Sonoco Consumer Products Europe GmbH | 23539 Lübeck
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GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel | 24103 Kiel
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Manchmal, wenn ich abends aus der Halle trete und der Dunst der Ostsee über dem Gewerbegebiet hängt, frage ich mich schon: Wer hätte sich vor zwanzig Jahren vorstellen können, dass hier, in Kiel-Schilksee oder am Ostufer, Tag für Tag Robotereinsteller Konjunktur haben? Nein, das ist kein Hightech-Vorstand oder IT-Philosoph, sondern jemand, der Roboterarm und Sensortechnik zum reibungslosen Lauf bringt. Auf Werkbankhöhe. Mit öligen Händen – und einem Hirn, das permanent zwischen Handbuch und Bauchgefühl laviert.
Ob in den ehemaligen Schiffswerften, den Automobilzulieferern in Wik oder bei agilen Mittelständlern irgendwo im Kieler Umland – Robotereinsteller sind nervöse Taktgeber der Produktion geworden. „Einmal schnell die Bahn teachen und fertig“: Wer das behauptet, war vermutlich nie nachts beim Kaltstart, wenn eine fehlerhafte Achse den ganzen Fließprozess lahmlegt. Für Einsteiger klingt’s zunächst nach einer Mischung aus Elektroniker, Programmierer und Mechaniker. Ist es im Kern auch. Doch der Fingertipp auf’s Tablet ist selten die Lösung: Ein Sensor meldet Chaos? Die Ursache kann von defekten Kabeln bis zu abenteuerlichen Softwarebugs reichen.
Jetzt kommt der regionale Twist: Kiel ist keine Metropole wie Hamburg oder Stuttgart, aber unterschätzen sollte man die Szene nicht. Die Nähe zu maritimen Anlagen, die enge Verzahnung mit der Forschung an FH und Uni und das, nennen wir es mal, spezifisch norddeutsche Selbstverständnis… All das macht Robotereinstellen in Kiel zu einer Art Grenzgang. Hier arbeitet man oft an älteren Systemen, die schon bessere Tage gesehen haben – und parallel an Neuentwicklungen, die erst gestern aus dem Entwicklungsbüro getrudelt sind. Wer meint, der Job sei monoton, liegt gewaltig daneben. Es geht nicht um endloses Abarbeiten von Protokollen, sondern um situatives Problemlösen. Längerer Atem, Nerven – und der Mut, mal gegen den Strom zu schwimmen.
Reden wir mal offen: Das Gehalt schwankt erheblich. Einsteiger landen meist zwischen 2.800 € und 3.200 €, wobei die Spreizung nach Qualifikation und Betrieb enorm sein kann. Wer sich in SPS-Programmierung, Systemintegration und Fehlersuche tief eingräbt oder sogar maritimes Spezialwissen mitbringt, wird im oberen Bereich eher gesehen. Andererseits: In kleinen Betrieben – ja, auch davon gibt’s in Kiel einige – kann der Verdienst niedriger ausfallen, manchmal gar zu niedrig für die Verantwortung, die mit einer fehlgeschlagenen Taktzeit oder missachteten Sicherheitsrichtlinie verbunden ist. Es bleibt ein Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Oder, wie ein erfahrener Kollege mal meckerte: „Hier gibt's keinen Orden für’s Nachtschichten-Schieben – aber den Ärger, wenn der Roboter steht, den gibt’s gratis.“
Wer glaubt, mit dem Abschluss in der Tasche sei es getan, täuscht sich gewaltig. Technische Schulungen, Programmier-Updates, Normenkenntnis: Das läuft in Dauerschleife. Gerade in Kiel ist die Bandbreite an Weiterbildungsangeboten ordentlich, von fachspezifischen Kursen über die Gewerke hinaus (Stichwort: Hydraulik trifft IT), bis zu Zertifikaten, die in den Werften und Zulieferkreisen wirklich zählen. Was viele unterschätzen: Auch die Soft Skills werden wichtiger. Nervenstärke etwa, wenn bei eisigem Wind die Produktionshalle schlottert und parallel der Termindruck wächst. Wer offen bleibt, überprüfen will, nachfragt – der wächst an der Aufgabe, nicht umgekehrt.
Für mich wirkt der Beruf wie ein zu groß geratener Baukasten, den ständig jemand umsortiert. Mal bin ich Entwickler, mal Improvisationskünstler, mal schlicht Reparaturwerkzeug mit Gehirn. Kiel, mit seiner Mischung aus Innovationswillen und hanseatischer Skepsis, gibt diesem Job noch eine Prise Eigenwilligkeit mit. Es ist kein Spaziergang – aber eben auch keine Raketenwissenschaft. Man braucht nur die Mischung aus Zähigkeit, Faszination fürs Detail und eine gewisse Gelassenheit, wenn irgendwo wieder ein Kabel falsch blinkt. Und das, ganz ehrlich, gibt’s nicht überall. Wer Zweifel hat: Einfach mal in die Halle gehen, wo’s nach Metall und Meer riecht. Die Antwort kommt schneller, als man denkt.
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