FUNKE Mediengruppe | 59929 Brilon
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IU Duales Studium | 40213 Düsseldorf
Rump Strahlanlagen GmbH & Co. KG | 33154 Salzkotten
Beckhoff Automation GmbH & Co. KG | 33415 Verl

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Eigentlich wollte ich nie Redakteur werden. In der Schulzeit hatte jeder Journalist diesen leicht zynischen Ton: „Was hier wirklich passiert, das steht zwischen den Zeilen.“ Nun sitze ich, etwas wider Willen, mit Laptop und Koffeintasse am Fensterbrett, blicke auf Hamm, diese unterschätzte, manchmal ruppig-charmante Stadt, und frage mich: Wer sind wir eigentlich, die Online-Redakteurinnen und -Redakteure vor Ort – und was bedeutet das heutzutage überhaupt noch?
Wer den Beruf Redakteur Online wählt, entscheidet sich für Tempo. Schlagzeilen, die morgens um zehn noch relevant scheinen, sind mittags oft Makulatur. Im Ruhrgebiet (ja, Hamm zählt dazu, auch wenn die Diskussion nie endet) fühlt sich diese Geschwindigkeit noch spezieller an. Einerseits gibt es die traditionellen Lokalblätter, die immer wieder unter Druck geraten. Andererseits schießen digitale Medienformate aus dem Boden – gelegentlich etwas bemüht hip, aber meistens mit echtem regionalem Herzblut. Wer bei so etwas einsteigt, sollte Fixpunkte mögen. Die Themenvielfalt reicht von Stadtratsdebatten zu nachhaltigen Bauprojekten bis hin zu diesen scheinbar nebensächlichen, aber viral-geadelten Geschichten aus der Nachbarschaft. Und ja, manchmal reicht ein vermeintlich banales Baustellenvideo, um die Klickzahlen in Richtung Sonnenaufgang zu treiben.
Was viele unterschätzen: Die Arbeit als Online-Redakteur ist oft weniger Glitzer als gedacht. Tektonische Verschiebungen in der Medienlandschaft spürt man in Hamm hautnah. Mittendrin ist die eigene Rolle ein ständiges Ringen – zwischen Anspruch und Ressourcen, zwischen vielschichtiger Recherche und knapp bemessenem Zeitbudget. Die Redaktion? Mal urban-cool, mal bodenständig-ländlich, fast immer digital im Hybridbetrieb – mit Videokonferenzen, Slack-Gefechten und einer ordentlichen Portion Improvisation. Manchmal staune ich selbst, wie viele Aufgaben parallel jongliert werden: Texten, Redigieren, Headlines bauen, Social Media bespielen, Bildauswahl treffen, auf Rechtschreibung achten – und dann noch ein Ohr für den nächsten Aufreger im Rathaus. Besonders in Hamm, wo Lokalpolitik und Bürgernähe einen hohen Stellenwert haben, ist Sachlichkeit Pflicht, ironische Distanz Kür.
So, jetzt zum heiklen Teil: Über Zahlen spricht man nicht gern, aber im Online-Redaktionsgeschäft flattern sie nun mal wie Spatzen gegen die Fensterscheibe. Der Einstieg liegt in Hamm – aus meiner Erfahrung und dem, was Kolleginnen und Kollegen murmeln – meistens zwischen 2.600 € und 2.900 € monatlich, abhängig davon, ob man eine journalistische Grundausbildung, Studium oder beides vorweisen kann. Nach ein paar Jahren schiebt sich das Gehalt in die Richtung von 3.100 € bis 3.700 €, wenn Schreiben, Kanäle und Konfliktgespräche zum Repertoire gehören. Klar, in München kratzt mancher leicht an der 4.000-€-Marke. Aber das sind andere Spiele, andere Kosten, andere Nerven. Hier in Hamm sichert das Gehalt solide den Alltag, und die Lebenshaltungskosten lassen genug Raum für den gelegentlichen Freibadbesuch mit Pommes rotweiß. Ist das gerecht? Hängt an der persönlichen Erwartungshaltung. Ich finde: Wer das Spiel mit der Aufmerksamkeit zuverlässig meistert, verdient mehr gesellschaftliches Ansehen – aber gut, das klären wir beim nächsten Betriebsfest.
Wer glaubt, Online-Redakteurin in Hamm zu sein, hieße „einfach nur tippen“, wird enttäuscht. Die digitale Welt gibt den Takt vor: Immer neue Tools, KI-gestützte Recherche, Storytelling in Multimedia-Formaten – und der Algorithmus sitzt mit am Tisch. Weiterbildung ist kein freundliches Extra, sondern Überlebensstrategie. Ob man regelmäßig an Schulungsangeboten der lokalen Medienhäuser teilnimmt, sich autodidaktisch durch YouTube-Tutorials schlägt oder endlich den Sprung in die Podcastproduktion wagt – der technische Tellerrand in Hamm ist erstaunlich weit. Und manchmal denke ich, der entscheidende Unterschied ist nicht Digitalaffinität, sondern die Lust, nach Feierabend noch einen verrückten Livestream zu kommentieren. Vieles, was früher Nische schien, ist inzwischen Teil des Jobs.
Bleibt die Frage: Ist das nicht alles nervig, rastlos, wenig glamourös? Vielleicht. Aber bei Licht betrachtet: Wer sich für die Rolle als Online-Redakteur in Hamm entscheidet, der bekommt Einblicke, die man in keinem Masterkurs für Medienmanagement gewinnt. Nähe zur Community, Kontakt zu echten Geschichten, das Gefühl, am Puls eines Ortes zu arbeiten, der irgendwo zwischen Tradition und digitaler Transformation pendelt. Nicht ganz leicht. Aber auch nicht zu ersetzen.
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