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Wenn ich durch Mainz laufe – vielleicht auf dem Weg zur nächsten Baustelle, vielleicht einfach so –, dann fällt mir immer wieder auf, dass die Stadt eine seltsame Mischung aus Bodenständigkeit und knisternder Erneuerung ist. Für einen Rohrisolierer bedeutet das: Man arbeitet nie auf der „grünen Wiese“, sondern mitten im Gewusel von Bau, Betrieb und Geschichte. Die sanierte Altbauvilla in Gonsenheim – gleich neben der technischen Uniwelt, die hochmoderne Heiztechnik in den neuen Stadtquartieren… Mainz will es immer beides: Tradition und Zukunft. Das spürt man auch im Handwerk, gerade im Bereich Isoliertechnik.
Wer den Beruf von Grund auf lernt oder aus einem anderen Gewerk in die Isolierung wechselt, merkt schnell: Ganz so staubtrocken, wie der Beruf auf dem Papier klingt, ist er nie. Da ist Hitze (im wahrsten Sinne des Wortes), Stauraum, Hektik – aber am Ende muss jede Ummantelung passen, jede Dämmung sitzen. Ausrutschen darf man dabei selten: Wer schief arbeitet, isoliert nicht nur Wärme, sondern gleich die Bilanz des gesamten Neubaus in Richtung „Kostenexplosion“. Ironisch, oder? Die meisten hätten wohl nicht gedacht, dass sich mit Matten und Blech so viel Verantwortung bündeln lässt. Und dann erst die Praxis in Mainz: Da gibt es Altbauwände, die mehr Überraschungen bergen als so manches Handbuch je erklären könnte. Wer hier Bodenhaftung hat, lernt in wenigen Monaten, warum Improvisation im Handwerk eben nicht Verlegenheit, sondern Professionalität ist.
Für viele Berufseinsteiger und erfahrene Branchenwechsler ist das Thema Lohn immer ein Gesprächsthema (oft eher im Pausenraum als am runden Tisch mit den Chefs). Fakt ist: In Mainz liegt das reguläre Einstiegsgehalt als Rohrisolierer nach meiner Beobachtung irgendwo zwischen 2.600 € und 2.900 € – je nach Tarifbindung, Betrieb und dem berühmten „Wie viel bringst du wirklich mit?“. Mit einigen Jahren Erfahrung und vielleicht einer Weiterbildung Richtung Techniker, liegen die Monatszahlen auch rasch im Bereich von 3.100 € bis 3.600 €. Natürlich wird niemand reich damit. Aber selbst in Zeiten, in denen „Handwerk hat goldenen Boden“ fast schon wieder als schlechte Satire gilt, steht man im Vergleich zur Gastronomie oder Logistik noch ganz ordentlich da. Was viele unterschätzen: Zusatzleistungen wie Fahrgeld, Werkzeuge oder betriebliche Altersversorgung machen sich gerechterweise schnell bemerkbar – sofern man seine Ansprüche nicht zu tief stapelt.
Was Mainz von vielen anderen Ballungsräumen abhebt, ist nicht nur der allgegenwärtige Trost des „Schoppens“ nach Feierabend. Es ist diese beständige Nachfrage nach Handwerk, angetrieben durch Wohnungsbau, Unisanierungen und den Druck auf Energieeffizienz. Gerade seit den letzten Jahren häufen sich Aufträge aus der Industrie und dem öffentlichen Sektor – kaum eine Großbaustelle ohne Isolierspezialisten, oft mit ziemlich sportlichem Zeitaufwand. Wer flexibel ist, dem winkt eine solide Auslastung – wenn auch selten mit perfekten Arbeitszeiten. Ein echter Nachteil? Vielleicht, wenn man nach geregelter Routine sucht. Für die anderen – und das meine ich ernst – ist Mainz ein Ort, an dem Innovation und Tradition aufeinanderknallen wie Leitung auf Klemme. Viele Aufträge laufen über mehrere Wochen, mal in kühlen Kellern, mal auf aufgeheizten Dachböden. Die Vielfalt der Baustellen, die kleinen Eigenheiten, die lokalen Betriebe – all das schärft die Sinne (und manchmal auch die Leber).
Oft frage ich mich: Wird dieser Beruf eigentlich unterschätzt oder doch ausreichend gewürdigt? Mal ganz ehrlich. Ja, die körperliche Arbeit steckt manchmal in den Knochen. Und der kollektive „Handwerkerstolz“ – den spürt nicht jeder, der nach Feierabend die Hände wäscht. Aber der Bedarf bleibt hoch, die Herausforderungen ändern sich nie nur am Reißbrett, sondern mitten in der Realität. Wer offen ist, praxisnah arbeitet und bereit ist, gelegentlich über seine Pläne zu lachen, findet in Mainz eine stabile, wenn auch fordernde Heimat im Handwerk. Manchmal rau, manchmal überraschend herzlich. Und immer etwas anders als der Durchschnitt. Kann man so machen. Muss man aber wollen. Aber mit dem Willen wächst auch die Wahrnehmung: Mainzer Rohrisolierer – das ist mehr als Dämmwolle und Draht; es ist ein Beruf für Pragmatiker, Tüftler, Eigenbrötler. Und, vielleicht am schönsten: Man sieht am Ende jeden Tag, was man geschaffen hat. Für mich reicht das. Für heute.
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