Produktionsingenieur Jobs und Stellenangebote in Gelsenkirchen
Beruf Produktionsingenieur in Gelsenkirchen
Produktionsingenieur in Gelsenkirchen: Zwischen Stahl, Strukturwandel und neuen Spielregeln
Ich bin ehrlich: Gelsenkirchen pflanzt sich einem nicht direkt als Hochglanz-Standort für Ingenieurkarrieren ins Gehirn. Konzerthaus, Parklandschaft, Traditionsvereine – finde ich alles sympathisch. Aber sobald es um Produktionsingenieurwesen geht, bleibt das Image robust, bodenständig, mit dem letzten Hauch von Schwerindustrie, der in der Luft liegt. Klar, es ist nicht mehr das monotone Einerlei von Zechen und Stahlwerken wie zu Opas Zeiten. Was sich mittlerweile unter diesem Label abspielt, ist präziser, vernetzter, teils sogar elegant – zumindest, wenn man im Schaltschrank das Kabel findet, das man gerade sucht.
Ins Produktionsingenieurwesen in Gelsenkirchen steigt niemand aus Jux und Dollerei ein. Wer hier anfängt, stößt auf eine Schnittmenge: Anlagenbau, Fertigungstechnik, vielleicht sogar ein bisschen Chemie, falls die Cluster um Scholven locken. Der Arbeitstag? Selten planbar. Sie werden heute eine Maschine einfahren, morgen ein Energiemanagementsystem anpassen und übermorgen mit dem Betriebsrat ringen, warum Optimierung nicht immer Entlassung bedeutet. Manchmal fühlt sich das an wie Jonglieren mit Tellern auf einem windigen Förderband – und spätestens wenn das Band ruckelt, lernt man Empirie und Pragmatismus auf Gelsenkirchener Art kennen. Kein schlechtes Training für Neuankömmlinge: Wer flexibel bleibt und bereit ist, ab und zu die Ärmel schmutzig zu machen (und die Theorie loszuwerden, die im Studium noch heilig war), wird nach ein paar Monaten merken: Die Praxis hat die besseren Argumente.
Natürlich, das Gehalt. Was verdient man denn so als Produktionsingenieur hier? Die Bandbreite ist größer, als viele denken. Da gibt es einerseits die altehrwürdigen Familienunternehmen, die ein solides – wenngleich selten an den oberen Tarifen kratzendes – Einstiegsniveau bieten. Sagen wir: Zwischen 3.400 € am Anfang und 4.400 € mit ein paar Jahren Erfahrung im klassischen Maschinenbau-Umfeld. Wechselt man allerdings in die größer dimensionierten Zulieferbetriebe für Energie oder Automobil, landet man schnell in einer anderen Liga: 4.800 € bis 5.500 € – nach oben hin immer mit dem kleinen Sternchen, das Engagement, Zusatzfähigkeiten und auch eine Portion Glück erforderlich macht. Ach, und dann sind da noch die Abstufungen nach Funktion: Ein Produktionsingenieur, der Prozessketten eigenständig umkrempelt, argumentiert nicht auf dem gleichen Niveau wie einer, der Stücklisten kontrolliert. Dafür hat Gelsenkirchen – bei aller industriellen Geschichte – ein Wort übrig: Differenzierung.
Aber was heißt das alles für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger, die auf ein bisschen Sinn, Rang und auch einen Fußabdruck hoffen? Die Wahrheit: Hier laufen Trends aufeinander zu, die anderswo noch nebeneinander existieren. Ja, Industrie 4.0 ist auch in Gelsenkirchen ein Thema. Allerdings selten als flirrende PowerPoint-Präsentation, sondern als handfeste Umstellung im laufenden Betrieb – der alte Maschinenpark trifft also auf neue Sensortechnik, und mittendrin: Produktionsingenieure, die vor der Frage stehen, wer bei aller Automatisierung am Ende den Stecker ziehen darf. Die Digitalisierung ist kein Versprechen, sondern eine Baustelle. Ein positiver Nebeneffekt: Wer mit SAP, MATLAB oder Anlagenvirtualisierung handfest umgehen kann, bekommt nicht nur Blicke, sondern Aufgaben zugewiesen. Im besten Fall gleich am zweiten Tag.
Und dann ist da noch der Strukturwandel, dieses große, nie wirklich endende Thema im Ruhrgebiet. Man spürt ihn bei jedem Wechsel in den Werkshallen: Hier wird adaptiert, gebaut, gekürzt – aber auch Chancen geschaffen, die anderswo längst in Corporate-Nostalgie eingerostet wären. Weiterbildung ist kein leeres Schlagwort, sondern echte Notwendigkeit. In der Region gibt es Kooperationen mit Hochschulen, oft sogar sehr konkret und praxisnah, etwa im Bereich Verfahrenstechnik oder Energieeffizienz – und so kann man eigenes Profil schärfen, wenn man sich nicht vor Lernkurven fürchtet.
Ich will nichts beschönigen: Es gibt Momente, in denen man sich fragt, ob man hier nicht auf verlorenem Posten steht. Wenn der nächste Kostendruck anrollt oder wenn Personalabteilungen beschließen, wieder „effizienter“ zu werden. Aber ich habe immer wieder gesehen: Die, die sich durchbeißen, die mitdenken, Fragen stellen, quer eingestiegen sind oder gerade erst angefangen haben – sie treiben Innovationen an, die man in den schicken Magazinen der Großstädte längst versäumt hat. Rückschritte gibt’s gratis, Stillstand ist selten, Reibung fast garantiert – aber genau das macht die Arbeit als Produktionsingenieur in Gelsenkirchen zu einem ziemlich echten, ziemlich fordernden und manchmal gerade deshalb überraschend befriedigenden Beruf.