Raumausstatter Jobs und Stellenangebote in Aachen
Beruf Raumausstatter in Aachen
Raumausstatter in Aachen: Zwischen Maßband und Zauberhand
Morgens der Blick aus dem Fenster – Regen auf dem Kopfsteinpflaster, irgendwo bimmelt abrupt eine Straßenbahn, und ich frage mich nicht zum ersten Mal: Wozu braucht man in Aachen eigentlich noch einen Raumausstatter? Gefühlt kann man heute alles dreimal billiger im Netz kaufen: Gardinen, Polster, Tapeten, angeblich sogar die gute Handwerkskunst per Selbermacher-Anleitung. Doch was viele unterschätzen: In einem Altbau am Rande des Lousbergs – sagen wir, 1873 gebaut, überall schiefe Wände, verborgene Geschichten und dieser spezifische Aachener Geruch nach feuchtem Gemäuer – da hilft kein Online-Shop. Da zählt jeder Zentimeter, jede Fuge, jede kluge Hand. Genau da fängt der Beruf an, den ich hier in den letzten Monaten von Grund auf kennengelernt habe – mit Freude, Neugier, aber auch handfesten Muskelkatern.
Das Handwerk: Echtes Können statt Einheitsware
Manche Leute irritiert diese Mischung: handfest und kreativ, mathematisch und verspielt. Der Beruf? Klar, irgendwo zwischen Handwerk, Gestaltung und technisch-praktischer Präzision. Gestaltet wird – logisch – mit Stoffen, Farben, Böden, Sonnen- und Sichtschutz, Polstern und manchmal auch mit schwerem Gerät. Das Arbeitsmaterial? Durchaus unterschiedlich: Mal wuchtet man zehn Meter Flachgewebe durch ein enges Altbautreppenhaus, mal steht man mit dem Tablet im Designstudio neben der Kundin, die partout kein Beige will, aber auch nicht „zu bunt“. Zwei Welten, die in Aachen aufeinanderprallen, manchmal direkt im gleichen Raum.
Regionaler Alltag: Von Tradition bis Hightech
Natürlich, Aachen ist kein anonymer Großstadt-Moloch. Hier kennt oft noch jeder jeden, vor allem in der Handwerkerszene. Viele Betriebe sind seit Generationen in Familienhand und das ist Fluch und Segen zugleich: Einerseits teils stabiler Kundenstamm, andererseits wenig Lust auf Experimente – bis der Enkel dann doch das smarte Rollosystem vorschlägt. Was mir erst spät bewusst wurde: Digitalisierung schleicht längst ins Tagesgeschäft. CAD-Programme für Raumpläne, 3D-Stoffsimulationen, smarte Lichtkonzepte – was früher als Spielerei galt, ist heute Auftragserwartung. Ja, auch für Berufseinsteiger. Wer damit umzugehen weiß, hat mehr als einen Fuß in der Tür. Und trotzdem. Ob man bei einer Traditionsfirma oder beim aufstrebenden Wohnkonzept-Startup landet: Ohne Fingerspitzengefühl für Materialien und Menschen bleibt auch das Digitalste flach.
Verdienst & Perspektive: Kein Goldesel, aber solide
Hand aufs Herz: Wer in Aachen Raumausstatter wird, tut es nicht (nur) wegen des Geldes. Der Einstieg liegt meist irgendwo rund um 2.200 € bis 2.600 €. Mit Erfahrung – und einem gewissen regionalen Spezialwissen, etwa bei Denkmalschutzprojekten am Frankenberger Viertel oder den unvermeidlichen Villensanierungen in Laurensberg – kann man sich langsam hocharbeiten. Realistisch? 2.800 € bis 3.200 € sind als erfahrene Fachkraft drin, in Ausnahmefällen mit Zusatzqualifikation auch darüber. Wer Leitungsverantwortung übernimmt, zum Beispiel in einem spezialisierten Fachbetrieb oder als Projektcoordinator, sieht ein paar Hundert Euro mehr auf der Abrechnung. Aber: In den alten Betrieben zahlt der Name oft schlechter als das knallharte Projektsegment – und ausgerechnet letztere suchen händeringend Leute mit Profil.
Weiterentwicklung: Sackgassen, Nischen, Umwege
Was viele unterschätzen (und woran ich selbst erstmal gescheitert bin): Es gibt im Aachener Raum eine bemerkenswerte Vielfalt an Nischen. Vom traditionsbeladenen Polsteratelier am Ponttor bis zum Hightech-Innenraumgestalter für Hörsäle und Start-ups – alles dabei. Weiterbildungen sind nicht bloß Pflichtübung: Wer sich Richtung Meister öffnet, Spezialqualis (z. B. bei Akustiklösungen, nachhaltigen Materialien oder Digitalplanung) holt, kann erstaunlich flexibel agieren. Die Industrie der Region schaut übrigens genau hin: Wer smart denkt, kann in Verlage, Museumstechnik oder Bauplanung wechseln. Ein Spaziergang ist das nicht – aber ein echtes Sprungbrett. Vorausgesetzt, man geht mit offenem Blick und der Bereitschaft, etwas mehr zu wollen als den x-ten Vorhang richtig zu säumen.
Resümee: Nie ganz planbar – und genau darin liegt der Reiz
Ist das glamourös? Eher selten. Aber ich kenne wenige Berufe, in denen buchstäblich am Ende des Tages der Raum sich völlig gewandelt hat – und man das Ergebnis mit eigener Hand geschaffen hat, mitten in einer Stadt, die sich nie so ganz entscheiden kann zwischen alt und neu. Wer sattelfest, neugierig und bereit ist, ungeplante Wege zu gehen, dem winkt hier eine Aufgabe mit Substanz. Man muss nicht alles lieben – volle Werkstatt, kritische Kunden, kalkulierbare Unsicherheit inklusive. Aber wer’s schafft, wird es selten bereuen. Oder? Zumindest habe ich das noch nie von einem gehört, der es ernst gemeint hat.