Generation Handwerk | 95326 Kulmbach
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Karl Geyer GmbH | 95326 Kulmbach
Elke Wüstemann GmbH | Halle (Saale)
Breitseite | Halle (Saale)
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Wer sich ernsthaft mit der Kunst – nein, der Praxis! – des Raumausstatters beschäftigt, stößt zwangsläufig auf eine gewisse Skepsis: Ist das überhaupt noch ein Beruf mit Zukunft, oder kann das heute jede Hobby-Dekorateurin mit Social-Media-Konto und ein paar YouTube-Tutorials? Für mich – nach einigen Jahren in und um die Altbauten der Erfurter Innenstadt und diversen Vorstadthäusern – ist das Ganze viel weniger schick als viele denken und zugleich viel anspruchsvoller, als Außenstehende ahnen. Handwerk? Definitiv. Leidenschaft? Gern, aber manchmal eher Überlebenskunst mit Hammer und Staubschutzmaske.
Die typische Arbeitswoche ist ein Paradebeispiel für Vielseitigkeit. Wer als Berufseinsteiger oder Quereinsteiger unterwegs ist, merkt schnell: Kein Auftrag gleicht dem anderen. Die Palette reicht vom Verlegen moderner Designböden in frisch sanierten Mietwohnungen über das Aufpolstern altdeutscher Recamieren bis zum millimetergenauen Anbringen von Schienensystemen und der Auswahl passender Vorhangstoffe. Manchmal sogar im selben Haus, am selben Tag. In Erfurt, wo 1970er-Plattenbauten auf Jugendstil und Gründerzeit stoßen, braucht man ein Händchen für pragmatische Kompromisse. Etwa dann, wenn Omas Rosensofa mit den extrabreiten Fensterflächen einer Reihenhaus-Neubausiedlung harmonieren soll.
Eines vorab: Wer sofort auf das schnelle Geld schielt, läuft am eigentlichen Berufsziel vorbei. Das Einstiegsgehalt in Erfurt startet häufig zwischen 2.300 € und 2.700 €, je nach Betrieb und Vorerfahrung. Mit ein paar Jahren Praxis und vielleicht einer Zusatzqualifikation – nennen wir es Polsterhandwerk oder Stilsicherheit – lassen sich 2.800 € bis 3.200 € verdienen. Klar, zu wenig für das Penthouse in der Augustinerstraße, aber stabil genug für eine solide Basis. Das Interessante: Die Nachfrage schwankt zwar saisonal und Projektweise, aber Erfurt kennt seine Altbausubstanz, die kein Maler allein gebändigt bekommt. Wer Geduld hat und auch filigrane Arbeiten nicht für „Gedöns“ hält, hat wirtschaftlich kein Auslaufmodell gewählt.
Eines der ganz eigenen Themen in Erfurt: Tradition und Umbruch liegen dicht beieinander. Viele Betriebe sind familiengeführt, teilweise seit Generationen – klingt romantisch, ist aber manchmal eher ein Drahtseilakt zwischen Altbewährtem und dem, was Kundschaft heute will. Hobeln an Massivholz, Stoffauswahl per Tablet, Renovierung in denkmalgeschützten Vierteln – das Handwerk sucht ständig nach Balance. Ein Fallbeispiel? Neulich ging es darum, einen barrierefreien Zugang in eine hundertjährige Schülerbibliothek zu integrieren, während gleichzeitig historische Vorhangdekorationen erhalten bleiben sollten. Die Lösung lag irgendwo zwischen technischem Know-how, Pragmatismus und stundenlangem Tüfteln mit Zollstock und Team. Kein Lehrbuchmaterial, sondern eine Erfurter Alltagspraxis, die durch keine noch so fancy Einrichtungskette zu ersetzen ist.
Wer langfristig relevant bleiben will – klingt jetzt fast nach Unternehmerdenkweise, ist aber pure Selbsterhaltung – kommt an Fortbildungen nicht vorbei. Die regionale Handwerkskammer ist kein verstaubter Seminarhof, sondern tatsächliche Lebensader: Ob Innovationsworkshops zu nachhaltigen Materialien oder praktische Polsterabende, hier trifft man Kolleginnen, die wirklich wissen, wie spröde Leder aus Bauhauszeiten wieder geschmeidig werden. Zudem: Digitale Aufmaßsysteme und moderne Farbberatung verändern auch in Thüringen die Anforderungen. Wer sich entwickeln will, braucht stille Geduld und wache Augen für Trends. Ehrlich: Wer glaubt, jedes Jahr läuft gleich, hat entweder die letzten Monate verschlafen oder nie einen Wasserschaden hinter einer Gipskartondecke gesehen.
Raumausstattung in Erfurt heißt: Alltag zwischen handfesten Herausforderungen, kreativen Auftraggebern und manchmal störrischen Altbaufallen. Man lebt zwischen Stofflagern, Besprechungsnotizen und Farbfächern – und eigentlich nie im „Fertig-Modus“. Ideal? Nein. Berechenbar? Selten. Aber ehrlich: Wer Freude an praktischen Lösungen, echten Materialien und einer kleinen Prise Chaos hat, wird hier gebraucht. Und: Gute Leute fallen auf – nicht nur beim Gehaltszettel, sondern bei jedem zufriedenen Kunden in den Fluren der Erfurter Stadtviertel.
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