CELSEO | 53840 Troisdorf
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
CELSEO | 53721 Siegburg
CELSEO | 53840 Troisdorf
CELSEO | 53721 Siegburg
Wer morgens irgendwo im Industriegebiet zwischen Gasmessern und Rohbau, zu früh für den Feierabendblick aufs Bergbaumuseum, den ersten Kaffee trinkt, weiß vermutlich: Der Tag wird praktisch, manchmal schmutzig, aber selten stumpf. Der Beruf des Rohrisolierers – eigentlich ein fast unsichtbares Rückgrat für Industrie und Bauwesen in Bochum. Solange alles dicht, warm und energieseitig im grünen Bereich bleibt, kräht nun mal kein Hahn nach demjenigen, der mit Blechscharen, Dämmschalen und ein bisschen Spachtelmasse die Leitungen vor Kälte, Hitze und – ja, manchmal auch Lärm – schützt.
Montag früh, irgendwo zwischen Wattenscheid und Stahlhausen: Wieder 30 Meter Heizleitung, die auf Dämmung warten. Was viele unterschätzen: Rohrisolierer sind keine Kleberoller mit Einheitsrolle. Jeder Auftrag verlangt Präzision – millimetergenaues Messen, Anpassen, Montieren. Mal Mineralwolle, mal flexible Schläuche, viel öfter als man glauben möchte: Blecharbeiten für den Mantelschutz. Dazu diese besondere Sorgfalt, denn Fehler fallen erst dann auf, wenn Monate später der Energieverbrauch aus dem Ruder läuft oder – noch unangenehmer – ein Rohr friert. Und ja, manchmal steht man plötzlich vor einer Leitung, die so verdreht ist, dass kein Lehrbuch hilft. Improvisation. Oder, wie mein Kollege neulich meinte: „Hier wird erfunden, nicht nachgebaut.“
Dass Bochum im Herzen des Ruhrgebiets liegt – Fluch und Segen. Energieinfrastruktur, Wohnungsmodernisierung, Sanierungen alter Zechenquartiere: Der regionale Bedarf an qualifizierten Fachleuten ist greifbar. Besonders seit die Energiepreise Achterbahn fahren und die Wärmewende nicht nur ein Wort, sondern plötzlich Pflichtenheft in jedem größeren Projekt ist. Wer geschickt ist, Ausdauer mitbringt (und übrigens: keine Höhenangst hat – Flachdächer sind Standard!), hat unter dem Strich oft mehr Auswahl als der klassische Bauhandwerker. Überraschung: Viele Betriebe suchen verzweifelt Nachwuchs. Eigentlich paradox – man kann mit relativ kurzer Ausbildung starten, die Perspektiven sind solide, und trotzdem bleibt der Ruf des Berufs blass. Wer täglich im Blaumann unterwegs ist, fragt sich da manchmal, wie der Bürojob so viele Menschen lockt. Aber das ist eine andere Geschichte …
Wer in Bochum als Einsteiger loslegt, landet häufig irgendwo bei 2.600 € bis 2.900 €. Mit den Jahren – und vor allem, wenn man Zusatzqualifikationen draufpackt (zum Beispiel in Brandschutz oder speziellen Blechbearbeitungstechniken) – ist auch ein Gehalt zwischen 3.100 € und 3.600 € greifbar. Klingt okay? Ist es auch, verglichen mit anderen Handwerksbranchen. Was oft untergeht: Wer flexibel ist und auch mal auf Montage außerhalb Bochums geht, verdient mehr und sieht – mit Glück – sogar was von der Welt jenseits der A40. Und die Sache mit der Weiterbildung? Hier tut sich gerade einiges: Betriebe setzen zunehmend auf spezialisierte Fortbildungen, digitale Dämmplanungen und moderne Werkstoffe. Nachhaltigkeit ist kein Modewort mehr, sondern wird von Auftraggebern verlangt. Das bringt Chancen – und manchmal den gesunden Ärger, wenn plötzlich ein „grünes“ Alternativmaterial im Alltag testweise einspringt. Erfahrung hilft, aber man sollte offen bleiben. Alte Hasen fluchen zwar gern, die Neugier lohnt aber oft.
Was mich in Bochum immer wieder erstaunt: Wie sehr der Strukturwandel im Handwerk konkret ankommt. Kaum ein anderes Gewerk bekommt so direkt mit, welche Immobilien noch echte Bergbauvergangenheit in sich tragen. Wenn wir in alten Kesselhäusern mit eternitverkleideten Rohren zu tun haben, weiß man: Historische Altlasten sind kein Gerücht. Jüngere Kollegen wundern sich oft, wie selbstverständlich Schadstoffsanierung, Materialprüfung und Sicherheit heute dazugehören. Die Fachkräftefrage wird schärfer, klar – aber auch die Materialkenntnis. Und, vielleicht ein bisschen poetisch: Auf jedem Meter neuer Glaswolle trifft man auf das Echo der alten Ruhrpott-Technikgeschichte. Vielleicht übertrieben, aber irgendwie wahr.
Ich spare mir den Pathos vom „Job mit Zukunft“ – ja, Perspektiven sind ordentlich. Aber der Alltag ist rau, manchmal körperlich fordernd, und der Applaus bleibt meist aus. Wer aber robuste Nerven, eine Vorliebe für echte Lösungen und ein Händchen für pragmatisches Improvisieren mitbringt, findet im Rohrisolierer-Beruf in Bochum solide Arbeit mit Entwicklungsspielraum. Und, ganz ehrlich: Wer nach Feierabend irgendwo bei Currywurst in der City sitzt, weiß oft ganz genau, wofür er oder sie heute die Hände schmutzig gemacht hat. Das ist manchmal mehr wert als ein Titel auf dem Visitenkärtchen.
Das könnte Sie auch interessieren