadt ist. Rohrleitungen – chemisch, thermisch, manchmal fast poetisch gedacht – ziehen sich durch Braunschweigs Gewerbe wie Adern durch einen Körper. Da ist kein Platz für romantische Vorstellungen, aber auch kein Grund, den Kopf einzuziehen. Wer „Macher-Gen“ mitbringt, wird hier gebraucht – und zwar mehr denn je.
Rohrvorrichter ist kein Beruf für halbe Sachen. Es beginnt beim Anreißen, Schneiden, Biegen und endet irgendwo zwischen Millimeterarbeit und dem guten, alten Augenmaß. Klar, Zeichnungen lesen, dahinter steckt die halbe Miete, aber es ist wie beim Kochen ohne Rezept: Technikfreaks und geduldige Praktikerinnen treffen sich hier auf Augenhöhe. „Abmessen. Nochmal messen. Kurz zweifeln. Und dann ran.“ – so ungefähr klang es, als ich einen Kollegen mal abends beim Feierabendbier fragte, was wirklich zählt. Das Handling von Edelstahl, Schwarzrohr oder legierten Werkstoffen verlangt Fingerspitzengefühl und solides Know-how. Zwischen den staubigen Ecken des Werks und dem blitzsauberen Reinraum liegen Welten – manchmal nur getrennt durch eine Schuhsohle und ein gepflegtes Fluchen beim Rohrbiegen.
Braunschweig ist nicht Berlin, schon gar nicht München. Die regionale Industrie, von Chemie über Fahrzeugbau bis hin zur Energieversorgung, tickt anders – bodenständiger, vielleicht auch direkter. Das hat Vor- und Tücken: Wer auf der Suche nach einem Platz im Team ist, wird rasch merken, dass technisches Verständnis hier Hand in Hand mit einer gewissen Resilienz geht. Digitalisierung? Ja, aber eher schrittweise. Das heißt: Der klassische Vorrichter mit Handwerksstolz und modernem Zugang zu isometrischen Zeichnungen oder CAD-Lösungen wird aktuell gesucht wie lange nicht. Trotzdem, Maschinen ersetzen selten das Bauchgefühl, wenn’s um Dichtung und Passgenauigkeit geht.
Hand aufs Herz: Es wird gern gefachsimpelt über Löhne. In Braunschweig pendelt sich das Einstiegsgehalt meistens irgendwo zwischen 2.600 € und 3.000 € ein. Wer Fachwissen sammelt, Sonderqualifikationen mitbringt – etwa im Schweißen oder in der Anlagenmechanik –, kann auch auf 3.200 € bis 3.800 € klettern, je nach Betrieb und Auftragslage. Aber, und das muss man ungeschminkt sagen: Wer erwartet, nach ein, zwei Jahren enorme Sprünge zu machen, ist entweder besonders talentiert oder hat die lokale Mentalität noch nicht geschnallt. Kontinuität schlägt hier Hauruck.
Die Wahrheit ist selten bequem. Schmutzige Hände gibt’s gratis. Körperliche Robustheit ist kein nettes Extra, sondern Grundvoraussetzung, vor allem bei Außeneinsätzen – quer durch Braunschweig, bei Hagel oder Hochsommer. Wer abends auf die Schulter klopft, weiß, dass der Tag an der Baustelle mehr als eine Muskelgruppe beschäftigt. Und Überstunden? Keine Seltenheit, wenn Projektfristen fallen wie die Blätter im November. Aber – und das klingt unangemessen sentimental, ist aber so – es gibt diesen Stolz, wenn eine Anlage nach der Montage läuft, als hätte man selbst dem ganzen System das Leben eingehaucht. Das ist, warum einige von uns diesen Beruf nicht mehr loswerden.
Natürlich, Technik und Anforderungen wandeln sich. Die jüngeren Betriebe setzen immer mehr auf smarte Tools, von Laservermessung bis digitalem Aufmaß. Weiterbildung wird eher zur Pflicht als zum Luxus – Schweißkurs heute, neue Normen morgen. Wer sich darauf einlässt, kann in Braunschweig mehr gewinnen als „nur“ einen sicheren Arbeitsplatz. Nämlich ein Stück handfeste Wirksamkeit – und ein Gefühl für die Bedeutung eines Berufs, der oft übersehen wird, aber selten verzichtbar war. Und falls jemand fragt: Ja, manchmal will man hinschmeißen. Aber meistens bleibt man. Weil es eben kein Job für „irgendwen“ ist.
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