FRIEDRICH VORWERK SE & Co. KG | Halle (Saale)
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Leipzig, eine Stadt, die sich zwischen Tradition und Aufbruch immer wieder neu erfindet. Hier, wo alter Industriekern und moderne Start-ups dicht beieinanderliegen, reibt sich so mancher Beruf an den Veränderungen der Zeit. Der Rohrisolierer, sagen wir es offen, wirkt auf den ersten Blick nicht wie die Speerspitze des Fortschritts. Doch das täuscht. Es ist ein Job, der still und effizient im Hintergrund die Energiezukunft der Region mitgestaltet. Für junge Leute, Wechsler und all jene, die mal etwas anderes „anfassen“ möchten: Die Goldgrube ist hier nicht verborgen, aber sicher auch kein Selbstläufer.
Das Wort klingt altbacken, aber die Realität ist eindeutig: Rohrisolieren ist ein anspruchsvolles Handwerk – ja, echtes Handwerk, nicht zu verwechseln mit bloßem Ankleben von Dämmplatten. Es geht um Millimeterarbeit unter Zeitdruck, mit Materialien, die ihre eigenen Launen haben. Glaswolle, Kautschuk, Polyethylen – jeder Stoff tut, was er will, und manches Signal von der Baustelle ist deutlicher als jede Theorie: Wer Oberflächen unterschätzt oder ungeduldig arbeitet, bekommt die Konsequenzen am nächsten Tag präsentiert. Sieht man die Heizungsrohre in einem Leipziger Neubau blank liegen, kann man sich sicher sein: Irgendwo fehlt ein tüchtiger Kollege oder eine Kollegin.
In Leipzig, so meine Erfahrung und Beobachtung, ist der Markt für Rohrisolierer besser als sein Ruf. Seit die energetische Sanierung von Altbauten, öffentliche Investitionen in Schulgebäude oder kleinere Großprojekte wie neue Pflegeheime Fahrt aufnehmen, werden Fingerfertigkeit und ein wacher Blick gefragter – nicht zuletzt wegen der verschärften Energieverordnungen. Noch vor ein paar Jahren hat der eine oder andere Betrieb handwerklich eher nebenbei „isoliert“ – heute ist es oft eine eigene Disziplin, mit klarer Verantwortung, Zeitdruck und den kleinen Machtspielchen auf der Baustelle. Wer sich spezialisieren will, findet hier Nischen. Arbeiten an Fernwärmetrassen – ein Boomthema, gerade in Connewitz und Plagwitz. Schallschutz? Wird oft unterschätzt und verlangt Feinsinn. Was viele gar nicht wissen: Die Anforderungen an Brandschutzdämmung sind in öffentlichen Bauten inzwischen so kleinteilig, dass es ohne fortlaufende Schulung kaum geht. Es gibt also dringend Bedarf an Menschen, die bereit sind zu lernen, Fehler nicht als Makel, sondern als Lehrgeld zu nehmen und bei Kälte wie Hitze durchzuziehen.
Nun zu einer Frage, die unweigerlich kommt – und zwar völlig zurecht: Lohnt sich’s? Fakt ist, dass der Beruf im Vergleich zu anderen Baudienstleistungsbranchen erst langsam seinen Weg in eine bessere Bezahlung findet. In Leipzig bewegt sich das monatliche Einstiegsgehalt rund um 2.600 € bis 2.900 €. Wer Berufserfahrung, Zusatzqualifikationen oder handfeste Spezialisierungen – beispielsweise im Bereich technischer Kälteanlagen – mitbringt, kann locker 3.300 € bis 3.700 € erreichen, teils auch mehr, abhängig vom Betrieb und Auftragslage. Natürlich, das Geld kommt nicht von selbst: Mal sind es widrige Temperaturen in halbfertigen Rohbauten, mal müffelnde Altbauten im Hinterhof. Wen aber das körperliche Anpacken, das sichtbare Ergebnis und die kollegiale Direktheit reizt, der findet hier mehr als einen reinen „Broterwerb“.
Eine anekdotische Randnotiz: Letzte Woche in Lindenau – ein Kollege erzählt, wie selbst kleine Betriebe inzwischen Tablets nutzen, um Aufmaße zu nehmen und Dokumentationen zu erstellen. Digitalisierung? Ist angekommen, aber mit Vorsicht: Viele wollen die Kontrolle nicht aus der Hand geben. Verständlich. Die Weiterbildungslandschaft ist reichhaltig, von verpflichtenden Brandschutzkursen bis hin zu produktspezifischen Schulungen, meist praxisnah und regional organisiert. Wer sich kontinuierlich weiterbildet, bleibt nicht nur gefragt, sondern kann nach ein paar Jahren auch das Team führen – oder sich im Bereich technischer Dämmungen für Prozessanlagen positionieren. Manchmal fragt man sich: Warum ist dieser Beruf eigentlich so unsichtbar? Vielleicht, weil das beste Kompliment darin liegt, dass keiner merkt, dass jemand da war. Bis der Winter kommt – und plötzlich unter jedem warmen Heizungsrohr ein kleiner, stiller Stolz auflodert. Ich meine: Genau darum lohnt es sich, in Leipzig Rohrisolierer zu sein. Auch, wenn der Job nicht immer laut jubelt.
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