Sonoco Consumer Products Europe GmbH | 23539 Lübeck
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Sonoco Consumer Products Europe GmbH | 23539 Lübeck
Manchmal, wenn ich das Dröhnen der Hafenkräne höre und mich frage, was sich da tut zwischen altem Fischereiruf und neuen Fertigungslinien, drängt sich ein Berufsbild immer wieder nach vorne: der Robotereinsteller. Es klingt ein wenig sperrig, vielleicht auch zu technisch für das, was dahintersteckt. Aber schauen wir genauer hin – gerade wenn man frisch in die Branche einsteigt, den Blick wechselt oder auf der Suche nach einer sinnvollen Arbeit mit Zukunftsperspektive ist.
Robotereinsteller sind so etwas wie die Dirigenten der modernen Produktion. Sie bringen komplexe Industrieroboter zum Laufen – nicht nur mechanisch, sondern auch programmiertechnisch. Es reicht längst nicht mehr, einen Sechskant festzuziehen und ein grünes Licht zu sehen. Was viele unterschätzen: Die Fehlerquellen sitzen selten nur im Kabel, manchmal flackert der Fehler direkt auf dem Bildschirm zwischen Codezeile und Sensorwert. Wer hier arbeitet, jongliert mit Programmiersprachen (KUKA, ABB, Fanuc – je nach Anlagenbauer) ebenso wie mit Ersatzteilen, Sicherheitsbestimmungen und Kommunikationsproblemen, die manchmal recht analog sind, wenn Schichtleiter und ITler völlig verschiedene Vorstellungen davon haben, was „in zehn Minuten fertig“ bedeutet.
In Rostock ist das Berufsbild facettenreich wie die Stadt selbst. Alte Industrieflächen im Wandel, Werften, Automobilzulieferer und Lebensmittelverarbeiter haben längst begriffen: Ohne Automatisierung bleibt man zweitklassig. In den letzten Jahren sind einige Hidden Champions im Bereich Sondermaschinenbau und Pharmatechnik entstanden, die auf Fachkräfte mit Roboterkompetenz angewiesen sind. Wer behauptet, in Mecklenburg gebe es „nur Landwirtschaft und Windräder“, hat wohl die smarte Logistik im Überseehafen verpasst.
Wer hier einsteigt – ob jung vom Band, aus der Ausbildung oder nach kleinen Irrwegen –, spürt sehr schnell die Mischung aus Bodenständigkeit und steigendem Anspruch. Die Anlagen sind selten Standard, sondern in vielen Fällen komplexe Unikate. Deshalb gleicht der Alltag selten einer routinemäßigen Bandarbeit. Auf der einen Seite das Surren der Maschinen, auf der anderen der kleine Handy-Testlauf der nächsten Prozessgeneration. Flexibilität ist alles. Wer meint, er könne jeden Tag aufs Neue dasselbe machen, ist ehrlich gesagt fehl am Platz.
Was mir in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen immer wieder auffällt: Die Lernkurve ist steil, aber genau das macht den Reiz aus. Fehler gehören dazu. Mehr als einmal habe ich erlebt, wie ein sensorgesteuerter Transportroboter plötzlich seiner eigenen Vorstellung von Raum und Zeit folgte – und prompt mitten im Sicherheitstor parkte. Nicht zum Lachen, aber auch kein Drama. Fehleranalyse, umprogrammieren, weitermachen. In Rostock übrigens häufig im engen Austausch mit Service, Entwicklung und manchmal dem Hausmeister (wenn die Lichtschranke wieder einen Schatten jagt, den sie laut Plan gar nicht finden dürfte).
Nun zur finanziellen Seite. Das Einstiegsgehalt für Robotereinsteller in Rostock startet meist bei 2.800 €, mit Erfahrung und Zusatzqualifikationen sind bis zu 3.800 € drin. Wer etwas tiefer in die Inbetriebnahme, Softwarepflege oder sogar Ferndiagnose für Kunden geht, kommt auch mal an die Marke von 4.000 € oder mehr. Aber beim Geld ist es wie überall: Wer stur Tarifverträge erwartet, wird sich wundern – manche Unternehmen zahlen deutlich mehr, wenn man bereit ist, Verantwortung zu übernehmen oder Rufbereitschaft zu schleppen (was in der Automobil- oder Lebensmittelindustrie durchaus mal ein paar unruhige Nächte bedeutet).
Ich höre oft von Frischlingen, dass sie „Angst vor den Technikwellen“ haben – dem ständigen Nachziehen, dem Druck, nie ausgelernt zu haben. Ich kann es nur bedingt nachvollziehen. Klar, es gibt die nervigen Software-Updates, die plötzlich alles anders machen; aber in Rostock ist der Zusammenhalt in den Teams stark. Wer fragt, wird selten stehen gelassen. Außerdem gibt es regional interessante Weiterbildungsoptionen, von Technikerschulen über intensive Herstellertrainings bis zu kurzen Programmierworkshops. Meiner Erfahrung nach ist niemand so hungrig auf neue Technologien wie eine Werftroute, auf der mal wieder ein Roboter für einen Prototypen tanzt, den gestern noch keiner kannte.
Ein Beruf voller Kontraste: Zwischen feinen Messwerten und öligen Händen, zwischen digitaler Prozesswelt und echter Verantwortung. Wer was bewegen will – und nicht nur am Bildschirm – wird hier in Rostock fündig. Es ist kein einfacher Einstieg, manchmal frustriert der Technikdschungel oder das berühmte norddeutsche „Na ja, das klappt schon“. Aber: Wer anpackt, wer keine Angst vorm Nachfragen hat, kann hier Wurzeln schlagen.
Bleibt noch die Frage: Sind Roboter eigentlich die besseren Kollegen? Kann sein, dass sie nie Kaffee holen, aber eins lernt man schnell – sie können nur so gut sein wie die Menschen, die sie einstellen. Und das ist, wenn ich ehrlich bin, beruhigend.
Das könnte Sie auch interessieren