Dürr Systems AG | Borsdorf
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TISORA Sondermaschinen GmbH | 09028 Chemnitz
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Manchmal frage ich mich, ob Außenstehende wirklich erahnen, was sich hinter dem Jobtitel „Robotereinsteller“ verbirgt – da spukt das Bild vom übermütigen Techniker durch die Hallen der Industrie, Schraubenschlüssel links, Laptop rechts, ständig von flackernden Lichtleisten umgeben. Von wegen. Die Realität in Leipzig zeigt sich facettenreicher – pragmatischer, aber auch mit ordentlich Potential für überraschende Momente. Vor allem für jene, die gerade erst einsteigen oder von anderen technischen Berufen herüberwechseln, lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen.
Robotereinsteller – das klingt nach Männer in weißen Overalls und blinkenden Laboren. Die Wahrheit? Industriehallen, Produktionslinien, Automobilzulieferer – das ist das Leipziger Tagesgeschäft. Hier geht es nicht bloß ums „Knöpfchendrücken“. Das A und O ist das Einrichten, Justieren und – hier schauen Einsteiger oft ganz groß – das Optimieren von Industrierobotern. Es geht um das millimetergenaue Anpassen der Bewegungsabläufe, damit Greifarme, Schweißroboter oder Palettierer tatsächlich das machen, wofür sie angeschafft wurden. Oft steht man an laufenden Anlagen – alles rattert, riecht nach Öl, das Timing ist eng. Richtig spannend wird's, sobald eine neue Steuerungssoftware kommt. Dann heißt es: „Kannste das? Probier’s mal!“ Selten vorhersehbar. Gelegenheiten zum Mitdenken, Fehler suchen, anpacken – und sei es mit improvisiertem Klebeband, gibt es genug.
Jetzt mal ehrlich: Wer an Robotik denkt, sagt meistens Stuttgart, Wolfsburg, vielleicht noch München. Leipzig fällt selten. Und doch, gerade hier tut sich seit einigen Jahren so einiges: Automobilzulieferer expandieren, der Maschinenbausektor wird digitaler, neue Logistikzentren tauchen aus dem Boden auf. Was viele unterschätzen: Leipzig bietet inzwischen ein ganz eigenes Ökosystem – nicht laut, aber mit Widerhaken. Die Nachfrage nach Könnern, die zwischen SPS-Programmierung und handfester Fehlersuche nicht kapitulieren, wächst schleichend, aber solide. Wer sich darauf einlässt, merkt schnell: Die Betriebe schieben zwar keine Raketen vom Hof, aber Routinearbeit ist das längst nicht mehr.
Von außen betrachtet wirkt das Berufsbild manchmal wie ein Lehrbuchfall für Fachidiotie: Ein bisschen elektrische Grundlagen, ein Tick Pneumatik, viel Programmieren, aber irgendwie von allem immer nur ein Stück. Hier ein Beispiel, das ich nicht vergessen werde: Kollege, Quereinsteiger aus der Kfz-Ecke, wird nachts um drei zum Linienstillstand gerufen, weil der Roboter plötzlich alles außer greifen kann. Erst mit einem Spürsinn für die berühmte Kleinigkeit – ein loser Sensorstecker – war’s gelöst. So läuft das oft. Man muss nicht alles bis ins letzte Bit beherrschen, aber den Ehrgeiz, Technik und Problem zu entwirren, den sollte man schon mitbringen. Salopp formuliert: Wer zu ordentlich tickt, braucht manchmal Geduld mit sich selbst, weil die Aufgaben selten ganz lehrbuchkonform daherkommen.
Stichwort Gehalt – das ewige Thema. Leipzig liegt leicht unter westdeutschem Niveau, aber auch hier hat sich was bewegt: Einstiegsgehälter im Bereich von 2.800 € bis 3.100 € sind keineswegs unrealistisch, erfahrene Robotereinsteller – besonders mit SPS-Kenntnissen oder Erfahrungen an komplexen Fertigungslinien – landen mittlerweile auch bei 3.200 € bis 3.600 €. Wer Branchenaffinität mitbringt, etwa aus dem Automobilumfeld, schiebt sich manchmal noch etwas darüber. Aber wem erzähle ich das – alles steht und fällt letztlich mit eigenem Einsatz, Lust auf Technik und der Bereitschaft, sich in Schichten zu organisieren (keine Erfindung von gestern). Leipzig bleibt dabei eigen: Die Strukturen sind familiärer, die Weiterbildungsangebote oft praxisnah, die Talente von heute werden, wenn sie dranbleiben, hier nicht liegen gelassen. Es ist keine goldene Zukunft garantiert – aber eine solide, fachlich reizvolle Gegenwart.
Bleibt die große Frage: Ist dieser Beruf in Leipzig nun etwas für alle mit Faible für Technik? Schwer zu sagen. Wer Lust auf findige Problemlösungen hat, gern an der Schnittstelle von Software, Hardware und echter Produktionstaktung arbeitet, wird etwas finden, das den Kopf fordert. Die Routine ist da, der Puls des Alltags manchmal hektisch, und nicht jeder Fehler ist mit zwei Mausklicks gelöst. Doch für mich zeigt sich hier eine dieser seltenen Schnittstellen im Arbeitsmarkt: Es ist noch kein „Roboterland“ wie im Großstadtrausch, aber gerade diese Unaufgeregtheit gibt Spielraum – für Entwicklung, für eigene Handschrift, für ein Berufsethos, das nicht im Jobtitel steckt. Und hin und wieder fragt man sich, ob das nicht sogar mehr wert ist als so manches Hochglanzangebot. Vielleicht. Ganz sicher bin ich mir manchmal selbst nicht – und das, finde ich, macht diesen Beruf in Leipzig eigentlich erst spannend.
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